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Prävention
Früherkennung, Screening


Resistenz gegenüber schlechter Beratung durch evidenzbasierte Informationen (26.5.20)
Digitale rektale Prostata-Untersuchung wegen Risiko von Über-/Fehldiagnostik nicht empfehlenswert, nur was sind die Alternativen? (19.3.18)
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Neues vom PSA-Screening Teil 2 von 2 - Früh erkannter Prostatakrebs: Komplikationen häufig bei aktiver Behandlung (27.10.16)
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16% oder 0,3% - Relativ oder absolut und was folgt daraus für das Screening von Lungenkrebs? (19.10.14)
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Krankheitsfrüherkennung von Eierstockkrebs - Ärzte missachten Evidenz (12.8.12)
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Bis zu 10 Überdiagnosen auf einen durch Früherkennung verhinderten Tod an Brustkrebs (21.4.12)
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Screening, Überdiagnostik und Überbehandlung: Anstieg der Brustentfernungen statt Abnahme nach Einführung von Brustkrebs-Screening (14.9.11)
Hausärzte in Brandenburg: Gesetzliche "Gesundheitsuntersuchung" nicht sinnvoll, außer mit IGeL-Zusatzleistungen (2.9.11)
Medizinisch-technischer Fortschritt: teuer, aber gut und nützlich!? Das Beispiel der softwaregestützten Analyse von Mammogrammen. (14.8.11)
40 Jahre "war on cancer", 20 Jahre "Prostate, Lung, Colorectal, and Ovarian Cancer Screening trial" und kein "Sieg" in Sicht! (11.6.11)
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Ausgewogene Informationen: Gemeinsamer Bundesausschuss verabschiedet Merkblatt zur Früherkennung auf Gebärmutterhalskrebs (4.9.2008)
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Primärprävention in der ärztlichen Praxis: Zumindest in deutschen Praxen wird Krankheitsvorbeugung klein geschrieben (14.3.2008)
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Brustkrebs: EU fordert Staaten zu mehr Anstrengungen bei der Früherkennung auf (18.10.2005)

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Nutzen von Krebsfrüherkennung wird von Patienten deutlich überschätzt, Deutsche besonders schlecht informiert

Artikel 1623 Was wissen Bürger und Patienten in Europa über Nutzen und Risiken der Krebs-Früherkennung? Interviews mit mehr als 10.000 Bürgern aus neun europäischern Ländern gingen in die erste europaweit durchgeführte Studie zu diesem Thema ein. Die Ergebnisse der vom Harding-Zentrum für Risikokompetenz und der Gesellschaft für Konsumforschung durchgeführten Studie überraschen. Die ganz überwiegende Mehrheit der befragten Europäer erweist sich als mangelhaft informiert und viel zu optimistisch in Sachen Früherkennung, allen voran die Deutschen.

So fanden die Wissenschaftler heraus, dass 92 % aller befragten Frauen den Nutzen der Mammografie als Mittel zur Vermeidung einer tödlich verlaufenden Brustkrebserkrankung völlig überschätzen oder gar keine Angaben dazu machen können. Und in ähnlicher Weise versprechen sich 89 % aller Männer zu viel vom PSA-Test im Hinblick auf die Reduktion des Risikos einer tödlich verlaufenden Prostatakrebserkrankung oder wissen dies nicht. Aber tatsächlich ist es um den Nutzen der Mammografie wie des PSA-Tests sehr viel schlechter bestellt. Dieses Informationen sind bislang jedoch kaum zu Patienten und Bürgern vorgedrungen. Dies ist kein Wunder, denn schon vor einiger Zeit hatten Wissenschaftler festgestellt: "Nicht nur Patienten, auch Journalisten und Ärzte sind Analphabeten, was Gesundheitsstatistiken anbetrifft".

Frühere Untersuchungen haben ergeben (vgl. Grafik), dass von 1.000 Frauen, die nicht am Mammographie-Sreening teilgenommen hatten, etwa 5 in einem Zeitraum von ca. 10 Jahren an Brustkrebs sterben. Bei einer Gruppe von ebenfalls 1.000 Frauen, die sich für die Früherkennung entschieden haben, verringert sich diese Zahl auf 4. In vielen Informationsbroschüren wird dieser Sachverhalt in die Aussage übersetzt, dass die Mammografie eine Risikoreduktion um 20 % ermögliche (mitunter werden auch 25 % oder 30 % angegeben). Das ist mathematisch korrekt (1 Todesfall von 5 Fällen weniger macht 20 Prozent aus), aber inhaltlich irreführend. Denn häufig schließen Frauen daraus, dass durch Mammografie 20 von 100 oder 200 von 1.000 Frauen "gerettet" werden. Die jetzt präsentierte Studie zeigt: In Deutschland wissen gerade einmal 0,8 % der Frauen, dass Früherkennung die Brustkrebssterblichkeit um etwa eine von je 1.000 Frauen reduziert - das ist europäischer Tiefstwert, allerdings ist das Wissen im europäischen Durchschnitt (1,5%) nicht sehr viel höher.



Doch auch bei Männern zeigt sich Ähnliches: Der Nutzen der Prostatakrebsfrüherkennung mit PSA-Tests liegt bei null oder einem von 1.000 Männern. Dies wissen jedoch insgesamt (alle Länder) nur 11 Prozent, und in Deutschland gerade einmal 6 Prozent.

Dafür sind die Deutschen, Männer wie Frauen, "Prospekt-Europameister": 41 % der Befragten informieren sich häufig durch Broschüren von Gesundheitsorganisationen - der europäische Durchschnitt liegt hier bei 21 %. Jene Deutschen, die solche Informationsquellen häufig zu Rate ziehen, sind aber keineswegs besser informiert als andere. Vielmehr überschätzen sie den Nutzen der Früherkennung noch etwas mehr als jene, die die Broschüren nicht lesen. Menschen im Alter von 50-69 Jahren, die besonders gefährdet sind und daher die wichtigste Zielgruppe des Informationsmaterials darstellen, sind keineswegs besser im Bilde als andere Altersgruppen.

Und noch einer weiteren Frage widmet sich die Studie: Sind Menschen, die häufiger Ärzte oder Apotheker konsultieren, besser über den Nutzen der Früherkennung informiert? Die Antwort darauf ist europaweit ein klares "Nein". Insbesondere deutsche Frauen, die ihr Wissen zum Thema Früherkennung bevorzugt aus Gesprächen mit Ärzten und Apothekern beziehen, sind nicht etwa zu einer deutlich genaueren Einschätzung in der Lage, sondern zeigen sich schlechter informiert als andere, die sich weniger bei Ärzten oder Apothekern erkundigen.

Prof. Dr. Gerd Gigerenzer, Direktor des Harding Center for Risk Literacy, zu den Ergebnissen der Studie: "Früherkennung birgt immer die Gefahr von Folgeschäden, wie z. B. unnötige Operationen oder Inkontinenz. Um informiert entscheiden zu können, ob sie teilnehmen möchten oder nicht, müssen Patienten um den möglichen Nutzen der Früherkennung genauso wissen wie um potenzielle Schädigungen. Wenn wir mündige Patienten und kein paternalistisches Gesundheitswesen wollen, dann müssen wir genau hier ansetzen. Wir müssen - gerade in einem immer teurer werdenden System - die Menschen umfassend und präzise informieren und sie so in die Lage versetzen, notwendige Entscheidungen kompetent zu treffen."

• Die neuere Studie mit der Umfrage in Europa (kostenlose PDF-Datei): Gerd Gigerenzer, Jutta Mata und Ronald Frank: Public Knowledge of Benefits of Breast and Prostate Cancer Screening in Europe
Abstract der Studie im Journal of the National Cancer Institute, Vol. 101, Issue 17
Informations-Blatt mit Quellen für die genannten epidemiologischen Daten

Frühere Veröffentlichungen:
Gerd Gigerenzer, Odette Wegwarth: Risikoabschätzung in der Medizin am Beispiel der Krebsfrüherkennung (Zeitschrift für Evidenz, Fortbildung und Qualität im Gesundheitswesen, Volume 102, Issue 9, 2008, Pages 513-519)
Gerd Gigerenzer u.a.: Helping Doctors and Patients Make Sense of Health Statistics (Psychological Science in the Public Interest, Volume 8 Issue 2, Pages 53 - 96, Published Online: 8 Oct 2008)

Gerd Marstedt, 12.8.09