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Nur jeder dritte Deutsche ist für aktive Sterbehilfe
Die Deutsche Hospiz Stiftung stellte jetzt Ergebnisse einer Emnid-Studie vor, in der 1000 Deutsche über ihre Haltung zu Sterbehilfe und Palliativmedizin befragt wurden. Ergebnis: Von 1000 Befragten, die man vorab über über Möglichkeiten der Sterbebegleitung aufgeklärt hatte, waren nur 35 Prozent für aktive Sterbehilfe, 56 Prozent plädierten für Alternativen. Die Stiftung klagt im Ergebnisbericht auch darüber, dass viele Umfragen zu falschen Ergebnissen kommen, weil Befragte nicht über Alternativen informiert sind.
Zitat aus dem Ergebnisbericht: "Laut einer Forsa-Umfrage im Auftrag des Magazins 'Stern' beantworten 74% der befragten Personen die Frage, ob es den Ärzten erlaubt werden sollte, unheilbar kranke Menschen, auf deren persönlichen Wunsch hin, ein tödliches Mittel zu verabreichen, mit 'Ja'. Ein eindeutiges Ergebnis - so könnte man meinen. Der genaue Blick auf die Formulierung der Frage allerdings zeigt: Die Antwort ist nicht verwunderlich, denn andere Wege für die letzte Lebensphase werden in der Frage nicht thematisiert und sind allgemein zu unbekannt." Die Deutsche Hospiz Stiftung hat deswegen in ihrer bereits seit 1997 durchgeführten Langzeitstudie eine kurze Information über moderne Formen der Sterbebegleitung in die Frageformulierung integriert. Im Mittelpunkt des Interesses stand, wie sich Menschen nach der Information über die Möglichkeiten der Palliativmedizin und Hospizarbeit entscheiden. Hier zeigte sich nun, dass nach solcher Information nur noch 35% für eine aktive Sterbehilfe sind.
Weitere Ergebnisse der Studie:
• Während sich 40% der Männer für aktive Sterbehilfe aussprechen, sind es bei den Frauen nur 31%.
• Zwischen den Anhängern der großen Parteien zeigen sich keine bemerkenswerten Unterschiede (30-35% für aktive Sterbehilfe). Anhänger der Linkspartei votieren allerdings zu 53% dafür, Anhänger der DVU/Republikaner sogar zu 95%.
• Während in den Jahren von 1997 bis 2000 die Zustimmung zur aktiven Sterbehilfe von 41% auf 36% deutlich zurückgegangen ist, stagniert sie seit 2000 bis heute. Möglicher Grund hierfür: In den 90er Jahren war die Hoffnung auf eine Verbesserung in der Versorgung Pflegebedürftiger, Schwerstkranker und Sterbender noch sehr groß. Diese Hoffnung hat in den vergangenen fünf Jahren abgenommen.
• Von 850 000 Menschen, die in Deutschland jährlich sterben, werden nur 2,0% durch Palliative-Care (umfassende, hochprofessionelle Begleitung von Schwerstkranken und Sterbenden mit Schmerztherapie und Symptomkontrolle) versorgt. Rund 4,1% der Sterbenden werden hospizlich, ehrenamtlich begleitet.
Die Ergebnis der Emnid-Befragung gibt es als PDF-Datei (6 Seiten): Was denken die Deutschen wirklich über Sterbehilfe?
Einen ausgezeichneten Überblick über verschiedliche Umfrageergebnisse zur Sterbehilfe, zum historischen Hintergrund bestehender Normen gibt Wolfgang van den Daele in seinem Aufsatz "Selbstbestimmung am Lebensende - Eliten und Bevölkerung uneins"
Gerd Marstedt, 30.10.2006