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Arzneimittel-Information: Deutsche haben ähnliche Vorbehalte gegenüber der Pharma-Industrie wie US-Bürger

Artikel 1619 In einer Vielzahl von Studien wurden Arzneimittel-Informationen und insbesondere der Beipackzettel von Patienten als unverständlich und teilweise sogar angsteinflößend bewertet. Vor diesem Hintergrund will die EU-Kommission der pharmazeutischen Industrie erlauben, Informationen über verschreibungspflichtige Medikamente zu veröffentlichen. In einer repräsentativen Bevölkerungsumfrage hat sich jetzt allerdings gezeigt, dass die Bevölkerung diesem Vorhaben zumindest skeptisch gegenüber steht. Deutlich wurde darüber hinaus: Ähnlich wie in US-amerikanischen Umfragen ist auch in Deutschland das Vertrauen in die Pharma-Industrie nicht besonders hoch.

Der Bedarf an besseren Arzneimittel-Informationen ist groß. in der jetzt veröffentlichten Befragung des "Gesundheitsmonitor" der Bertelsmann-Stiftung zeigt sich: Verbesserungen beim gängigen und gewohnten Informationsmedium des Beipackzettels würden am häufigsten begrüßt: 98 Prozent halten dies für sehr wichtig oder wichtig. Ähnlich hohe Zustimmungsraten finden sich auch für andere Vorschläge wie "Arzneimittel-Tests einer unabhängigen Einrichtung wie Stiftung Warentest" (88%) oder eine vom Arzt ausgedruckte Arzneimittelinformation, in der persönliche Aspekte (Begleiterkrankungen, Lebensstil, Art der Informationswünsche usw.) berücksichtigt sind (81%). Auch der Vorschlag einer telefonischen Auskunftsstelle findet eine knappe Mehrheit.

Bei der Frage, wer diese Informationen bereit stellen solle, zeigt sich dann eine "markante Hierarchie der Vertrauenswürdigkeit". Nahezu uneingeschränktes Vertrauen (97%) genießt der eigene Arzt. Immerhin 75 Prozent schenken der Stiftung Warentest und den Verbraucherschutzorganisationen Vertrauen und knapp 50 Prozent Selbsthilfegruppen und Patientenorganisationen. Skepsis herrscht bei den meisten Befragten gegenüber Pharma-Unternehmen: Nur jeder vierte Befragte (26%) geht davon aus, dass Hersteller von Arzneimitteln zuverlässige und glaubwürdige Arzneimittel-Informationen bereitstellen könnten.

Von daher herrscht eine deutliche Skepsis vor, was die Objektivität solcher Arzneimittel-Informationen anbetrifft, die von Pharma-Unternehmen kommen. 78 Prozent der Befragten stellen dies in Frage, 32 Prozent davon sehr stark. Über drei Viertel der Bevölkerung sind der Meinung, dass Pharma-Unternehmen interessengebunden handelten und daher nicht objektiv und neutral über ihre Produkte berichteten. Die Befragten fühlen sich andererseits jedoch autark genug, um diese Interessenbindung zu durchschauen. Die allermeisten (86%) stimmen der Ansicht zu "Mündige Patienten sollten selbst entscheiden, wo und bei wem sie sich informieren."

Die Glaubwürdigkeit von Arzneimittel-Informationen hängt entscheidend von der Glaubwürdigkeit der Verfasser ab, so dass die Frage nahe liegt, wie es um das Image von pharmazeutischen Unternehmen in Deutschland bestellt ist. Diese Fragestellung ist durch den Gesundheitsmonitor jetzt erstmals in einer repräsentativen Bevölkerungsumfrage aufgegriffen worden. Dabei zeigt sich auch eine überraschend hohe Übereinstimmung der Urteile aus USA und Deutschland (vgl. Abbildung)



Das Image der pharmazeutischen Industrie hat einige positive Facetten, weist aber auch einige "hässliche Seiten" auf - hierzulande ähnlich wie jenseits des Atlantiks. Positiv hervorgehoben wird beispielsweise der innovative Beitrag der Pharma-Branche, die Entwicklung neuer und therapeutisch hilfreicher Medikamente. Diesen optimistischen Urteilen stehen jedoch verschiedene negative Bewertungen gegenüber. Dies betrifft die Höhe der Unternehmensgewinne, die Fairness der Preise oder auch die Schwerpunkte der Unternehmenspolitik. So meinen rund zwei Drittel, pharmazeutische Unternehmen seien zu stark daran interessiert, Gewinne zu machen und zu wenig daran interessiert, Menschen zu helfen. Genau so viele stimmen der Aussage zu "Die meisten Pharma-Unternehmen stecken zu viel Geld in die Entwicklung von "Lifestyle"-Produkten (Viagra, Botox) und zu wenig Geld in die Entwicklung von Medikamenten gegen schwere Erkrankungen".

Bemühungen zur Verbesserung der Arzneimittelinformation, so bilanzieren die Wissenschaftler, sind zweifellos sinnvoll. Es dürfe jedoch bezweifelt werden, dass der von der EU angestrebte Weg einer Aufhebung des Werbe- bzw. Informationsverbots für rezeptpflichtige Arzneimittel ein sinnvoller Beitrag ist. Auch Patienten und Verbraucher stellen in Frage, dass die Pharma-Unternehmen objektiv und neutral über ihre Produkte informieren würden. Das Image dieser Branche, so hat sich gezeigt, weist in Deutschland in ähnlicher Weise wie in den USA viele Negativfacetten auf. Nach Ansicht der Forscher gibt es andererseits schon sehr viel versprechende Möglichkeiten einer an Patienteninteressen orientierten Arzneimittel-Information. Diese Vorschläge werden abschließend kurz vorgestellt, etwa die von Computern erstellte und individualisierte Informationsbroschüre, die nach der Sprechstunde dem Patienten ausgehändigt wird oder die in einer US-Studie unlängst entwickelte "Drug Facts Box", ein "Kasten mit Arzneimittel-Fakten".

Die Studie ist hier kostenlos erhältlich: Gerd Marstedt, David Klemperer: Lesen Sie den Beipackzettel? Patientenwünsche zur Arzneimittelinformation (Gesundheitsmonitor, Newsletter 2/2009)

Gerd Marstedt, 4.8.09