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Abgase machen krank und kränker

Artikel 1044 Mit zwei interessanten Studien zu den Auswirkungen der Luftverschmutzung auf die menschlichen Atmungsorgane wartet die angesehene Medizinerzeitschrift New England Journal of Medicine in ihrer ersten Ausgabe im Dezember 2007 auf. Dass die unter anderem in Deutschland gewährte, politisch motivierte Förderung von Dieselmotoren in Anbetracht der Feinstaubemissionen und anderer Abgase jeder Rechtfertigung entbehrt, ist zwar auch im Bundesumweltministerium seit langem bekannt, hat aber bisher zu keiner Politikänderung geführt. Insofern ist mehr als zweifelhaft, dass die zunehmende Fülle wissenschaftlicher Nachweise der Schädlichkeit in absehbarer Zeit Konsequenzen haben. Denn die jüngsten Forschungsergebnisse belegen nur einmal mehr, was lange hinlänglich bekannt ist.

Stellvertretend für viele andere Publikationen sei hier nur auf die jüngsten wissenschaftlichen Artikel zum Thema Luftverschmutzung und Gesundheit verwiesen. Soeben in Thorax erschienen ist ein Beitrag von Paul Elliott, Gavin Shaddick, Jonathan Wakefield, Cornelis de Hoogh und David Briggs über Long-term associations of outdoor air pollution with mortality in Great Britain, der kostenfrei als Abstract zur Verfügung steht. Ebenfalls nur in der Zusammenfassung ohne Bezahlung zugänglich sind die Beiträge von Douglas Dockery und Peter Stone aus dem N Engl J Med 356 (5), S. 511-513 Cardiovascular Risks from Fine Particulate Air Pollution und von Olivier Laurent, Denis Bard, Laurent Filleul und Claire Segala aus dem J Epid Comm H 61 (8), S. 665-675 Effect of socioeconomic status on the relationship between atmospheric pollution and mortality.

Ein Schweizer Studienteam ging in einer Feldstudie 11 Jahre lang den Auswirkungen von Feinstaubbelastungen auf die Lungenfunktion gesunder Menschen nach. Dabei untersuchten sie isoliert die Effekte von Feinstaubpartikeln mit einem Durchmesser von weniger als 10 µm. Eingangs erfolgte die Erfassung individueller Risikoprofile von insgesamt 4742 BürgerInnen zwischen 18 und 60 Jahren in acht Schweizer Gemeinden, wobei Alter, Geschlecht, Höhenlage, individuelle und elterliche Rauchgewohnheiten, jahreszeitliche Effekte, Ausbildung, berufliche Belastungen, der Körpermassenindex und dessen Änderungen in die Auswertung einflossen, allerdings keine anderen Umweltfaktoren. Anhand der Erfassung der Partikelkonzentration im Umkreis von 200 Metern um den Wohnort war eine exakte Zuordnung der Kohortenmitglieder zu einer bestimmten Feinstaubbelastung möglich. Während des Beobachtungszeitraums nahm die Feinstaubbelastung um durchschnittlich 5,3 µg ab. Messgröße war die Leistungsfähigkeit der Atmungsorgane, zu deren Erfassung sich die Versuchspersonen regelmäßigen Lungenfunktionsuntersuchungen unterzogen.

Insgesamt zeigte sich, dass ein Rückgang der Belastung mit Partikeln unter 10 µm um 10 µg pro Kubikmeter mit einer signifikanten Verringerung der jährlichen Abnahme der Lungenfunktion einhergingen. Die vor allem bei Menschen mit Asthma stark eingeschränkte Einsekundenausmatmungskapazität (FEV1) verhielt dabei annähernd linear zu Feinstaubkonzentration. Insgesamt zeigte sich, dass solche extrem kleinen Umweltpartikel, die unter anderem aus Dieselmotoren entstehen, die alterungsbedingte, natürliche Abnahme der Lungenkapazität beschleunigen und die Lungenfunktion bei geringerer Exposition länger erhalten bleibt.

Die zweite Studie in dieser Ausgabe des NEJM untersuchte die Auswirkungen von Dieselabgasen auf Menschen mit bestehender Bronchialerkrankung. Bei 60 Erwachsenen mit leichtem bis mäßigem Asthma ergaben Messungen der Lungenfunktion nach jeweils zweistündigen Spaziergängen an der Oxfordstreet und im Hydepark in London zeigte sich nach dem Aufenthalt an der verkehrsreichen Straße eine deutlich höhere Belastung mit Feinstaub (< 2,5 µm), Kohle und Nitrit. Zugleich kam es dabei zur asymptomatischen, aber deutlich stärkeren Verschlechterung der Lungenfunktion (FEV1 und forcierte Vitalkapazität - FVC) im Vergleich zum Zustand nach einem gleichlangen Aufenthalt im Park. Dieser Effekt war bei Menschen mit mäßigem Asthma stärker ausgeprägt als bei solchen mit leichter Bronchialverengung, die Auswirkungen der Umweltnoxen nehmen also mit dem Ausmaß der bestehenden Erkrankung zu.

Beide Untersuchungen belegen, dass schädigende Wirkungen auf den menschlichen Organismus bereits bei Konzentrationen unterhalb der aktuellen Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation WHO air quality guidelines: global update 2005 nachweisbar sind. Gleichzeitig mit den jüngsten Empfehlungen publizierte die WHO den von Michael Krzyzanowski, Birgit Kuna-Dibbert und Jürgen Schneider herausgegebenen, sehr lesenswerten Sammelband zum Thema Umwelt- und Luftverschmutzung, der kostenlos herunterzuladen ist: Effects of air pollution on children's health and development - a review of the evidence.

Jens Holst, 6.12.2007