Home | Patienten | Gesundheitssystem | International | GKV | Prävention | Epidemiologie | Websites | Meilensteine | Impressum

Sitemap erstellen RSS-Feed

RSS-Feed
abonnieren


Weitere Artikel aus der Rubrik
Patienten
Disease Management (DMP), Qualitätssicherung


Überversorgung in der Medizin aus Sicht von Patienten und Ärzten (8.12.19)
"Englische Zustände" bei der Qualitätsüberprüfung und -bewertung von Gesundheits- und Sozialeinrichtungen - ein Vorbild!? (30.4.17)
Hohe Evidenz für die Bedeutung von Patientenerfahrungen als Säule der Versorgungsqualität. (3.4.13)
90% der US- Muster-Krankenhäuser haben ein Programm zur Reduktion vermeidbarer Wiedereinweisungen von Herzpatienten, sagen sie! (9.11.12)
"Pay for performance" auch nach 6 Jahren ohne positive Wirkung auf das Ergebnis "30-Tagesterblichkeit" in US-Kliniken (13.5.12)
Qualitätsmanagement und Hygiene in Arztpraxen. Ergebnisse einer "nicht inzentivierten" Ärztebefragung (6.5.12)
"Schrecklich, mit den Frühchen"! Aber: Ärzte und Pflegekräfte halten sich bei 52% bzw. 66% der Gelegenheiten an Hygienepflichten (12.11.11)
Qualitätsreport in GB: Werden PatientInnen im Krankenhaus respektvoll behandelt und entspricht ihre Ernährung ihren Bedürfnissen? (31.10.11)
Welche Verbesserungspotenziale gibt es bei der Krankenhausbehandlung, wie findet und hebt man sie und hilft dabei "peer review"? (8.7.11)
Unter-/Fehlversorgung: Nur mehrmalige Blutdruckmessungen liefern sichere Grundlage für Diagnose und Therapie von Bluthochdruck (30.6.11)
Praxis-Pflegekräfte behandeln Diabetiker vergleichbar gut wie Allgemeinärzte - Ergebnis eines RCT in den Niederlanden (30.6.11)
"Bewertet wird das, was beim Bewohner tatsächlich ankommt": Qualitäts-Indikatoren für Altenpflege liegen vor - und was nun? (20.6.11)
Nichtwissen gilt nicht: Modell der künftigen Versorgungsberichterstattung des Gemeinsamen Bundesausschusses zum Thema "Depression" (23.5.11)
Wie das Bundesverfassungsgericht das Grundrecht auf freie Berufsausübung über das Patientenrecht auf fachliche Behandlung erhebt. (26.3.11)
"Medizin aus der Steckdose und via Bluetooth!?" Neues über den Nutzen und die Grenzen von Telemonitoring und Telemedizin (11.12.10)
Trotz einem Positivlisten-System für Arzneimittel: Frankreich fast immer in der Spitzengruppe des Arzneimittelmarktes dabei! (20.6.10)
(Fehl)-Versorgung von Rücken- und Ischiasschmerzen: Besser normale Alltagsaktivitäten statt Bettruhe! (17.6.10)
Klinische Behandlungspfade helfen Behandlungsqualität zu verbessern und teilweise Liegezeiten und Behandlungskosten zu verringern! (30.5.10)
"Gesunde Normalität" oder wie (lebens)-gefährlich sind sekundärpräventive "Idealwerte"? - Das Beispiel Diabetes und HbA1c-Wert (1.4.10)
US-Studie: Haben Arztpraxen zu wenig Patienten für gute Qualitätssicherung der Behandlung einer Vielzahl von Erkrankungen? (16.3.10)
Unter-/Fehlversorgung für Diabetiker in England: Leichte und schwere Amputationen nehmen bei Typ 2-Diabetikern 1996-2005 zu. (15.2.10)
Zunahme der bildgebenden Diagnostik: Unerwünschte Strahlenbelastungen und geringer Nutzen gegen Fehldiagnosen. Lösung in den USA? (2.2.10)
Warum Zweitmeinungen nicht nur bei teuren Spezialpräparaten? Funde aus der Praxis von Zweitmeinungszentren bei Hodenkrebs. (30.1.10)
Making of "Cochrane Reviews"? Kein Geheimnis dank "Cochrane Handbook for Systematic Reviews of Interventions". (11.1.10)
Was soll sektorenübergreifende externe Qualitätssicherung wie machen? "Sagen Sie es bis zum 25.1.2010!" (8.1.10)
Qualitätssicherung in der medizinischen Versorgung: Was denken Patienten und Versicherte? (6.1.10)
Kanada: Fast keine Auswirkungen veröffentlichter Performance-"Report cards" auf die Versorgungsqualität in Krankenhäusern (18.11.09)
Vom unerwarteten Ende einer Verbesserung der Behandlungsqualität nach P4P-Start für Familienärzte in Großbritannien 1998-2007. (26.7.09)
Unerwünschte Ereignisse in schwedischen Krankenhäusern - 70 Prozent wären vermeidbar (18.7.09)
1990-2007: "Lack of detection and widespread under-reporting". Qualitätssicherung durch Ärzte-"peer review" in US-Krankenhäusern (29.5.09)
Hausgeburten sind bei Müttern mit geringem Geburtsrisiko und guter Notfall-Infrastruktur so sicher wie Krankenhaus-Entbindungen (19.4.09)
Erste Ergebnisse einer Evaluationsstudie: Patienten mit Diabetes profitieren von der Teilnahme an einem DMP nachhaltig (13.8.2008)
Evaluation von Programmen zum Disease-Management (DMP): Die Bilanz ist gemischt (17.12.2007)
Bessere Versorgungsqualität für Diabetes-Patienten im Disease Management Programm der Barmer (2.12.2007)
Verbessern leistungsorientierte Arzthonorare die Versorgungsqualität? Bilanzen aus den USA und dem UK (10.6.2007)
KBV kündigt den "Ärzte-TÜV" für niedergelassene Haus- und Fachärzte an (9.5.2007)
Qualitätsorientierte Vergütung bei US-Ärzten: Ein sich langsam entwickelndes Minderheitsgeschehen. (8.1.2007)
Rechtsprechung und Gesundheitsversorgung: Das Beispiel Qualität der Geburt im Geburtshaus. (31.12.2006)
Die Bedeutung der Untersuchungsdauer für die Ergebnisqualität: Das Beispiel der Koloskopie. (15.12.2006)
P4P: Typische US-Modeerscheinung oder Zukunftsmodell "für alle"? (26.11.2006)
Über- und Fehlversorgung beim PSA-Screening für ältere Männer (15.11.2006)
Mehr Transparenz über Krankenhäuser: Start der strukturierten Qualitätsberichte (2.8.2005)
Wissen, Handlung und Verhalten im Gesundheitssystem (17.7.2005)

Seite mit den Texten aller Artikel aufrufen:
Disease Management (DMP), Qualitätssicherung
 

Andere Rubriken in "Patienten"


Gesundheitsversorgung: Analysen, Vergleiche

Arzneimittel, Medikamente

Einflussnahme der Pharma-Industrie

Arzneimittel-Information

Hausärztliche und ambulante Versorgung

Krankenhaus, stationäre Versorgung

Diagnosebezogene Fallgruppen DRG

Rehabilitation, Kuren

Kranken- und Altenpflege, ältere Patienten

Umfragen zur Pflege, Bevökerungsmeinungen

Schnittstellen, Integrierte Versorgung

Disease Management (DMP), Qualitätssicherung

Leitlinien, evidenzbasierte Medizin (EBM)

Verhaltenssteuerung (Arzt, Patient), Zuzahlungen, Praxisgebühr

Arztberuf, ärztl. Aus- und Fortbildung

IGeL Individuelle Gesundheitsleistungen

Alternative Medizin, Komplementärmedizin

Arzt-Patient-Kommunikation

Patienteninformation, Entscheidungshilfen (Decision Aids)

Shared Decision Making, Partizipative Entscheidungsfindung

Klinikführer, Ärztewegweiser

Internet, Callcenter, Beratungsstellen

Patienteninteressen

Patientensicherheit, Behandlungsfehler

Zwei-Klassen-Medizin

Versorgungsforschung: Übergreifende Studien

Versorgungsforschung: Diabetes, Bluthochdruck

Versorgungsforschung: Krebs

Versorgungsforschung: Psychische Erkrankungen

Versorgungsforschung: Geburt, Kaiserschnitt

Versorgungsforschung: Andere Erkrankungen

Sonstige Themen



KBV kündigt den "Ärzte-TÜV" für niedergelassene Haus- und Fachärzte an

Artikel 0697 Von Patienten wird er seit langem gewünscht, der sogenannte "Ärzte-TÜV", also eine regelmäßige Kontrolle der fachlichen Kompetenzen und Weiterbildungsmaßnahmen niedergelassener Ärzte. Der "Gesundheitsmonitor" der Bertelsmann-Stiftung hat seit 2003 zweimal jährlich eine repräsentative Bevölkerungsstichprobe befragt und regelmäßig zeigte sich: 75-85% stimmten der Aussage zu "Die Qualifikation von Ärzten sollte regelmäßig überprüft werden (z.B. in Form eines "Ärzte-TÜV")". (vgl. Gesundheitsmonitor Newsletter 2-2005).

Im Ausland (zum Beispiel USA, Schweiz, United Kingdom) ist die Erhebung, Auswertung und auch Veröffentlichung von Daten zur Behandlungsqualität nicht nur von Kliniken, sondern auch Arztpraxen schon seit längerem Gepflogenheit. Und mehr noch, in vielen Ländern gilt auch das "P4P"-Prinzip (Pay for Performance), also eine qualitätsabhängige Vergütung ärztlicher Leistungen. Recht überraschend kündigte nun die Kassenärztliche Bundesvereinigung auf ihrer Website unter dem Titel "Die Qualität der Ärzte sichtbar machen" ein ähnliches Vorhaben für den ambulanten Sektor in Deutschland an. In der Pressemitteilung heißt es: "Die KBV hat nun für anderthalb Jahre eine Projektgruppe eingerichtet. Diese soll Qualitätsindikatoren für die Arbeit niedergelassener Ärzte in Deutschland ermitteln und sie in Pilotpraxen testen lassen, unter anderem auf Aussagekraft und Praktikabilität hin."

Das Pilotprojekt soll auch internationale Erfahrungen berücksichtigen und auch eine Befragung von mehr als 200 Berufsverbänden, medizinischen Fachgesellschaften und Bundesverbänden der Patientenorganisationen ist vorgesehen. Geplant ist dann die Erarbeitung eines ersten Test-Registers mit Qualitäts-Indikatoren und deren Überprüfung in einer begrenzten Zahl von Arztpraxen. Ob auch das "P4P"-Prinzip, also eine Kopplung der Honorare an die ermittelten Qualitätsdaten erfolgt, lässt man noch offen. Zum weiteren Vorgehen heißt es: "Ein externes wissenschaftliches Institut wird das KBV-Set dann in sogenannten Fokuspraxen testen. Das A und O dabei: Den Ärzten sollen auf keinen Fall zusätzliche Dokumentationspflichten zugemutet werden. Zurückzugreifen ist deshalb auf Daten, die ohnehin erhoben werden. Liegen die Ergebnisse der Praxistests vor, wird die KBV sie genau analysieren und ihr Set entsprechend anpassen."

Offen gelassen wird in der KBV-Mitteilung auch, ob die ermittelten Daten nur eine intern zu handhabende Kontrollfunktion bieten oder auch veröffentlicht werden sollen. Damit würde für kritische oder informationswillige Patienten die Möglichkeit bestehen, sich über das Abschneiden ihres Haus- oder Facharztes zu informieren oder bei der Arztsuche gezielter als bislang möglich vorzugehen.

In England ist dies schon jetzt möglich. Wer es ganz genau wissen möchte, sucht sich im Internet zunächst aus, für welche Region oder welche Stadt, für welche medizinische Indikation oder Erkrankung und für welche Art von Qualitätsindikatoren er gerne detaillierte Informationen bekommen möchte: NHS Health and Social Care Information Center. Geboten wird dann eine Excel-Tabelle, die für lokale Versorgungseinrichtungen, aber auch einzelne Praxen Punktwerte für die einzelnen Qualitäts-Indikatoren auflistet. Um zu erkennen, welche Praxis hinter welchem Code steht, schaut man sich dann die NHS Practice Code Look-up Tabelle an. Und eine genaue Beschreibung der einzelnen Qualitäts-Indikatoren findet man dann im 120seitigen Manual NHS Quality and Outcome Framework.

Wer nicht so detailverliebt ist, für den gibt es im Internet und auf NHS-Seiten allerdings auch Übersichten, die weniger detailliert sind und nur zusammenfassende Bewertungen enthalten. Der Ärzte-TÜV wurde im UK auf freiwilliger vertraglicher Basis im Jahre 2004 eingeführt. Derzeit werden etwa 150 Qualitätsindikatoren berücksichtigt, die überwiegend die Einhaltung bestimmter Leitlinien-Kriterien bei chronischen Erkrankungen beinhalten. Darüber hinaus gibt es jedoch auch Indikatoren zur Praxisorganisation, Aktenführung und beruflichen Fortbildung. Vier Indikatoren berücksichtigen darüber hinaus Angaben zur Patientenzufriedenheit.

Die Anwendung und noch mehr die Veröffentlichung der Qualitäts-Indikatoren ist keineswegs unumstritten. Zwar stimmt man weithin überein, dass eine Kontrolle der Behandlungsqualität sinnvoll ist. Der Teufel steckt jedoch im Detail. Für Kliniken gib es bei hohen Fallzahlen behandelter Patienten auch die Möglichkeit, Ergebnis-Daten zu verwenden und dabei eine Risikoadjustierung vorzunehmen, also zu berücksichtigen, welche unterschiedlichen Vor- und Parallelerkrankungen die Patienten in den einzelnen Krankenhäusern oder Stationen aufweisen. Die dazu vergleichsweise geringen Fallzahlen in Arztpraxen, die auf einzelne Erkrankungen anfallen, erlauben dies jedoch kaum, so dass man überwiegend auf Indikatoren angewiesen ist, die nicht das Ergebnis der Therapie messen, sondern nur das therapeutische und diagnostische Vorgehen. Bei Diabetes ist dies im NHS zum Beispiel, ob und wie oft bei Patienten der Blutdruck und HbA1C-Wert gemessen oder ein Serum-Kreatinin-Test durchgeführt wurde. Darüber hinaus wird noch berücksichtigt, bei wie vielen Diabetikern nach einem bestimmten Zeitraum noch Übergewicht oder ein zu hoher Blutzuckerspiegel festgestellt wurde.

Dass diese pauschale Bewertungsmethodik nicht unproblematisch ist, zeigt ein neuerer Aufsatz von Michael F. Cannon: "Pay-for-Performance: Is Medicare a Good Candidate?" (Yale Journal Of Health Policy, Law, And Ethics VII:1, 2007), der eine Reihe von Widrigkeiten aufzeigt. Er beschreibt dort etwa die Schwierigkeit des Abweichens von der Leitlinienvorschrift bei multimorbiden Patienten, die unzureichende Berücksichtigung von sozial-kommunikativen Aspekten bei der Arzt-Patient-Kommunikation oder auch die mögliche Tendenz von Arztpraxen, sich aus Reputations- oder Honorargründen sehr starr und formalistisch am vorgegebenen Bewertungsschema zu orientieren und davon abweichende diagnostische oder therapeutische Maßnahmen zu unterlassen, auch wenn sie im Einzelfall sinnvoll wären.

Trotz dieser Kritik, die vor allem darauf zielt, ob tatsächlich ebenso zuverlässige wie aussagekräftige Indikatoren berücksichtigt werden, sind sich allerdings Kassenärztliche Bundesvereinigung wie Patienten diesmal einig. "Von einem guten Set von Qualitätsindikatoren profitieren alle: Niedergelassene, Patienten, ärztliche Selbstverwaltung und die Politik", ist Dr. Andreas Köhler, Vorsitzender des Vorstands der KBV überzeugt. Und Patienten kritisieren ohnehin schon seit langem, dass in Deutschland "die Qualität der Ärzte und ärztlichen Einrichtungen zu unterschiedlich ist". In den schon zitierten Bevölkerungsumfragen des Gesundheitsmonitor stimmen regelmäßig mehr als zwei Drittel der Bevölkerung dieser Aussage zu.

Gerd Marstedt, 9.5.2007