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Patienten
Arzt-Patient-Kommunikation


Beeinflusst in den USA die Behandlung durch nicht-weiße Ärzte die Gesundheit nicht-weißer Männer? Ja, und was ist in Deutschland!? (14.12.19)
Übergewichtsprävention für jugendliche Risikogruppen erreicht diese nicht, sondern überwiegend deutschsprachige Eltern (6.12.19)
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Schäden von Krebsfrüherkennung - 4 neuere Studien (19.2.15)
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Wie kommt es zu mangelnder Therapietreue? Ergebnisse einer qualitativen Studie mit an rheumatoider Arthritis erkrankten Menschen (11.8.13)
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Offenlegung ärztlicher Interessenkonflikte fördert Vertrauen der Patienten (12.2.09)
Ärzte sind auch nur Menschen: Bei ängstlichen Kopfschmerz-Patienten wird sehr viel mehr kostenträchtige Diagnostik betrieben (26.1.09)
Angehörige von Schwerstkranken möchten von Ärzten auch über unsichere Krankheitsprognosen informiert werden (30.12.08)
Was bringen Interventionen, damit Patienten ihren Ärzten mehr Fragen stellen? (9.8.2008)
Chemotherapie bei unheilbaren Krebsleiden: Ärzte verschweigen, dass die Lebenserwartung nur minimal verlängert wird (5.8.2008)
Ärztliche Kommunikation über eine unheilbare Krankheit: Nächste Angehörige werden oft erst sehr spät oder gar nicht informiert (24.7.2008)
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Aus dem Grenzgebiet des Erforschbaren: Zur Existenz und Art von Machtausübung durch Sprache in Arzt-Patientkontakten (17.1.2008)
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Sprachverwirrung: Wenn Ärzte mit Patienten sprechen und ihren medizinischen Fachjargon nicht unterdrücken (7.11.2007)
Viele Patienten können ihrem Arzt nicht sagen, welche Medikamente sie einnehmen (22.10.2007)
Beispiel Statine: Ärzte ignorieren und verschweigen oft Beschwerden von Patienten über Arzneimittel-Nebenwirkungen (29.8.2007)
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Hormontherapie in den Wechseljahren: Studie zeigt unzureichende Information durch Ärzte (12.4.2007)
Der Frauenanteil unter den Ärzten steigt: Ist dadurch die "sprechende Medizin" im Kommen? (15.3.2007)
Chemotherapie am Lebensende: Krebspatienten erfahren über ihre Krankheit mehr von Mitpatienten als von ihrem Arzt (12.1.2007)
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Angehörige von Schwerstkranken möchten von Ärzten auch über unsichere Krankheitsprognosen informiert werden

Artikel 1452 Eine Reihe von Studien hat gezeigt, dass Ärzte es bei ernsten Erkrankungen zumeist vermeiden, mit Patienten oder deren Angehörigen über Krankheitsverläufe zu sprechen, wenn ihnen dieser Verlauf unsicher erscheint. Eine jetzt in der Zeitschrift "American Journal of Respiratory and Critical Care Medicine" veröffentlichte Untersuchung hat nun allerdings gezeigt, dass die große Mehrheit der Angehörigen von todkranken, künstlich beatmeten Patienten dieses Thema auch dann mit dem Arzt besprechen möchte, wenn die Prognose unsicher und das Irrtumsrisiko des Arztes groß ist.

Basis der Studie sind Interviews mit 142 Angehörigen von Patienten, die in vier verschiedenen Intensivstationen einer Universitätsklinik in San Francisco lagen. Alle Patienten waren todkrank und wurden künstlich beatmet. Den Angehörigen wurde dann im Rahmen von offenen Interviews eine Reihe von Fragen gestellt, darunter auch die Frage: "Ärzte zögern manchmal, eine Prognose für eine Krankheit auszusprechen, weil sie befürchten, sich zu irren. Sie denken, die Familie des Patienten würde es ihnen übel nehmen, wenn ihre Prognose sich später als falsch herausstellt. Was meinen Sie: Sollten Ärzte auch dann über Krankheitsprognosen sprechen, wenn sie nicht sicher sind, ob ihre Einschätzung zutrifft?"

Die auf Tonband mitgeschnittenen Antworten der Angehörigen, zu denen jeweils auch Nachfragen gestellt werden konnten, wurden dann systematisch ausgewertet. Es zeigte sich, dass die überwiegende Mehrheit der Befragungsteilnehmer von 87 Prozent ihren Wunsch äußerten, auch dann eine ärztliche Meinung über die Zukunftsprognose hören zu wollen, wenn diese unsicher und möglicherweise fehlerhaft ist. Nur 13 Prozent waren anderer Meinung und wollten in solchen Fällen lieber keine ärztliche Prognose hören.

Die Angehörigen lieferten in den Interviews dann auch unterschiedliche Gründe, warum ihnen eine fehleranfällige Prognose lieber war als gänzlich unterlassene Informationen. Die fünf häufigsten Aussagen waren dabei:
• Prognosen sind bei Krankheitsverläufen nie hundertprozentig sicher, egal um welche Krankheit es sich handelt, und jedes Individuum ist durch seine Krankheitsgeschichte und Lebensumstände so einzigartig, dass Krankheitsprognosen nur begrenzt zutreffen können, schließlich sind Ärzte keine Allwissenden.
• Gleichwohl sind Ärzte, so eine weitere Aussage vieler Befragter, medizinisch sehr viel kompetenter als Laien und überdies mit den Krankheitsumständen im konkreten Fall vertraut, so dass sie sehr viel besser als jeder andere ein Urteil fällen können. Niemals, so eine häufige Einlassung, würde man einen Arzt wegen einer falschen Prognose vor Gericht zerren.
• Über eine Krankheitsprognose mit dem Arzt zu sprechen und dabei auch direkt die Unsicherheit dieser Prognose einzubeziehen, dies eröffne für Angehörige auch die Möglichkeit, realistische Hoffnungen und Optimismus zu entwickeln.
• Einem Arzt, der auch seine Fehlbarkeit im Gespräch andeutet und auf die unzureichende Sicherheit einer Prognose verweist, so erklären viele Angehörige, würden sie nicht weniger, sondern ganz im Gegenteil sehr viel mehr Vertrauen entgegen bringen als jemandem, der sich hierzu gar nicht äußert.
• Schließlich wird auch darauf hingewiesen, dass die bewusste Auseinandersetzung mit verschiedenen potentiellen Entwicklungen des Krankheitsverlaufs es erst ermöglicht, Trauerarbeit einzuleiten oder auch verschiedene praktische Entscheidungen im häuslichen und familialen Umfeld zu treffen.

Hier ist ein Abstract der Studie: Leah R. Evans u.a.: Surrogate Decision-Makers' Perspectives on Discussing Prognosis in the Face of Uncertainty (American Journal of Respiratory and Critical Care Medicine Vol 179. pp. 48-53, (2009), Published ahead of print on October 17, 2008, doi:10.1164/rccm.200806-969OC)

Die Studie ist deshalb überaus bedeutsam, weil sie erneut aufzeigt, dass das Kommunikationsverhalten von Ärzten gerade in schwierigen, emotionsbeladenen Situationen oftmals dem widerspricht, was Patienten oder ihre Angehörigen sich an freimütiger Information wünschen, auch wenn diese Information zu wenig Hoffnung Anlass gibt. vgl. hierzu etwa:
Chemotherapie bei unheilbaren Krebsleiden: Ärzte verschweigen, dass die Lebenserwartung nur minimal verlängert wird
Ärztliche Kommunikation über eine unheilbare Krankheit: Nächste Angehörige werden oft erst sehr spät oder gar nicht informiert
Kommunikation mit Krebspatienten über ihre Ängste: Den meisten Ärzten fehlen die rechten Worte
Chemotherapie am Lebensende: Krebspatienten erfahren über ihre Krankheit mehr von Mitpatienten als von ihrem Arzt

Gerd Marstedt, 30.12.08