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Osteuropa nach dem Kommunismus: Die Lebenserwartung der Männer ist durch den Systemwechsel gesunken

Artikel 0766 Der Zusammenbruch der sozialistischen Systeme in Osteuropa hat für die Bevölkerung in diesen Ländern drastische Veränderungen mit sich gebracht. Diese Verwerfungen in den Arbeits- und Lebensbedingungen wurden von vielen Betroffenen als existenzieller Stress erlebt und haben sogar zu einer kürzeren Lebenserwartung geführt. Dies betrifft insbesondere die Männer im ehemaligen Ostblock: Deren Lebenserwartung ist in den ersten Jahren nach dem Systemzusammenbruch um sechs Jahre gesunken, während sich bei Frauen nur geringfügige Veränderungen zeigten.

Insgesamt zeigt sich nach einer jetzt in der Zeitschrift "Evolutionary Psychology" veröffentlichten Studie, dass der Geschlechts-Unterschied in der Mortalität, also die unterschiedliche Sterblichkeitsrate bei Männern und Frauen sich massiv vergrößert hat. Männer erleben die Anforderungen der Marktwirtschaft und die damit gesetzten Zwänge in erheblich höherem Maße als persönlichen Stress, mit der Folge, dass ihre Lebenserwartung sich seit 1990 im Vergleich zu Frauen sehr viel stärker gesunken ist.

Die beiden Wissenschaftler der University of Michigan verglichen in ihrer Studie die Sterblichkeit von Männern und Frauen und bildeten daraus einen Mortalitäts-Quotienten "Mortalität Männer : Mortalität Frauen". Die Veränderungen dieses Quotienten in unterschiedlichen Phasen (vor, während und nach dem Systemwechsel, von 1985-1999) verfolgten sie für insgesamt 14 Länder des ehemaligen Ostblocks und etwa ein Dutzend westeuropäische Länder. Die Daten hierzu stammen von der World Health Organization WHO bzw. für die DDR aus der Human Mortality Database.

Der zentrale Befund der Studie wird von der Forschern so interpretiert, dass "ein stärkerer Wettbewerb um Ressourcen auch verbunden ist mit dem Zwang zur erfolgreichen Sicherung des Lebensunterhalts, und dies führt zu gesundheitsriskanteren Verhaltensweisen und Stress." Dies wird nach Angaben der Autoren, Daniel J. Kruger und Randolph M. Nesse, etwa daran deutlich, dass die Mortalität durch Gewalttaten und Tötungsdelikte angestiegen sind. "Der ökonomische und politische Systemwechsel war in gesundheitlicher Hinsicht für Männer sehr viel schädlicher als für Frauen, da es vorher kaum Wettbewerbszwänge gab: Hinsichtlich des Sozialstatus oder der materiellen Bedingungen gab es kaum Unterschiede." Nun aber, so Kruger, würden Männer sehr viel stärker als Frauen zu Verhaltensweisen angestachelt, die gesundheitsschädlich sind und Stress mit sich bringen.

Die Analyse hat nach Meinung der Forscher jedoch nicht nur Aussagekraft für den ehemaligen Ostblock. "Die Ergebnisse", so ihr Fazit, "zeigen uns, welche politischen und ökonomischen Rahmenbedingungen auch unsere Gesundheit beeinflussen. Weitere dramatische Steigerung der Einkommens-Ungleichheit könnten zu ähnlichen Effekten auch in westlichen Ländern führen." Sie weisen in ihrem Aufsatz darauf hin, dass der sogenannte Gini-Koeffizient, eine Maßzahl für die ökonomische Ungleichheit eines Landes beispielsweise in Russland sich drastisch erhöht hat. Die Einkommenshöhe der unteren 10 Prozent der Bevölkerung im Vergleich zum Einkommen der oberen 10 Prozent ist dort im Zeitraum 1980-1994 von 3.16 auf 15.10 gestiegen.

• Hier ist eine Pressemitteilung der University of Michigan mit den wichtigsten Befunden: Freedom isn't always healthy for men
• Die Studie ist hier im Volltext nachzulesen (PDF): Economic Transition, Male Competition, and Sex Differences in Mortality Rates (Evolutionary Psychology, 2007. 5(2): 411-427)

Gerd Marstedt, 2.7.2007