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Lassen Gesundheitspolitiker und DocMorris die "Apotheke um die Ecke" verschwinden?
Zum Standardrepertoire der meisten Akteure, und besonders dem der Leistungsanbieter, gehört es in der Gesundheitspolitik und bei prinzipiell jeder Strukturveränderung, düster den spürbaren Verlust von Arbeitsplätzen und natürlich von Versorgungsqualität zu prognostizieren. Dies trifft auch für die ApothekerInnen und Apotheken zu, die eine in Deutschland beinahe einmalig starke und profilierte, historisch gewachsene Stellung bei der Distribution von Arzneimitteln haben und entsprechend auch eine hohe Wertschätzung in der Bevölkerung genießen. Unbestritten ist, dass ApothekerInnen in dem äußerst gesundheitsrelevanten Arzneimittelbereich wichtige Beratungs- und Mitsteuerungsfunktionen bei der Einnahme von Arzneimittel haben.
Trotzdem oder gerade deswegen verbreiten die ApothekerInnen bei nahezu jeder der gesetzlichen oder vertraglichen zahllosen Versuche, die Ausgaben für Arzneimittel zu dämpfen oder abzusenken oder beim Marktauftritt von Versand- oder Internetapotheken à la DocMorris das skizzierte Bedrohungsszenario.
Wie reell diese Tendenzen sind, lässt sich nun relativ einfach in der Zusammenstellung diverser statistischer Kennziffern des Apothekenwesens in Deutschland für das Jahr 2006 auf der Website der "Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA)" überprüfen.
Aus dieser Quelle lassen sich beispielsweise folgende Erkenntnisse gewinnen:
• Die Apothekendichte, also die Zahl der Apotheken zum jeweiligen Jahresende, hat sich seit 1994 praktisch nicht verändert und liegt 2006 bei 21.551. Im Jahr 2000 lag sie zwar mit 21.592 höher, war dann aber bis heute auch 2003 schon mal auf 21.305 gefallen. Damit hat sich auch die Anzahl der Einwohner je öffentliche Apotheke kaum verändert und liegt 2006 bei 3.825.
• Auch die Entwicklung der Arbeitsplätze in öffentlichen Apotheken hat sich seit 1996 nicht verringert, sondern hat insgesamt zugenommen - und zwar von 130.018 auf 143.774. Diese Steigerungstendenz gilt auch für Teilgruppen wie die ApothekerInnen und PTAs, während z. B. die Anzahl der ApothekerassistentInnen etwas abnahm.
• Der Umsatz je Apotheke nahm von 1993 bis 2006 insgesamt von 945.000 auf 1.619.000 Euro zu, sank allerdings von 2005 auf 2006 geringfügig. Der Gesamtumsatz aller Apotheken stieg entsprechend im selben Zeitraum von 19,51 auf 34,9 Milliarden Euro (ohne MwSt.). Dahinter steckt der seit 1995 fast kontinuierlich steigende Anteil des Anteils der über Apotheken vertriebenen Arzneimittel an den Gesamtausgaben der GKV von 12,9 auf 16,2 %. Hier liegt dann auch ein nachdenklich stimmender Vergleich mit dem relativen Gewicht und der Tendenz des Anteils der Ausgaben für die ambulante ärztliche Versorgung nahe: 1995 betrug dieser Anteil 15,9 % aller GKV-Ausgaben und wiederum nach einigen Schwankungen 2006 bei 15,1 %.
• Von 1994 bis 2006 verringerte sich allerdings die Handelsspanne oder der Rohgewinn aller Apotheken von 28,1 auf 23,8 % des Bruttoumsatzes. Die Umsatzrendite hat sich aber abgesehen von einem "Zwischenhoch" im Jahr 2001 von 1,3 % des Bruttoumsatzes nicht wesentlich verändert, d.h. sie schwankt zwischen 0 und 0,8 % hin und her.
• Auch die Daten zur Umsatzstruktur zeigen wichtige Strukturen der Versorgung durch Apotheken: Arzneimittel tragen 2006 noch mit 92,6 % zum Apothekenumsatz bei. Der Anteil der verschreibungspflichtigen Arzneimittel lag bei rund 73 %. Der Anteil der Mittel zur Selbstmedikation betrug 15,5 % vom Gesamtumsatz. Aus der Perspektive von Packungsmengen stellt sich der Anteil des Selbstmedikationsgeschehens noch etwas schärfer dar: 44,8 % der insgesamt in Apotheken über den Ladentisch geschobenen Packungen dienten der Selbstmedikation. Bei dieser Umsatzstruktur stellt sich aber auch die Frage nach der möglicherweise schwierigen Gratwanderung der ApothekerInnen zwischen der nur dem Patientenwohl verpflichteten Beratung und der Erhöhung des Umsatzes durch den Verkauf von apothekenpflichtigen Arzneimitteln, deren Wirkung nicht immer eindeutig geklärt ist oder die wie im Falle von Schmerzmitteln bei entsprechender Einnahme auch gesundheitsgefährdend sein können.
Nach der Lektüre dieser Daten liegt eine Feststellung und eine Frage nahe: Fast immer lohnt es sich in der Gesundheitspolitik, dramatische Argumente empirisch zu hinterfragen. Dabei wird man sogar oftmals mit Daten der dramatisierenden Partei klüger. Fragen muss man sich, was eigentlich argumentativ passiert, wenn sich wirklich mal ein Abbau der Anzahl von Apotheken und dortigen Arbeitsplätzen vollziehen sollte?
Die meist grafisch dargestellten, hier genannten und weitere Daten, findet man über die ABDA-Homepage.
Bernard Braun, 8.7.2007