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MigrantInnen und öffentliche Gesundheit: "…und Krankheiten schleppen die Migranten auch noch ein!"

Artikel 2637 Die ausgerechnet im traditionellen Einwanderungsland Deutschland zuletzt bei der Diskussion über den UN-Migrationspakt mehr oder weniger (rechts)-radikal geäußerte Sorge um die drohende Einwanderung von Millionen MigrantInnen "in die Sozialsysteme" ist nicht das einzige Stereotyp wenn es darum geht, wenn derzeit über die weltweit fast eine Milliarde MigrantInnen ("on the move") gesprochen wird.
Dazu gehört auch die Behauptung, dass MigrantInnen in vielerlei Hinsicht eine Gefahr für die öffentliche und individuelle Gesundheit in europäischen oder nordamerikanischen Ländern darstellen.

Ob es dafür wissenschaftliche Belege gibt, hat nun die aus 20 führenden Public Health-ExpertInnen aus 13 Ländern bestehende "UCL-Lancet Commission on Migration and Health" in einem zweijährigen Projekt auf der Basis internationaler Daten untersucht und in einem Bericht auf der UN-Konferenz zum Migrationspakt in Marrakesch vorgestellt. Die wichtigsten Ergebnisse sind auch in der aktuellen Ausgabe der auf international vergleichende Gesundheitsanalysen spezialisierten Medizin-Zeitschrift "The Lancet" veröffentlicht.

Aus der Fülle der dort ausführlich belegten Ergebnisse sind folgende für die eingangs erwähnte Debatte beachtenswert:

• Rund 75% der MigrantInnen sind Binnen-MigrantInnen, überschreiten also keine internationalen Grenzen. 258 Millionen Menschen sind internationale MigrantInnen. Deren Anteil an der Weltbevölkerung hat sich zwischen 1990 und 2017 lediglich geringfügig, nämlich von 2,9% auf 3,4% erhöht. 65% von ihnen sind ArbeitsmigrantInnen, d.h. der kleinere Teil sind Flüchtlinge oder Asylsuchende. Dies sind zwar immer noch viele Millionen zu viel, rechtfertigt aber nicht das Stereotyp der gar noch wachsenden "Überflutung" reicher Länder.
• Der zwischen 1990 und 2017 in Ländern mit hohem Einkommen von 7,6% auf 13,4% angestiegene Anteil der internationalen MigrantInnen beinhaltet u.a. auch die wachsende Zahl von StudentInnen oder eben Arbeitsmigrantinnen aus ärmeren Ländern.
• Die Behauptung, Flüchtlinge versuchten überwiegend in die reichen Länder zu kommen, hält einer empirischen Überprüfung nicht stand: Der Anteil von Flüchtlingen ist in Ländern mit niedrigem Einkommen mit 0,7% höher als in Ländern mit hohem Einkommen mit 0,2%.
• Bisher gibt es auch keine Anzeichen, dass MigrantInnen die ökonomische Situation der Aufnahmeländer schädigt, im Gegenteil. Mit jedem Anstieg des Anteil von MigrantInnen an der erwachsenen Bevölkerung um 1% wächst das Bruttosozialprodukt um bis zu 2%.
• Sind MigrantInnen kränker und stellen damit eine besondere Belastung "unserer" bzw. der Gesundheitssysteme der Gastländer dar? Ein aktueller systematischer Review samt Meta-Analyse der Gesundheitsdaten von 15,2 Millionen MigrantInnen aus 92 Ländern stellt fest, dass MigrantInnen in reichen Ländern bei den meisten Erkrankungen (z.B. Herzkreislauferkrankungen, Krebs, psychische Erkrankungen und Verletzungen) im Vergleich mit der Stammbevölkerung in ihren Aufnahmeländern eine geringere Mortalität und damit auch Morbidität samt Behandlung aufweisen. Nur für Infektionen (z.B. Tuberkulose) und externe Ursachen wie körperliche Angriffe sieht dies anders aus. Aber selbst z.B. bei Tuberkulose gibt es Erkenntnisse, dass daran vor allem die Mit-MigrantInnen und nicht die Gastbevölkerung erkranken.
• Diese Erkenntnisse werden durch spezielle Studien u.a. über die Gesundheitsverhältnisse in Großbritannien und den USA vertieft.
• Das Gegenteil ohne Beleg oder wider besseres Wissen zu behaupten, dient der systematischen Ignoranz gegenüber den Migrationsursachen und der Diskriminierung bzw. der Verweigerung oder Erschwernis der Integration. Die Verweigerung von Bildung und anderer sozialer Leistungen sind aber negative Bedingungen für die Gesundheit.

Zusammenfassend stellen die ForscherInnen fest: "Myths about migration and health not supported by the available evidence".

Wer mehr wissen will kann die folgenden Aufsätze, die alle am 5. Dezember 2018 in der Zeitschrift "Lancet" erschienen sind, alle kostenlos herunterladen.
The UCL-Lancet Commission on Migration and Health: the health of a world on the move von Ibrahim Abubakar et al. (nach einer knappen Anmeldung)
Global patterns of mortality in international migrants: a systematic review and meta-analysis. von Robert W Aldridge et al.
Do migrants have a mortality advantage? von Anjali Borhade und Subhojit Dey
Health impacts of parental migration on left-behind children and adolescents: a systematic review and meta-analysis. von Gracia Fellmeth et al.
Forgotten needs of children left behind by migration. von Sian M Griffiths, Dong Dong und Roger Yat-nork Chung.

Bernard Braun, 10.12.18