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Geburtenentwicklung in Deutschland: Zwischen Dramatisierung und Verharmlosung.

Artikel 0438 Im Vorfeld des am 1. Januar 2007 erfolgten Starts des so genannten "Elterngeldes" als einem in Deutschland neuen familienpolitischen Instrument, konnte man wieder mal in geballter Form Düsteres über die Gegenwart und vor allem die Zukunft der Geburtenhäufigkeit in Deutschland vernehmen. Die Tatsache, dass sich die deutsche wie die Bevölkerungen der meisten vergleichbaren Länder seit längerem nicht mehr komplett reproduziert (mehr als 2 Kinder pro Frau), wird zum Anlass genommen, von "Gebärstreik", Bevölkerungs-Implosion", Deutschland stirbt aus" und einem "freien Fall der Geburten" mit verheerenden Folgen für das Wohlstandsniveau in Deutschland zu reden.
Diese dramatischen Analysen und Prognosen wirken noch düsterer, wenn sie mit der Annahme einhergehen, diese Entwicklungen seien unvermeidbar und entzögen sich jeglicher politischen Gestaltung. Diese Art des "demografischen Fatalismus" wird aber auch immer wieder durch eine Art "demografischen Aktionismus" unterbrochen, der meist mit dem Inkrafttreten eines neuen Geburtenförderungsprogramms, also aktuell mit der Einführung des Elterngeldes und einiger für sich gelungenen Projekte zur "Vereinbarkeit von Familie und Erwerbstätigkeit" einhergeht.

Beide Varianten der Demografiedebatte vernachlässigen sehr oft die tatsächliche Komplexität des Themas und ziehen positiv oder negativ falsche und verkürzte Schlüsse, hegen und verbreiten falsche Hoffnungen und lösen falsche Verhaltensweisen aus.

Einen Teil der Komplexität stellt ein im Jahr 2006 in der GEK-Schriftenreihe zur Gesundheitsanalyse erschienener Text des Bremer Sozial- und Gesundheitswissenschaftlers Bernard Braun zum Thema "Geburten und Geburtshilfe in Deutschland" auf den Seiten 6 bis 81 dar. Er hofft, damit zur Versachlichung und einer größeren Realitätsnähe der Debatte über die empirische Entwicklung der Geburtenhäufigkeit, deren Ursachen und Beeinflussungsmöglichkeiten beizutragen.

Dies geschieht durch die theoretische und empirische Aufbereitung folgender Themen und Aspekte:

• Die Entwicklung des Geburtengeschehens in Deutschland über die letzten hundert Jahre und nicht nur für die Zeit der alten Bundesrepublik. Erst dann erkennt man, dass das hohe Geburtenniveau in der Startphase der Bundesrepublik ein durch die materiellen und mentalen Sonderbedingungen des Wirtschaftswunders bedingte Abweichung "nach oben" war und ein Teil des "Pillenknicks" die Rückkehr zur deutschen Geburten-Normalität war.
• Die Darstellung und kritische Würdigung der Aussagekraft unterschiedlicher Indikatoren der Geburtenhäufigkeit. Je nachdem man z.B. das Geburtengeschehen im Querschnitt aller gebärfähigen Frauen in einem Jahr oder im Längsschnitt einer bestimmten Geburtskohorte von Frauen bis zur biologischen Gebärgrenze betrachtet, kommt man zu erheblich unterschiedlichen Zahlen für die sensible öffentliche Debatte. Dargestellt werden die unterschiedlichen Aussagen von Indikatoren wie etwa der rohen Geburtsziffer, der altersspezischen Geburtsziffer, der adjustierten Geburtenrate, des "Tempoeffekts" sowie der Brutto- wie Nettoreproduktionsrate. Soweit dies möglich ist, werden auch die teilweise erheblichen Unterschiede der mit diesen Indikatoren kommunizierten Geburtenwerte dargestellt.
• Die Darstellung und kritische Diskussion der Mängel der unterschiedlichen Datenquellen für die Geburtenentwicklung.
• Die Problematik der Nutzung des Geburtengeschehens als Standortfaktor im internationalen ökonomischen und sozialen Vergleich und Wettbewerb.
• Die Überschätzung der absoluten Größe einer Bevölkerung für deren Wohlstandsniveaus.
• Die problematische Überschätzung des Geburten- und Bevölkerungszuwachses durch Einwanderung.
• Die Darstellung der Geburtenentwicklung als Produkt mehrerer materieller und immaterieller, ökonomischer, sozialer und kultureller Faktoren, Ursachen und Triebkräfte.
• Praktisch gewendet bedeutet dies, dass die Entwicklung der Geburtenhäufigkeit weder von finanziellen Anreizen wie dem Elterngeld, der Existenz einer öffentlichen Betreuungsinfrastruktur, der "Pille", einer kinderfreundlichen Kultur, familienfreundlichen Arbeitsmöglichkeiten allein (!) abhängig ist, sondern eine dynamische Mischung dieser und weiterer Bedingungen erfordert.
• Einen breiten Raum nimmt als Erklärung des Status quo die durch vielfältige soziale Faktoren bedingte Verschiebung des Kinderwunsches in ein dann auch natürlich nach oben begrenztes "Zeitfenster" jenseits des 30. Lebensjahres ein. Dort gerät der Kinderwunsch zunehmend in Konkurrenz mit anderen, genau in diesem biografischen Abschnitt wichtigen Aufgaben (z.B. Karriere, Alterssicherung).
• Am Beispiel der häufig extrem polemisch geführten Debatte der Kinderlosigkeit von Akademikerinnen wird gezeigt, dass es sich dabei zum Teil um den Konflikt zweier gesellschaftlich erwünschter und geförderter Verhaltensweisen handeln kann. Hier führt die bessere und längere Qualifizierung von Frauen zu einem späteren Eintritt ins Erwerbsleben, dessen Dauer durch die soziale Erwartung eines möglichst langen produktiven Beitrags der hochqualifizierten Frauen eher noch länger wird als in der Vergangenheit und sich damit zwangsläufig immer weiter ins das vierte Lebensjahrzehnt hineinschiebt. Das "Zeitfenster" für die Geburt und die Erziehung eines Kindes wird also für hochqualifizierte Frauen unter sonst nicht relevant veränderten Rahmenbedingungen noch zusätzlich kleiner als für alle Frauen.

Hier finden Sie die PDF-Datei des Buches "Geburten und Geburtshilfe in Deutschland".

Bernard Braun, 1.1.2007