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Wie verhindert man arbeitsbedingte Nacken- und Schulterbeschwerden? - Wenig Evidenz für Ergo-Tastaturen oder Gymnastik

Artikel 0947 Rund 30 % aller Menschen, die an Computern arbeiten, haben schmerzhafte arbeitsbedingte Beschwerden in den Armen, im Nacken und in den Schultern. Tendenz: Steigend!!

Einige dieser Störungen werden mittlerweile unter der Sammeldiagnose "RSI-Syndrom" ("repetitive strain injury") zusammengefasst oder stellen z. B. als Karpaltunnelsyndrom, d. h. einer schmerzhaften Einengung der Nerven im Bereich des Handballens, eine ebenfalls immer häufiger gestellte Einzelerkrankung dar.

Kein Wunder also, wenn mittlerweile eine Vielzahl von physiotherapeutischen und sogar ergonomischen Interventionen angeboten werden, die präventiv und kurativ zu wirken versprechen.
Zu den aufwändigen ergonomischen Angeboten gehören ergonomisch gestaltete Tastaturen, Stühle und Schreibtische bzw. Stehpulte.

Doch auch hier, d.h. im Kontext von hochplausiblen und wirklich einmal an den Arbeitsverhältnissen und nicht immer nur am Verhalten von arbeitenden Menschen ansetzenden Interventionen, ist eine systematische und wissenschaftlich solide Überprüfung der Wirksamkeit und des Nutzens der vorgeschlagenen Mittel sinnvoll. Nicht zuletzt auch wegen ihrer teilweise immensen Preise.

Die dazu prädestinierte unabhängige wissenschaftliche Einrichtung ist die "Cochrane Collaboration". In ihrem Rahmen hat jetzt eine Gruppe von WissenschaftlerInnen einen Cochrane Review einer Vielzahl von randomisierten kontrollierten aber auch nicht-randomisierten Studien erarbeitet, welche die Wirkung von konservativen Interventionen wie Lockerungsübungen, Entspannungstrainings, physikalische Anwendungen, Biofeedback und Arbeitsplatzanpassungen auf die genannten Beschwerden im Bewegungsapparat untersucht hatten.

Sie fanden dazu insgesamt 21 Studien mit insgesamt 2.100 Studienpersonen, von denen 17 Personen mit chronischen nichtspezifischen Nacken- oder Schulterbeschwerden oder nichtspezifische Störungen der unteren Extremitäten einschlossen. Über 25 Interventionsarten konnten in den Studien identifiziert und bewertet werden.

Die Bewertung der Studien und der Wirksamkeit der dort untersuchten Interventionen fällt mager aus:
• So war die Qualität der Studien insgesamt schlecht ("poor"). Beispielsweise überstieg in keiner Studie die Anzahl der Personen die Marke von 400. Außerdem gab es in den meisten Studien keine klare Definition für "Arbeitsbedingtheit" und entsprechend fehlte jegliche inhaltliche Operationalisierung.
• Für Ausgleichsgymnastik (gegenüber Massage), Arbeitspausen während Computerarbeit (gegenüber keinen Unterbrechungen), Massage als Zusatzangebot bei manueller Therapie, manuelle Therapie als Zusatzbehandlung zu individuellen Übungen und einige spezielle Tastaturen (mit anderen Druckpunkten oder Anordnung der Tasten) für Personen mit Karpaltunnelsyndrom im Vergleich zu einem Placebo fanden die Reviewer in jeweils höchstens einer Studie eine dann allerdings durchweg eingeschränkte Evidenz ("limited evidence") für eine schmerzlindernde oder -stillende Wirkung.
• Acht Studien liefern widersprüchliche Evidenz für den Nutzen von Ausgleichsübungen gegenüber keiner derartigen Behandlung. Weitere drei Studien widersprechen sich, was die Evidenz einer Kombination solcher Übungen mit anderen Behandlungen angeht. Und schließlich kommen zwei Studien zu unterschiedlichen Ergebnissen über den Nutzen von ergonomischen Programmen.
• Ob gymnastische Übungen, die eher Ausdauer trainieren als auf kräfteverzehrende Aktivitäten setzen, mehr bewirken oder umgekehrt, können die betrachteten Studien nicht klären: Sie finden keine Unterschiede.
• Immerhin finden sich in den Studien keine unerwünschten Wirkungen.

Bei so viel lediglich schwachen Hinweisen oder gar widersprüchlichen Hinweisen sollten nicht allzu viel Hoffnung und Geld in die allein problemlösende Kraft ergonomischer Tastaturen oder gymnastischer Übungen gesetzt werden. Trotzdem könnten etwa gelegentliche Arbeitsunterbrechungen von Computerarbeiten hilfreich sein. Ein Teil des so eingesparten Geldes sollte daher lieber in die gezielte weitere Forschung investiert werden.

Wie bei den Cochrane-Reviews üblich, gibt es vom Text des Gutachtens "Ergonomic and physiotherapeutic interventions for treating work-related complaints of the arm, neck or shoulder in adults" (Cochrane Database of Systematic Reviews 2006, Issue 3) von Verhagen AP, Karels C, Bierma-Zeinstra SMA, Burdorf L, Feleus A, Dahaghin S, de Vet HCW und Koes BW leider nur ein kostenfreies aber ausführliches Abstract.

Bernard Braun, 4.10.2007