Kosten der Medikalisierung nichtmedizinischer Probleme - Eine defensive Schätzung für die USA und nicht nur für sie.
Die Pathologisierung und Medikalisierung von nichtmedizinischen Problemen zu
medizinisch oder pharmakologisch behandlungsbedürftigen Erkrankungen oder
Störungen - auch als "disease mongering" bezeichnet - ist ein
weltweit nicht seltenes Phänomen. Um welche Probleme es sich handelt und
wie hoch die Kosten dieser eigentlich nicht notwendigen medizinischen Versorgung
sind, berechneten us-amerikanische Soziologen für die USA im Jahr 2005. Da
diese Art von Medikalisierung mit Sicherheit nicht ab- sondern eher noch
zugenommen hat, sind die berechneten Zahlen auch 2019 noch von Relevanz.
In [mehr...]
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"Was kümmern uns Antibiotikaeinnahme und resistente Bakterien in Rufisque (Senegal)?": Warum vielleicht doch!
Auch wenn es kaum einen europäischen Leser geben dürfte, dem der Ort
um den es in einer Ende 2018 veröffentlichten Studie geht bekannt ist,
gehört das Wissen seiner EinwohnerInnen über Antibiotika bzw. das
Wissen über den richtigen Umgang mit Antibiotika unbedingt zu
"unserem" Wissen über die Triebkräfte der Globalisierung von
Gesundheitsrisiken und der Notwendigkeit ihrer globalen Prävention. In
einer mit EinwohnerInnen der Stadt Rufisque im Senegal durchgeführten
Studie ging es einer Gruppe senegalesischer Mediziner und
GesundheitswissenschaftlerInnen um deren Wissen über
die [mehr...]
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Je mehr "primary care phycisians" desto höher ist die Lebenserwartung in den USA. Beitrag von Spezialärzten geringer
Dass primärärztliche Versorgung bevölkerungsbezogen positive
gesundheitliche Wirkungen hat, gehört zu den Basisannahmen und
-erkenntnissen der weltweiten Gesundheitsversorgungsforschung und -politik.
Etwas weniger weiß man, ob die Praxis der Erkenntnis folgt und über
die Größe dieses Nutzens. Daran ändert eine gerade
veröffentlichte Studie von GesundheitswissenschaftlerInnen der
us-amerikanischen Stanford und Harvard-Universität über die
Entwicklung der Anzahl von Allgemeinmedizinern und Fachärzten in den 3.142
US-Landkreisen/Kreisen ("counties" - das sind fast alle
dieser [mehr...]
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Deutschland mal wieder Weltmeister: Geburt eines Kindes verschlechtert erheblich und nachhaltig das Einkommensniveau von Frauen
Über die systematische soziale und ökonomische Benachteiligung von
erwerbstätigen Frauen gegenüber Männern auch und gerade in
entwickelten Ländern oder Wohlfahrtsstaaten (diverse gender gaps) und die
dadurch auch für Sozialversicherungsträger, deren Beiträge auf
der Basis von Erwerbseinkommen erhoben werden, entstehenden Nachteile wurde in
diesem Forum bereits mehrere Male berichtet. Eine Anfang 2019 erschienene
international vergleichende empirische Studie von WissenschaftlerInnen aus den
USA, Großbritannien und der Schweiz über so genannte "child
penalties" (Strafe für
oder [mehr...]
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Evidenz ja, aber wie kommuniziert man sie und wer versteht sie wirklich!?
Das jährliche Herbst-Symposium des "Instituts für Qualität
und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) beschäftigte sich 2018
mit der Art und Weise sowie den Schwierigkeiten der Kommunikation von Evidenz
für PatientInnen, Ärzte, Medienvertreter und PolitikerInnen, also
Gruppen, "die sich in ihrem Vorwissen, ihren Absichten und ihrem
Informationsbedarf stark unterscheiden." Die Kommunikation
"stößt oft auf innere Widerstände wegen
Informationsüberflutung, liebgewonnene Vorurteile und konkurrierende
Einflüsse" und beinhaltet auch Botschaften, die
"komplex, [mehr...]
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Nutzen der kieferorthopädischen Behandlung von Kindern/Jugendlichen weder belegt noch auszuschließen - weitere Forschung notwendig
Nachdem trotz mehrerer kritischer Bewertungen des Nutzens und der Umstände
der kieferorthopädischen Versorgung (Kfo) von gesetzlich versicherten
Kindern und Jugendlichen in den letzten anderthalb Jahrzehnten lange Zeit weder
durch die gesetzlichen Krankenkassen noch durch KieferorthopädInnen und
ZahnärztInnen Anstöße für versorgungswissenschaftliche
Untersuchungen erfolgten, beginnt sich dies in den letzten Jahren u.a. durch
Befragungen von kieferorthopädisch behandelten Kindern, Jugendlichen und
ihren Eltern im Gesundheitsmonitor der Bertelsmann Stiftung und der Barmer GEK,
durch
eine [mehr...]
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Von den Möglichkeiten die Lebensqualität von PatientInnen zu messen. Nationale Normwerte machen es besser möglich!
Immer noch spielt die Lebensqualität von PatientInnen selbst in methodisch
hochwertigen Studien keine oder lediglich eine gegenüber so genannten
"objektiven" Endpunkten (z.B. Mortalität oder
Wiedereinweisungshäufigkeit) nachgeordnete Rolle. Dies kann aus
Patientensicht zu falschen Schlussfolgerungen über die Wirksamkeit von
Therapien führen oder dazu, dass die Suche nach anderen Therapien, die sich
mehr auf die Lebensqualität auswirken, unterbleibt. Selbst wenn aber in
nationalen und international vergleichenden Studien Veränderungen der
Lebensqualität zentrale Endpunkte sind,
wird [mehr...]
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Weniger ist mehr: Das Beispiel täglich-mehrfache Blutzuckermessung durch nicht insulinpflichtige DiabetespatientInnen.
Schon bevor es einigen IT-Unternehmen gelang, Millionen von Menschen zu
vollkontinuierlich selbstvermessenden Anhängseln diverser
Selbstoptimierungsgeräte zu machen, gab es bereits eine etwas kleinere und
blutigere Variante, nämlich die engmaschige Bestimmung des Blutzuckers mit
einer immer phantasievolleren Anzahl von Testgeräten und Teststreifen
für an Diabetes erkrankte Menschen. In diesem Fall wurde das möglichst
tägliche und mehrfache Messen des Blutzuckers in einer geringen Menge Blut
als eine der wichtigsten Voraussetzungen für das bedarfsgerechte
(Selbst-)Management mit
Antidiabetika [mehr...]
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Trotz eklatanter Forschungslücken: individuelles Entlassungsmanagement wirkt sich für PatientInnen mehrfach positiv aus.
Obwohl niemand im deutschen Gesundheitssystem mit seiner charakteristischen
Abschottung oder seinem Hürdenreichtum zwischen stationärer,
ambulanter medizinischer und pflegerischer Versorgung die Notwendigkeit von
Entlass- oder Überleitungsmanagement offen bestreitet und dies auch in
einer Fülle gesetzlicher und vertraglicher Vorschriften der letzten
anderthalb Jahrzehnte seinen Niederschlag gefunden hat, ist die Empirie des
Entlassmanagements trotz der zuletzt 2017 konkretisierten Bestimmungen
unzulänglich (vgl. dazu den hkk-Gesundheitsreport 2018: Entlassmanagement).
Das Recht
auf [mehr...]
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MigrantInnen und öffentliche Gesundheit: "…und Krankheiten schleppen die Migranten auch noch ein!"
Die ausgerechnet im traditionellen Einwanderungsland Deutschland zuletzt bei der
Diskussion über den UN-Migrationspakt mehr oder weniger (rechts)-radikal
geäußerte Sorge um die drohende Einwanderung von Millionen
MigrantInnen "in die Sozialsysteme" ist nicht das einzige Stereotyp
wenn es darum geht, wenn derzeit über die weltweit fast eine Milliarde
MigrantInnen ("on the move") gesprochen wird. Dazu gehört auch
die Behauptung, dass MigrantInnen in vielerlei Hinsicht eine Gefahr für die
öffentliche und individuelle Gesundheit in europäischen oder
nordamerikanischen
Ländern [mehr...]
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Ein Jahr "Rahmenvertrag Entlassmanagement": "Natürlich wichtig", aber immer noch jede Menge Schwachstellen
Auch nach jahrzehntelanger Debatte über die unerwünschten Wirkungen
der in Deutschland existierenden Abschottung der stationären von der
ambulanten Gesundheitsversorgung und trotz einiger gesetzlicher Vorschriften
(z.B. Nahtlosigkeit und Zügigkeit bei der Rehabilitation nach dem SGB IX
und mehrere Varianten multilateraler Verträge im SGB V), gibt es zwar
graduelle Fortschritte aber keine strukturelle Lösung der
Schnittstellenprobleme. Als Lösung unterhalb einer richtigen Strukturreform
gilt seit Mitte der Nuller Jahre das so genannte Überleitungs- oder
Entlassmanagement während der
stationären [mehr...]
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"Das mit der evidenzbasierten Medizin ist einfach im Klinikalltag nicht zu schaffen" oder wie es vielleicht doch klappen könnte!!
Egal, ob es um die schleppende Implementation von evidenzbasierter Medizin,
wissenschaftlichen Leitlinien, shared decision making oder das Entlassmanagement
in den Behandlungsalltag geht, wird häufig argumentiert "das klappt
vielleicht im akademischen Bereich, aber nicht in meinem hektischen Klinik- oder
Praxisalltag mit ständigem Zeitmangel". Umso bedeutender sind
Beispiele dafür, dass die genannten oder andere innovative
Behandlungsmaßnahmen sehr wohl umgesetzt werden können und wie sowie
warum dies in einem ganz normalen Behandlungskontext gelingt. Ein gerade
veröffentlichter [mehr...]
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Risiko an Demenz zu erkranken stagniert oder nimmt ab, nicht signifikant. Resultat eines systematischen Reviews samt Meta-Analyse
Über eine Reihe von methodisch hochwertigen Studien zum individuellen
Risiko an Demenz zu erkranken, die meist das Erkrankungsrisiko in zwei weit
auseinanderliegenden Kohorten verglichen, ist im
"forum-gesundheitspolitik" schon mehrfach berichtet worden (zu finden
mit dem Suchwort "Demenz"). Fast jede dieser Studie fand, dass das
Erkrankungsrisiko (Inzidenz) entgegen vieler alarmistischer Szenarien mehr oder
weniger stark abgenommen hat und diese Szenarien auf der ausschließlichen
Betrachtung der Prävalenz beruhten. Deren Zunahme beruht danach
ausschließlich auf der
Zunahme [mehr...]
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Von den Grenzen der Vererblichkeit langen Lebens
Angesichts der in hoch entwickelten Ländern seit Jahrzehnten stetig
steigenden Lebenserwartung stellt sich auch die Frage nach den Triebkräften
dieses Prozesses. Nicht erst seitdem Gene durch die immer größere
Transparenz über ihre Strukturen für immer mehr erwünschte und
unerwünschte Erscheinungen und Ereignisse im menschlichen Leben
verantwortlich gemacht werden, ja, diese zu determinieren scheinen, gelten 15
bis 30% der Lebenserwartung als genetisch, d.h. letztlich unbeeinflussbar
bestimmt. Ob dies zutrifft und damit der Einfluss einer Vielzahl von
natürlichen oder sozialen und damit
in [mehr...]
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Gesundheitslegenden - Der Fall "Kochsalzreduktion"
Ein Teil der Empfehlungen zu Dingen und Verhaltensweisen, die angeblich einen
hohen präventiven oder kurativen Nutzen für die Gesundheit vieler
Menschen haben oder dieser und diesen schaden, sind derartig plausibel, dass es
relativ lange braucht bis sich Studien um sie kümmern. Dazu gehören
etwa viele Vitamine und Nahrungsergänzungsmittel, das tägliche
Gläschen Rotwein, die tägliche Einnahme einer oder auch mehrerer
Aspirintabletten aber auch das Ersetzen von Butter durch Margarine oder die
Reduktion von Kochsalz. Das jüngste Beispiel dafür was dann bei
gründlicher Überprüfung
herauskommen [mehr...]
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Massive Interessenkonflikte bei Leitlinienautoren in den USA
Interessenkonflikte bei Autoren von Leitlinien gefährden die
Objektivität und Glaubwürdigkeit von Leitlinien (wir berichteten z.B.
Link. Khan et al. untersuchten jetzt, wie häufig in den USA
Interessenkonflikte bei Autoren vorliegen, die an der Entwicklung von Leitlinien
für umsatzstarke Arzneimitteln beteiligt waren. Darüber hinaus
überprüften sie die Einhaltung von 3 der 8 Standards des Institute of
Medicine zur Entwicklung von glaubwürdigen Leitlinien: 1. Schriftliche
Offenlegung aller potentiellen Interessenkonflikte 2.
Leitlinienengruppen-Vorsitzender ohne Interessenkonflikte 3.
Mehrheit [mehr...]
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Hersteller nehmen massiv Einfluss auf die von ihnen gesponserten Studien
Es ist bekannt, dass Hersteller-gesponserte Studien häufig einen Bias
zugunsten des geprüften Produkts zeigen. Dies ist im Einzelfall nicht immer
ohne weiteres nachweisbar, aber auf der aggregierten Ebene offensichtlich (wir
berichteten, z.B Link, s.a Rubrik Einflussnahme der Pharma-Industrie). In jeder
Phase einer Studie kann manipulativ auf das Ergebnis Einfluss genommen werden,
so bei der Fragestellung, der Studienendpunkte, der Studienpopulation, der Art
und der Dosierung der Vergleichssubstanz, der Studiendauer, der Darstellung und
Veröffentlichung der Ergebnisse. Eine
kürzlich [mehr...]
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Weder Vor- noch Nachteil von Telemonitoring bei Herzerkrankungen gegenüber Standardbehandlung - Lebensqualität Fehlanzeige!
Gefördert durch gesetzliche Initiativen wie dem eHealth-Gesetz oder den
diversen Digitalisierungsinitiativen und der Vielzahl der mit ihnen
verknüpften Erwartungen zur Verbesserung der Versorgungsstruktur und der
kurativen wie präventiven Behandlung, wird allzu oft übersehen, dass
auch alle digitalen, elektronischen und modernen Verfahren etc. vor einer
regelhaften Einführung ihre Wirksamkeit bzw. ihren zusätzlichen Nutzen
in methodisch hochwertigen Studien nachweisen müssen. Dass diese Forderung
richtig ist und was dies für die Übernahme in die Regelversorgung
bedeutet, zeigt ein am 3
Juli [mehr...]
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Erste Schritte für mehr Transparenz über die Art, den Umfang und die Bedarfsgerechtigkeit der kieferorthopädischen Behandlung
Wer den Eindruck hat, dass auffällig viele der 12- bis 15-Jährigen
eine Zahnspange tragen und dann genau wissen will, wie viele Angehörige
eines Altersjahrgangs denn kieferorthopädisch behandelt werden, in welchem
Alter Behandlungen beginnen , warum sie behandelt werden, mit welchen Mitteln
die Ziele erreicht werden, wie lange die Wirkung anhält und wie viel solche
Behandlungen im Einzelnen die gesetzlichen Krankenkassen und die Eltern der
SpangenträgerInnen kostet, bekommt bisher nahezu keine oder vage Antworten.
Er oder sie finden sich dabei in bester Gesellschaft, denn seit Beginn
dieses [mehr...]
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USA: Wie viele BewohnerInnen müssen Pflegekräfte im besten oder schlimmsten Fall in jedem Altenpflegeheim betreuen?
In den USA leben fast 1,4 Millionen Personen in einem der über 14.000
(Alten)Pflegeheime mit professioneller Versorgung rund um die Uhr. Eine der
vielen eher unbekannten Leistungen des "Affordable Care Act (ACA)"
oder Obamacare ist die systematische, kontinuierliche und differenzierte
Erhebung der Anzahl von ausgebildeten Pflegekräften (registered nurses) und
Pflegehelfern im Verhältnis zu den bei Medicare versicherten
Pflegebedürftigen. Dazu dienen anders als bisher die täglichen
Gehaltsabrechnungen für das Pflegepersonal. Die bisherige Datenbasis waren
Angaben über
die [mehr...]
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Frühere Artikel:
63-36-10, wann folgt 0!? Wie Obamacare durch Nadelstiche ausgehöhlt wird
Wie sich die Sozialversicherungsbeiträge um bis zu 6,7 Beitragspunkte senken ließen - die versicherungsfremden Leistungen
Wie kann die Einkommenssituation von Pflegekräften verbessert werden? Ein ungewöhnliches Beispiel aus Kanada!
Wodurch könnte die Lebenserwartung der 50-jährigen US-Bevölkerung um 14 oder 12 Jahre verlängert werden?
Oft Weiterführung von Kliniken trotz Insolvenz und erhebliche regionale Unterschiede der Versorgungsmerkmale
Wie wirkt sich ein Unterschied von einem Jahr beim Kita-Besuch auf die Persönlichkeitseigenschaften und auf Gesundheit aus?
25 Jahre Wettbewerb in der GKV aus Sicht des Bundesversicherungsamts: Weder Silber und gleich gar nicht Gold.
Das Elend von Transparenz im Wettbewerb: Qualität hinter der Vielzahl von Siegeln zur Langzeitpflege trotz Checkliste unzureichend
18,7 Millionen Hartz IV-Empfänger zwischen 2007 und 2017 bedeuten auch zig Milliarden Euro Mindereinnahmen für die GKV
Weltweite Über- und Fehlversorgung von stationär behandelten Kindern mit Antibiotika zur Prophylaxe und nicht zur Behandlung
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