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Versorgungsforschung: Psychische Erkrankungen


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Hilft transzendentale Meditation bei der posttraumatischen Belastungsstörung von Ex-SoldatInnen oder sogar bei friedlichem Stress?

Artikel 1970 Schenkt man den jüngsten Durchhalteparolen des Bundesverteidigungsministers zum Krieg in Afghanistan Glauben, werden Soldaten der Bundeswehr dort noch für längere Zeit kämpfen, sterben oder immer häufiger mit einem so genannten posttraumatischen Stress-Syndrom bzw. einer Belastungsstörung (englische Abkürzung PTSD), d.h. einer schweren psychischen Störung in ihr bundesrepublikanisches Alltagsleben zurückkehren. Und wenn die in Deutschland von Freunden umzingelten Streitkräfte demnächst das Land noch an weiteren Pässen, Wadis oder Wasserstraßen verteidigen, werden sich auch die unerwünschten psychischen Folgen noch häufen.

Auch wenn sich die Bundeswehr mittlerweile systematischer um die psychische Betreuung und Behandlung ihrer Ex-SoldatInnen kümmert, kann sie eventuell davon lernen wie die kriegserfahrenen und daher schon seit Jahrzehnten auch in psychischer Hinsicht zahlreicher schwer gesundheitlich geschädigten US-SoldatInnen behandelt werden.

Dass dabei auch die exotische und radikal unkriegerische Methode der transzendentalen Meditation zu positiven Wirkungen führen kann, zeigen die Ergebnisse einer kleinen experimentellen Reihe von Behandlungen, deren Resultate jetzt in der US-Fachzeitschrift "Military Medicine" veröffentlicht wurden.
Dabei ist zu beachten, dass die Belastungsstörung nach früheren Studien bei 14% des gesamten entlassenen US-Militärpersonals mit Kriegseinsätzen und sogar bei rund 44% des Militärpersonals auftritt, die leichte Kopfverletzungen davon getragen haben und heftige Kämpfe miterlebt haben.

Trotz des großen Bedarfs gab es bisher nur wenige Studien, die den Nachweis einer wirksamen Therapie erbrachten - darunter auch eine kleine randomisierte kontrollierte Studie mit Vietnamkriegs-Veteranen, welche die Wirksamkeit transzendentaler Meditation und Psychotherapie verglich. Eine andere sehr aufwändige Studie wies positive Wirkungen für ein Programm nach, in dem erkrankte Ex-SoldatInnen in einer sicheren Umgebung mit verschiedenen Formen von Bedrohungen konfrontiert wurden, was ihnen helfen sollte, ihre Ängste zu überwinden. Bereits 2007 stellte ein Bericht über die Behandlungsmöglichkeiten dieser psychischen Erkrankung fest, dass es dafür, dass andere pharmakologische oder psychotherapeutische Behandlungen wirksam oder nicht wirksam keine definitive Evidenz gibt.
In der jetzt veröffentlichten Studie erhielten fünf männliche Golf- und Afghanistanveteranen acht Wochen lanf zweimal täglich zwanzigminütige Trainingseinheiten mit transzendentaler Meditation. Die Teilnehmer konnten während der Laufzeit der Studie selber auswählen, wann sie die Therapie abbrachen und nutzen eine Spanne von 10 Monaten und zwei Jahren. Die Compliance lag bei den regelmäßigen Übungen bei mehr als 90%. Ein wahrscheinlicher Grund war, dass die TeilnehmerInnen nicht das Gefühl hatten durch den Besuch stigmatisiert zu werden.

Die Ergebnisse waren bereits nach acht Wochen bei allen Teilnehmern nachweisbar positiv:

• Auf einer Standardskala zur Messung des Status der Belastungsstörung, der so genannten "Clinician-Administered PTSD Scale (CAPS)", verbesserten sich die Werte statistisch signifikant um durchschnittlich 31,4 Punkte.
• zwei weitere Endpunkte für die Lebensqualität verbesserten sich ebenfalls signifikant.
• Allerdings zeigte sich bei zwei weiteren gemessenen Werten nicht bei allen Teilnehmern signifikante Effekte oder sogar in einem Fall negative.
• Alle fünf Männer sagten auch im Rahmen einer klinischen Untersuchung nach 12 Wochen, sie wollten wegen der durchweg positiven und angenehmen Umstände und Wirkungen der transzendentalen Meditation mit der Therapie weitermachen.

Trotz der natürlich sehr geringen Anzahl von Studienteilnehmern ist nicht auszuschließen, dass die leicht zu lernende, nebenwirkungsfreie und nur mit geringen Stigmatisierungsrisiken verbundene Meditationstechnik möglicherweise auch bei anderen gesundheitlich geschädigten oder traumatisierten Personen wirksam ist. Daher stellt sich zu Recht die auch von den ForscherInnen gestellte Frage, warum trotz Hunderten von Milliarden US-Dollar und Euros für Kriegszwecke nicht durch zusätzliche kontrollierte Studien die Wirksamkeit dieser und möglicher anderer Therapieformen untersucht wird.

Davon unbenommen bleibt bei allen noch so wirksamen Therapien, dass die Vermeidung von "Befreiungs"-Kriegen à la Vietnam und Irak sowie angebliche Anti-Terror-Kriege à la Afghanistan die beste Methode ist, Leid von den BewohnerInnen der Kriegsschauplätze und den SoldatInnen fernzuhalten.

Von dem Aufsatz Effects of transcendental meditation (TM) in veterans of Operating Enduring Freedom (OEF) and Operation Iraqi Freedom (OIF) with posttraumatic stress disorder (PTSD): a pilot study von Rosenthal et al., erschienen in der Fachzeitschrift "Military Medicine" (2011; 176; 6: 626-630), ist lediglich das Abstract kostenlos erhältlich.Etwas ausführlichere Informationen über die Rosenthal-Studie und mehrere Links zu weiteren Studien und Reports über die Langfristopfer unter den US-SoldatInnen findet sich kostenlos auf einer speziellen Website.

Aber auch für Nicht-ExsoldatInnen, die an u.a. durch Stress verursachten Herzerkrankungen leiden, könnte transzendentale Meditation eine hilfreiche Behandlungsmethode sein. Dies hätte man jedenfalls beinahe in einem Aufsatz in der renommierten US-Fachzeitschrift "Archives of Internal Medicine" nachlesen können, wenn dieser am 27. Juni 2011 online veröffentlicht und nicht 12 Minuten vor der Freigabe von der Zeitschrift selber in eine weitere Warteschleife geschickt worden wäre.

Kernergebnis des Aufsatzes war, dass im Vergleich zweier Gruppen von insgesamt 201 US-Amerikanern schwarzer Hautfarbe die Gruppe, deren koronaren Herzbeschwerden mit Methoden der TM und nicht mit konventioneller Gesundheitserziehung behandelt wurden, nach einer Reihe von Standardisierungen verschiedenster Merkmale ein um die Hälfte geringeres Gesamtrisiko hatte zu sterben oder einen nichttödlichen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden (Risikorate 0.53 [95% CI 0.30 to 0.95, P=0.03]). Trotzdem gab es nach Meinung der Herausgeber der Zeitschrift neue, bisher nicht berücksichtigte Daten, die vor einer Publikation ausgewertet werden sollten. Wer also demnächst auf der Basis einer kontrollierten Studie noch Genaueres über die Wirksamkeit von TM wissen will, sollte auf künftige Ausgaben dieser Fachzeitschrift genau achten.

Wer noch etwas mehr über den seltenen Vorgang der vorübergehenden Nichtveröffentlichung eines wissenschaftlichen Aufsatzes erfahren will, findet dies kostenfrei auf der generell empfehlenswerten Website Medpage today vom 28. Juni 2011 noch etwas genauer.

Bernard Braun, 1.7.11