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Forschungsbilanz stellt fest: Gewaltdarstellungen in neuen Medien sind ein öffentliches Gesundheitsrisiko

Artikel 1034 Die Vielzahl der Gewaltdarstellungen im Internet und in PC-Spielen, in Fernsehsendungen und Kinofilmen ist ein nachhaltiges Risiko für die Öffentliche Gesundheit. Zwar ist das Risiko für Erkrankungen durch das Rauchen noch ein wenig höher einzuschätzen. Doch in einer Rangfolge der Risiken (mit dem Rauchen auf Platz 1) ist der Konsum von Gewaltszenen mit der Folge daraus resultierender Aggressivität und krimineller Vergehen in der Bevölkerung schon auf Platz 2 einzustufen. Dies ist eine der Thesen, die der Wissenschaftler L. Rowell Huesmann von der University of Michigan nach einer Bilanzierung vorliegender empirischer Forschungsstudien und theoretischer Modelle jetzt in einem Aufsatz vorstellt, der in der Zeitschrift "Journal of Adolescent Health" veröffentlicht wurde.

Der Übersichtsartikel geht auch kurz ein auf die theoretischen Konzepte, die den Zusammenhang von Gewalterleben und Gewaltausübung thematisieren (Lernen durch Beobachtung und Nachahmung, Desensibilisierung, "inaktives Lernen), bemüht sich aber hauptsächlich um die Zusammenfassung empirischer Forschungsbefunde.

Hinsichtlich der Häufigkeit, mit der Kinder in unterschiedlichen Medien Gewaltdarstellungen erleben, ist der Forschungsstand weit fortgeschritten. In den USA sehen Kinder im Durchschnitt etwa 3-4 Stunden täglich fern. Etwa 60% dieser Programme zeigen auch Gewalt und etwa 25% sogar sehr drastische Gewaltszenen. In 83% aller US-Haushalte mit Kindern gibt es Videospiele und etwa die Hälfte der 8-18jährigen spielt an einem Tag auch damit - im Durchschnitt knapp eine Stunde am Tag. Die allermeisten dieser Videospiele (83%) enthalten nach einer Studie auch Gewaltdarstellungen.

Zwei große Meta-Analysen von insgesamt weit über 200 Veröffentlichungen haben gezeigt, dass es sehr hohe Korrelatioonen gibt zwischen der Intensität von Gewalterleben und persönlicher Gewaltausübung oder Aggressivität. Berücksichtigt man nur den Aspekt der Gewaltausübung gegen Personen, so liegt diese Korrelation in den Studien im Durchschnitt bei 0.32. Zwar ist hier die Frage der Verursachung nicht geklärt: Verführt die häufige Wahrnehmung von Gewaltdarstellungen zur Nachahmung oder haben ohnehin schon gewaltbereite Kinder ein größeres Interesse an solchen Szenen? Allerdings zeigen auch Längsschnittanalysen, die die jeweilige Gewaltbereitschaft in einem bestimmten Alter mitberücksichtigen, gleichwohl, dass hier noch ein Verstärkungseffekt wirksam ist.

Auch mehrere experimentelle Studien, in denen man Kindern Gewaltdarstellungen in Filmen zeigte oder sie Gewalt in Videospielen ausüben ließ, zeigen - auch im Vergleich zu Kontrollgruppen - sehr eindeutig, dass schon die Wahrnehmung und das Erleben von Schlägereien, Schiessereien und Ähnlichem das eigene Aggressions-Verhalten beeinflusst. Eine bedeutsame Verlaufsstudie über 15 Jahre konnte aufzeigen, dass die Intensität des Fernsehkonsums mit Gewaltdarstellungen die Aggressivität der Kinder steigert, auch wenn eine Vielzahl anderer Einflussfaktoren, darunter die Gewaltbereitschaft zu Beginn der Studie, mitberücksichtigt wurde. Aggressivität wurde dabei mit unterschiedlichen Indikatoren erfasst, von kleineren Schlägereien bis hin zu kriminellen Vergehen.

Der Aufsatz zitiert in der Zusammenfassung der Befunde eine Analyse, in der unterschiedliche Gesundheitsrisiken hinsichtlich der Stärke des Zusammenhangs miteinander verglichen werden, auf der Basis unterschiedlicher Forschungsbefunde. Dabei rangiert der Aspekt "Rauchen - Lungenkrebs" ganz vorne, bei einer mittleren Korrelation von etwa 0.38. Direkt dahinter steht jedoch schon auf Platz 2 der Zusammenhang "Gewalterleben in Medien - Aggressivität" (Korrelation: 0.30), noch vor dem Risiko "Kondomgebrauch - HIV-Infektion" (0.18).

Hier findet man ein kostenloses Abstract der Studie: L. Rowell Huesmann: The Impact of Electronic Media Violence: Scientific Theory and Research (Journal of Adolescent Health, Volume 41, Issue 6, Supplement 1, December 2007, Pages S6-S13)

Gerd Marstedt, 1.12.2007