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"Closing borders is ridiculous" (A. Tegnell), und zahlreiche Studien bestätigen dies seit vielen Jahren.

Artikel 2696 Gerade weil selbst die noch vor wenigen Tagen und Wochen wortstärksten Protagonisten von Grenzschließungen und jeglichen Reisebeschränkungen in ihren laufenden Meinungsumschwung Bemerkungen einfließen lassen, es gäbe eigentlich keine oder nur schwache Evidenz für die präventive Wirksamkeit dieser Maßnahmen, muss daran erinnert werden, dass dafür nicht erst seit Mai 2020 Belege existieren.

Wenn im weiteren Verlauf der Kommunikation über und des Umgangs mit Covid-19 nach Beispielen für folgenreiches Handeln entgegen vorhandenem Wissen gesucht wird, eignen sich die Grenzschließungen im besonderen Maße.

Dass Grenzschließungen bei einer Epidemie "in den meisten Fällen ineffektiv" sind, also weder die Ausbreitung zu Beginn der Pandemie noch nach einer weltweiten Verbreitung des Virus eine zweite, dritte oder weitere Wellen höchstens etwas verzögert aber nicht verhindert werden könnte, wird in zahlreichen Studien und systematischen Reviews seit vielen Jahren nachgewiesen. Dass trotz minimal möglichen positiven Effekten diese stets auch noch gegen mögliche negative Effekte von Schließungen (z.B. sozialer und wirtschaftlicher Art) abgewogen werden müssen, gehört zu den Standards des Umgangs mit Studienergebnissen.

Für die Schließungs-Protagonisten in Deutschland besonders peinlich ist, dass zu diesem Schluss- allerdings noch vor der Sars-Cov-2-Pandemie - die Autor*innen des vom Robert-Koch-Institut (RKI) herausgegebenen Nationaler Pandemieplan Teil II. Wissenschaftliche Grundlagen seit 2007 und auch noch in seiner letzten Fassung aus dem Jahr 2016 kamen. Der damalige Forschungsstand wurde so zusammengefasst: "Zum Thema Grenzschließungen als Maßnahme der Übertragung von Influenza wurde ein Review des ECDC (European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC): Guide to public health measures to reduce the impact of influenza pandemics in Europe: 'The ECDC Menu' 2009) identifiziert. In diesem wird von Grenzschließungen klar abgeraten. Zusammenfassung: An den Grenzen ist ebenfalls eine Vielzahl an Maßnahmen denkbar. Bezüglich des Einreise- und Ausreise-Screening (Entry- und Exit-Screening) besteht theoretische und empirische Einigkeit, dass diese Maßnahme aufwendig und ineffektiv ist. Es ist allenfalls, selbst bei sehr gewissenhafter und lückenloser Durchführung eine Verzögerung der pandemischen Welle von 1 - 2 Wochen zu erwarten. Als Alternative vorgeschlagen wurde die Durchführung gleichzeitiger, mehrerer informativer Maßnahmen sowohl für Reisende als auch primärversorgende Ärzte. Von Grenzschließungen wird abgeraten."
Da dies schlicht und einfach überlesen oder stillschweigend ignoriert wurde, kam es noch nicht einmal zu einer durchaus zulässigen Diskussion, ob dies auch für das "neuartige" Sars-CoV-2-Virus gilt oder nicht.

Ein im "Bulletin of the World Health Organization" 2014 veröffentlichter systematischer Review über 23 seit den Nuller Jahren durchgeführten Studien fand für sämtliche Formen der Reisebeschränkungen durch Grenzschließungen oder den Stopp von Flugverbindungen lediglich "limited effectiveness", wobei der minimale Nutzen mögliche zeitliche Verzögerungen der Verbreitung waren.
Zusammengefasst: "It seems likely that, for delaying the spread and reducing the magnitude of an epidemic in a given geographical area, a combination of interventions would be more effective than isolated interventions. Travel restrictions per se would not be sufficient to achieve containment in a given geographical area, and their contribution to any policy of rapid containment is likely to be limited."
Der Review Effectiveness of travel restrictions in the rapid containment of human influenza: a systematic review von Ana LP Mateus , Harmony E Otete , Charles R Beck , Gayle P Dolan und Jonathan S Nguyen-Van-Tam ist im "Bulletin of the World Health Organization" (2014;92:868-880) erschienen und komplett kostenlos erhältlich.

Für diejenigen aber, die meinen (könnten), dies gelte für das grenzüberschreitende Potenzial des Sars-Cov-2-Virus nicht, lieferte eine im März 2020 veröffentlichte Publikation über die Verbreitung des Virus zu Beginn der Covid-19-Pandemie mit Daten aus China in der Zeitschrift "Science" (komplett erhältlich: The effect of travel restrictions on the spread of the 2019 novel coronavirus (COVID-19) outbreak von Matteo Chinazzi et al. in "Science" (Vol. 368, Issue 6489: 395-400)) folgende Erkenntnisse: "The travel quarantine around Wuhan has only modestly delayed the spread of disease to other areas of mainland China. This finding is consistent with the results of separate studies on the diffusion of SARS-CoV-2 in mainland China. The model indicates that although the Wuhan travel ban was initially effective at reducing international case importations, the number of imported cases outside mainland China will continue to grow after 2 to 3 weeks. Furthermore, the modeling study shows that additional travel limitations (up to 90% of traffic) have only a modest effect unless paired with public health interventions and behavioral changes that can facilitate a considerable reduction in disease transmissibility. The model also indicates that, despite the strong restrictions on travel to and from mainland China since 23 January 2020, many individuals exposed to SARS-CoV-2 have been traveling internationally without being detected. Moving forward, we expect that travel restrictions to COVID-19-affected areas will have modest effects and that transmission reduction interventions will provide the greatest benefit for mitigating the epidemic."

Eine Gruppe US-amerikanischer Wissenschaftler*innen von der Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health mahnte in ihrem "integrative review of the limited evidence on international travel bans" bei politischen Entscheidungen Folgendes zu beachten: "When assessing the need for, and validity of, a travel ban, given the limited evidence, it's important to ask if it is the least restrictive measure that still protects the public's health, and even if it is, we should be asking that question repeatedly, and often."
Der Integrative review of the limited evidence on international travel bans as an emerging infectious disease disaster control measure von Nicole A. Errett et al. ist in der Januar/Februar-Ausgabe 2020 des "Journal of Emergency Management" (2020; 18 (1): 7-14) erschienen und komplett kostenlos erhältlich.

14 renommierte Spezialist*innen für Infektionskrankheiten aus der gesamten Welt veröffentlichten schließlich im April 2020 in der Fachzeitschrift "International Journal of Infectious Diseases" einen dringenden Appell für die künftige Erforschung der Umstände von Reisebeschränkungen unter Pandemiebedingungen. Ihren Überlegungen zugrunde liegt die folgende Erkenntnis: "Travel bans to affected areas or denial of entry to passengers coming from affected areas are usually not effective in preventing the importation of cases but have a significant economic and social impact."
Auch der kurze Aufruf COVID-19 travel restrictions and the International Health Regulations - Call for an open debate on easing of travel restrictions in der Zeitschrift "International Journal of Infectious Diseases" (94 (2020) 88-90) ist kostenlos zugänglich.

Leider nur für Abonnenten komplett zugänglich ist eine ausgezeichnete Zusammenfassung der Erkenntnisse zu Grenzschließungen Grenzen auf von Christina Berndt und Markus Grill in der "Süddeutschen Zeitung" vom7. Mai 2020. Die Autoren weisen dort u.a. darauf hin, dass Flugreisebeschränkungen bis hin zur Einstellung des Flugverkehrs auch völlig unerwünschte negative Auswirkungen haben kann. Impfstoffe gegen andere Krankheiten und andere Hilfsgüter kommen dann nämlich auch nicht mehr z.B. in Ländern der Dritten Welt an.

Bernard Braun, 18.5.20