Home | Patienten | Gesundheitssystem | International | GKV | Prävention | Epidemiologie | Websites | Meilensteine | Impressum

Sitemap erstellen RSS-Feed

RSS-Feed
abonnieren


Weitere Artikel aus der Rubrik
Patienten
Internet, Callcenter, Beratungsstellen


Nutzung digitaler Informationen etc. von 65+-US-BürgerInnen 2011 bis 2014: Auf niedrigem, ungleichen Niveau wenig Veränderung! (6.10.16)
Fragen Sie bei ernsthaften gesundheitlichen Problemen (derzeit) lieber nicht "Hey Siri", Google Now, S Voice oder Cortana! (16.3.16)
Gesundheitsdatenschutz zwischen "Die Daten sind sicher" und "NSA is watching you" - Wie sicher sind Gesundheitsdaten in den USA? (20.4.15)
Vorsicht Suchmaschinenergebnisse: Qualität und Vollständigkeit von Suchmaschinen-Informationen über Gewichtsabnahme und Bewegung (17.11.14)
Zur Vergabe von "health top-level domains": Wie sich vor .health bald in Wirklichkeit British-Tobacco oder MacDonald befinden kann (28.9.14)
Pro, Contra und Ungeklärtes zur Gegenwart und Zukunft von sozialen Medien à la Facebook beim Management chronischer Krankheiten (2.2.14)
Telemonitoring bei der Behandlung von COPD-PatientInnen: kostenträchtig und unwirksam! (23.10.13)
PIAAC: Geringe Lesekompetenz stark mit geringerer politischer Wirksamkeit und schlechterem Gesundheitszustand assoziiert (10.10.13)
Wie sieht die "digitale Spaltung" Deutschlands im Jahr 2011 aus? Nachdenkliches zum Setzen auf wirksame Internet-Gesundheitsinfos (11.7.11)
Wikipedia-Informationen über Krebs sind ebenso zuverlässig wie die von Websites professioneller Experten (3.6.10)
Befragungen von und Informationsangebote für Krankenversicherte im Internet? Zahlreiche Nachteile für ältere Versicherte! (31.5.10)
Ärzte-Shopping in den USA zwischen aktivem und informiertem Konsumentenverhalten und Mund-zu-Mund-Information (5.4.09)
Die Suche nach Gesundheitsinformationen im Internet schürt häufig Krankheitsängste - besonders bei "Cyberchondern" (3.12.08)
Die Nutzung des Internet zur gesundheitlichen Information ist weiter gestiegen - außer in Bayern (25.11.08)
Internet, ja aber - Von den spezifischen Grenzen der Information zu gesundheitsbezogenen Fragen via Internet. (8.12.2007)
Angehörige von Krebspatienten: Hohe Betroffenheit und wichtige Rolle bei der Informationsbeschaffung im Internet. (30.10.2007)
Gesundheitsinformationen im Internet: Chancen und Risiken für die Arzt-Patient-Beziehung (14.10.2007)
"Finanztest" prüfte Beratung durch Krankenkassen: Die Qualitätsunterschiede sind erheblich (2.9.2007)
USA: Gesundheitsinformationen im Internet verlieren an Glaubwürdigkeit (2.9.2007)
Gesundheitsinformationen im Internet: Die Zahl der Nutzer in den USA wächst rapide, das Vertrauen in die Informationen sinkt (1.8.2007)
Gesundheits-Informationen im Internet: Websites der Regierung werden ebenso weggeklickt wie die der Pharma-Industrie (7.3.2007)
"Vorsicht Nichtnutzer" - Von der immer noch begrenzten Reichweite von Gesundheitsinformationen im Internet (28.2.2007)
Gesundheits-Infos im Internet: Kein "Arzt per Mausklick", sondern Medizin-Lexikon und Gesundheits-Enzyklopädie (16.2.2007)
Ratlose oder informierte Patienten? Unabhängige Patientenberatung Deutschland nimmt ihre Arbeit auf (31.1.2007)
Neue Wege der Patienteninformation: Callcenter, Beratungsstellen, Internet (14.8.2005)

Seite mit den Texten aller Artikel aufrufen:
Internet, Callcenter, Beratungsstellen
 

Andere Rubriken in "Patienten"


Gesundheitsversorgung: Analysen, Vergleiche

Arzneimittel, Medikamente

Einflussnahme der Pharma-Industrie

Arzneimittel-Information

Hausärztliche und ambulante Versorgung

Krankenhaus, stationäre Versorgung

Diagnosebezogene Fallgruppen DRG

Rehabilitation, Kuren

Kranken- und Altenpflege, ältere Patienten

Umfragen zur Pflege, Bevökerungsmeinungen

Schnittstellen, Integrierte Versorgung

Disease Management (DMP), Qualitätssicherung

Leitlinien, evidenzbasierte Medizin (EBM)

Verhaltenssteuerung (Arzt, Patient), Zuzahlungen, Praxisgebühr

Arztberuf, ärztl. Aus- und Fortbildung

IGeL Individuelle Gesundheitsleistungen

Alternative Medizin, Komplementärmedizin

Arzt-Patient-Kommunikation

Patienteninformation, Entscheidungshilfen (Decision Aids)

Shared Decision Making, Partizipative Entscheidungsfindung

Klinikführer, Ärztewegweiser

Internet, Callcenter, Beratungsstellen

Patienteninteressen

Patientensicherheit, Behandlungsfehler

Zwei-Klassen-Medizin

Versorgungsforschung: Übergreifende Studien

Versorgungsforschung: Diabetes, Bluthochdruck

Versorgungsforschung: Krebs

Versorgungsforschung: Psychische Erkrankungen

Versorgungsforschung: Geburt, Kaiserschnitt

Versorgungsforschung: Andere Erkrankungen

Sonstige Themen



Gesundheitsinformationen im Internet: Chancen und Risiken für die Arzt-Patient-Beziehung

Artikel 0960 Erleichtert die Vielzahl der im Internet jederzeit verfügbaren Gesundheitsinformationen tatsächlich den Weg zum "informierten Patienten", der seine Gesundheitsbeschwerden zuverlässig bewerten kann und Präventionsmöglichkeiten kennt? Oder entsteht hier der desinformierte Konsument, vollgestopft mit Halbwissen und Fehlinformationen? Und verbessert das im Internet gewonnene Wissen das Arzt-Patient-Gespräch, dadurch dass nun elementare Fakten bekannt sind und man sich den Besonderheiten der individuellen Erkrankung zuwenden kann? Oder entstehen hier neue Kommunikations-Barrieren, weil der Arzt erst einmal Irrtümer und Illusionen bereinigen muss? In einer Literaturübersicht, die jetzt in der Zeitschrift "Patient Education & Counseling" veröffentlicht wurde, hat ein amerikanisches Wissenschaftler-Team auf diese und eine Reihe weiterer Fragen versucht, Antworten zu geben.

Basis ihrer Veröffentlichung sind neuere (meist nach 1998 erschienene) Studien zur Funktion des Internet in Gesundheitsfragen und zu Effekten der Mediennutzung auf die Arzt-Patient-Beziehung. Der Artikel beginnt mit einer kleinen Geschichte, die einige Veränderungen deutlich macht. "Herr Jones kommt in die Praxis und klagt über Rückenschmerzen, die sich bisweilen wie ein 'Spasmus' bemerkbar machen. Die Schmerzen wandern von einer Seite zur andern und gehen auch bis in die Beine. Er verneint Probleme beim Urinieren oder Stuhlgang. Pause. Der Arzt überdenkt die Symptome. Dann wird aufgrund der Beschwerden eine Magnet-Resonanz-Tomographie für erforderlich gehalten. Und - Überraschung! - es ist nicht der Arzt, der dies fordert, sondern der Patient. Er hat sich im Internet schlau gemacht."

Die Geschichte illustriert einen allgemeinen Trend. In einer Studie aus dem Jahr 2005 berichten 57% aller Patienten, die im sich im Internet über Gesundheitsfragen informiert haben, dass sie darüber auch zumindest einmal mit ihrem Arzt gesprochen hätten. In einer Befragung britischer Ärzte aus dem Jahr 2001 sagen 75% der befragten Allgemeinärzte, dass sie auch aktuell Patienten hätten, die Internet-Informationen in die Sprechstunde mitbringen. Eine dritte Studie hat andererseits gezeigt, dass etwa die Hälfte aller Personen, die sich im WWW zu Gesundheitsthemen kundig gemacht haben, dieses Wissen dem Arzt verschweigt. Ganz gleich, ob die Information aus dem Netz dem Arzt mitgeteilt oder verschwiegen wird, in jedem Fall gibt es Einflüsse auf die Kommunikation in der Sprechstunde. Und auch die Wahrnehmung von Gesundheitsbeschwerden verändert sich. Eine Studie hat gezeigt, dass "Informations-Sammler" das Internetwissen nutzen, um ihre Therapiewünsche zu ändern (70%), Zweitmeinungen zu einer Krankheit einzuholen (50%), ihr Gesundheitsverhalten zu ändern (48%) oder um zu entscheiden, ob sie überhaupt zum Arzt gehen sollten (28%). Die Wissenschaftler diskutieren in ihrem Aufsatz unter Rekurs auf andere Veröffentlichungen dann Chancen und Risiken, die sich durch das Internet und die gesundheitsbezogenen Informationsmöglichkeiten für das Arzt-Patient-Verhältnis ergeben.

Als Chancen erkennen sie:
• einen besseren Wissensstand von Patienten, der auch zu einem besseren Therapieerfolg und einer effizienteren Nutzung von Versorgungseinrichtungen führen kann,
• Ansatzpunkte zu einer besseren Kooperation von Arzt und Patient aufgrund der nun von Patienten besser erkennbaren gemeinsamen Verantwortung für die Behandlung,
• eine sinnvollere Nutzung der Gesprächszeit in der Arztpraxis, da der Patient nun elementare Kenntnisse über Krankheitsursachen, Symptome, Prävention und Therapie hat und man sich stärker den Besonderheiten der jeweiligen Krankheit zuwenden kann,
• mehr Chancen für eine gemeinsame Entscheidungsfindung (Shared Decision Making),
• bessere Voraussetzung zur nachträglichen Vertiefung der vom Arzt vermittelten Informationen,
• Möglichkeiten des Erfahrungsaustauschs von Patienten mit der gleichen Erkrankung untereinander,
• umfassendere Möglichkeiten auch der Fortbildung von Ärzten und des Rückgriffs auf evidenz-basierte medizinische Erkenntnisse oder Leitlinien.

Als Risiken andererseits werden hervorgehoben:
• Falschinformationen und Halbwahrheiten, die durch die Unübersichtlichkeit der Internet-Websites und kommerzielle Interessen verursacht werden und so entweder Ängste bei Patienten hervorrufen oder auch unrealistische Hoffnungen,
• eine Verschärfung der sozialen Ungleichheit, da die Zugangsmöglichkeiten zum Internet und die intellektuellen Voraussetzungen der Nutzung sich bei älteren, schlechter gebildeten und ärmeren Bevölkerungsgruppen deutlich seltener finden,
• eine Verursachung unnötiger Arztbesuche aufgrund von aufgebauschten Informationen über Risiken oder auch unnötige Auseinandersetzungen mit dem Arzt aufgrund von Sensationsmeldungen über Heilerfolge.

Hier ist ein Abstract des Aufsatzes mit vielen Literaturangaben zu Veröffentlichungen über das Internet als Informationsmedium in Gesundheitsfragen: Hedy S. Wald u.a.: Untangling the Web—The impact of Internet use on health care and the physician-patient relationship (Patient Education and Counseling 68 (2007) 218-224)

Gerd Marstedt, 14.10.2007