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Epidemiologie
Übergewicht, Adipositas


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Ein unterschätztes Präventionshemmnis: Übergewichtige verdängen Probleme mit ihrer Körperfülle

Artikel 0757 Fast ebenso schnell wie die Schlagzeilen über viel zu dicke Schulkinder oder Deutsche als dickste Europäer schossen in den letzten Wochen und Monaten auch die politischen Ad-hoc-Rezepte aus dem Boden: Mehr Aufklärung und Information über gesunde Ernährung, mehr Schulsport und für Erwachsene "Jeden Tag 3000 Schritte extra!". Was bei den (oft wenig innovativen) gesundheitspolitischen Ideen leider übersehen wurde: Verhaltensänderungen setzen eine Motivation voraus, erfordern, dass den übergewichtigen Hamburger-Fans und Bewegungsmuffeln ihr Übergewicht und damit verbundene Gesundheitsrisiken überhaupt als lösbare Problematik bewusst ist und nicht ständig durch Beschönigung verdrängt wird. Dass dies leider nur bei einer Minderheit der Fall ist, hat jetzt eine große US-amerikanische Studie gezeigt.

Knapp 2.000 erwachsene Amerikaner wurden im März 2007 von der "National Consumers League (NCL)", einer privaten, nichtkommerziellen Verbraucherschutz-Organisation, zu unterschiedlichsten Aspekten im Zusammenhang mit Körpergewicht und Ernährung, Übergewicht und Gesundheit befragt. Obwohl nach offiziellen US-Statistiken etwa 66% der Amerikaner übergewichtig sind (BMI* über 25) und davon etwa die Hälfte adipös (schwer übergewichtig, BMI > 30), gaben ganze 12% an, dass sie jemals von einem Arzt oder anderen medizinischen Experten auf ihr Übergewicht hingewiesen worden sind. In der Studie war bei den allermeisten Teilnehmern (96%) auch Körpergröße und Gewicht gemessen worden und stimmte sehr gut mit den offiziellen Daten überein (35% BMI 25-30, 34% BMI > 30).

Die Selbsteinschätzung der Befragten wich von den Messergebnissen jedoch erheblich ab - die korpulenteren Teilnehmer neigten in starkem Maße dazu, ihr Gewicht zu beschönigen. Während bei Normalgewichtigen nur 7% ihr Gewicht unterschätzten, stieg diese Fehleinschätzung in dem Maße an, je dicker die Befragten waren: Bei leichtem Übergewicht neigten bereits 30% zur Beschönigung ihrer Körpermasse, bei starkem Übergewicht waren es über 80 Prozent.

Dass hier ein Verdrängungsmechanismus vorliegt und viele übergewichtige Amerikaner wohl nachhaltig von schlechtem Gewissen und Selbstzweifeln geplagt sind, zeigen andere Ergebnisse der Studie:
• Knapp zwei Drittel (64%) sind unzufrieden mit ihrem Gewicht
• Über drei Viertel haben schon einmal ernsthaft versucht abzunehmen, die meisten dieser Gruppe berichten, dies sei das schwierigste Unterfangen in ihrem Leben gewesen
• Lediglich 20% der Befragten kennen ihren Body-Mass-Index
• 78% meinen, dass Übergewicht bzw. Adipositas eine ernsthafte chronische Erkrankung ist, die medizinischer Hilfe bedarf
• Zugleich sagen 61%, dass Übergewicht in den USA ein Tabu-Thema ist, über das man nicht reden kann
• Etwa die Hälfte gibt an, dass sie selbst "extrem stark motiviert" seien, um abzunehmen

Unter dem Strich wird damit deutlich, dass die Probleme des Übergewichts und damit verbundene Gesundheitsrisiken den meisten bewusst sind, dass viele auch schon (meist erfolglos) Verhaltensänderungen zur Gewichtsabnahme ausprobiert haben. Die Erfolglosigkeit bisheriger Bemühungen führt dann bei vielen zur Verdrängung des Problems: Man ist ja gar nicht sooo dick! Pure Informations- und Mitmachkampagnen dürften damit als Problemlösung weitgehend ins Leere laufen.

• Hier ist eine Pressemitteilung mit wichtigsten Befunden der US-Studie: New Obesity Survey: Many Americans Think They're 'Lighter' than They Are, Most NOT Being Told by A Doctor They Need to Lose Weight
• Zusammenfassender Report (PDF, 9 Seiten) Weight and Obesity in America
• Grafiken mit allen Ergebnissen (PDF, 61 Seiten) Chart-Pack: Weight and Obesity in America

Die Ergebnisse der US-amerikanischen Studie sind durchaus übertragbar auf deutsche Verhältnisse. Dies hat jetzt eine Umfrage der Privaten Krankenversicherung der Allianz zu den Themen Körpergefühl, Gewicht und Ernährungsgewohnheiten ergeben. Für die Studie waren 500 Bundesbürger ab 14 Jahren befragt worden. Zu dick fühlen sich der Umfrage zufolge lediglich 31 Prozent der Deutschen - dabei mehr Frauen (37%) als Männer (25%). Das überwiegend gute Gefühl der Befragten dem eigenen Gewicht gegenüber hat mit der Realität aber nur wenig gemein. Denn mehr als die Hälfte (55%) gibt an, dass sie nach dem wissenschaftlichen Kennwert zur Gewichtsbeurteilung, dem Body-Mass-Index BMI* übergewichtig sind. Dabei stufen sich 44 Prozent als leicht übergewichtig ein und weitere 11 Prozent als klar übergewichtig. Männer bewerten sind dabei eher zu dick (60%) als Frauen (51%).

Zwar ist die Vorgehensweise in der Umfrage nicht unproblematisch, denn man setzt die Kenntnis der BMI-Berechnung bei den Befragungsteilnehmern voraus: "Sie kennen sicher die Formeln, die einem rein rechnerisch das eigene Idealgewicht abhängig von der Größe angeben. Was würden Sie sagen, haben Sie danach ...?" Tatsächlich dürften diese Kenntnisse jedoch bei den wenigsten vorhanden sein. In der oben referierten US-amerikanischen Studie kannten gerade einmal 20 Prozent ihren BMI. Gleichwohl dokumentieren die Ergebnisse, insbesondere die Zufriedenheit mit dem eigenen Körpergewicht, dass hier bei vielen Übergewichtigen eine verfälschte Wahrnehmung vorliegt, die sich auch als massive Hürde gegenüber Präventionsmaßnahmen auswirken dürfte.

Eine Pressemitteilung mit den wichtigsten Ergebnissen der Umfrage ist hier zu finden: Rund, na und? Die meisten Deutschen fühlen sich mit dem eigenen Gewicht genau richtig
Das Chartbook mit Grafiken zu allen Umfrage-Ergebnissen kann per Email bei der Allianz Deutschland AG auf dieser Seite angefordert werden.

* BMI = Body Mass Index, wird so berechnet: 100 x Gewicht in kg / (Körpergröße in cm x Körpergröße in cm)

Gerd Marstedt, 27.6.2007