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USA-Gesundheitsausgaben: OECD-Spitzenreiter bei Höhe und Wachstum

Artikel 0455 In den meisten hochentwickelten Ländern Europas und Nordamerikas wachsen die gesamten Gesundheitsausgaben schneller als die Einkommen, was die Frage aufwirft, wie in diesen Ländern die künftigen Notwendigkeiten der Gesundheitsversorgung bezahlt werden können. Hier gibt es mit Sicherheit kein Patentrezept, sondern die Lösungen hängen stark von den länderspezifischen Ausgangssituationen ab. Zum Beispiel könnte sich die Situation in Deutschland allein schon dadurch spürbar entspannen, wenn die hier verbreitete Einnahmeschwäche durch Arbeitslosigkeit, Reallohnstagnation oder die Inflation von gering bezahlten Mini- und Midi-Jobs abgemildert wird.

Dass dabei der anhaltende Import us-amerikanischer Gesundheitspolitik-Rezepte nicht hilfreich sein dürfte, zeigt u. a. eine im Januar 2007 in der "Snapshot-Serie" der US-"Kaiser Family Foundation" veröffentlichte 8-seitige "Health Care Costs"-Analyse über "Health Care spending in the United States and OECD-Countries".

Auf der Basis der entsprechenden OECD-Daten für das Jahr 2003 illustriert der Beitrag vor allem eine eher unbekannte zentrale Besonderheit der Gesundheitskostenentwicklung in den USA:

• Diese besteht darin, dass dort nicht nur der weltweit größte Anteil des Bruttoinlandprodukts für Gesundheit ausgegeben wird (15,2 %; zum Vergleich: Schweiz 11,5 %, Deutschland 10,8 % oder Großbritannien 7,8 %), sondern die USA trotz der vielfältigen marktgesteuerten Programmen
und Instrumente zur Senkung der Ausgaben seit Jahren die höchsten Wachstumsraten der Gesundheitsausgaben unter den entwickelten Ländern haben.

• Das in kaufkraftadjustierten (purchasing power parity) US-Dollar - einem in internationalen Vergleichen geläufigen Maß - berechnete Niveau der Ausgaben in 2003 lag in den USA bei 5.711 US-$, in Luxemburg bei 4.611 US-$, in der Schweiz bei 3.847 US-$, in Norwegen bei 3.769 US-$, in Island bei 3.169 US-$, in Frankreich bei 3.048 us-$ und schließlich auch noch nach Belgien in Deutschland bei 2.983 US-$.

• Die gesamten Gesundheitsausgaben wuchsen in den USA zwischen 1980 und 2003 - abgesehen vom "Ausreißer" Luxemburg mit 5,6 % - weltweit mit jährlich 4,4 % am stärksten. Dieser Wert lag in Großbritannien bei 3,7 %, in Norwegen bei 4,1 %, in Frankreich bei 3,6 % und in Schweden bei 1,8 %. Wenn man sich nur den Zeitraum von 1990 und 2003 ansieht, verringert sich in den USA die jährliche Wachstumsrate auf 3,6 % und liegt damit unter der Rate in rund der Hälfte der anderen OECD-Ländern. Trotzdem ist sie auf dem erreichten Niveau immer noch höher als in der anderen Hälfte der OECD-Länder. Wachstums-Spitzenreiter ist mit 7,1 % im übrigen Irland, Schlusslicht mit 1,1 % Finnland.

• Nimmt man als Indikator der Veränderungen die Anteile der Gesundheits-Gesamtausgaben am Bruttoinlandsprodukt liegt die USA in beiden gewählten Perioden unangefochten an der Spitze: Zwischen 1980 und 2003 betrug der so gemessene jährliche Zuwachs 6,4 % und schrumpfte zwischen 1990 und 2003 auf immer noch respektable 3,3 % zusammen. In Schweden betrugen diese Kennziffern zum Vergleich 1 und 0,3 %. Bei den Zeitvergleichen fehlen wegen der Wiedervereinigung vergleichbare Daten aus Deutschland.

• Abschließend wird auch in dieser Analyse konstatiert, dass trotz der hohen und noch kräftig expandierenden Ausgaben in den USA kein besserer Outcome als in anderen OECD-Ländern zu erkennen ist - im Gegenteil.

Die gesamten Daten über "Health Care spending in the United States and OECD-Countries" finden sie hier.

Bernard Braun, 6.1.2007