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Patienten
Versorgungsforschung: Diabetes, Bluthochdruck


Weniger ist mehr: Das Beispiel täglich-mehrfache Blutzuckermessung durch nicht insulinpflichtige DiabetespatientInnen. (15.12.18)
Über- und Fehlbehandlung von älteren Personen: Blutdrucksenkung trotz normalem oder niedrigem Blutdruck (6.7.16)
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Wie hoch ist das Depressionsrisiko von Diabetikern? - Daten zu einer vernachlässigten Seite einer somatischen Volkskrankheit.

Artikel 1277 Hinter der bombastischen Kulisse "nationaler Aktionspläne und -bündnisse" mit entsprechenden plakativen, meist somatischen Zielgrößen (z. B. der HbA1c-Wert) gehen allzu leicht die wirkliche Komplexität gesundheitlicher Risiken und ihrer Bewältigung und die dabei zu beachtende Sensibilität verloren bzw. werden entsprechende Forschungsergebnisse nur unzulänglich zur Kenntnis genommen und praktisch berücksichtigt. Was dabei verloren geht und letztlich auch zum lediglich zögerlichen Erfolg solcher Initiativen beiträgt, lässt sich immer wieder am Beispiel der Versorgung einer der häufigsten chronischen Erkrankungen, des Diabetes mellitus Typ 2, nachvollziehen.

Dies betrifft etwa aktuelle Forschungs-Erkenntnisse darüber welche Dimensionen in die Behandlung von Diabeteskranken einbezogen werden müssen. Hier geht es um die Relevanz der immer wieder beim Umgang mit Diabetikern und ihrer Behandlung virulent gewordenen psychischen und mentalen Folgen einer Diabeteserkrankung. So sind etwa mit der Kenntnisnahme der Diagnose Diabetes massive Verlust- und Versagensreaktionen verbunden. Während über andere schwere Erkrankungen wie beispielsweise den Herzinfarkt relativ offen kommuniziert wird, neigen viele Diabetiker dazu, ihre Erkrankung zu verstecken und sehen außerdem ihre künftige Lebensqualität fundamental verschlechtert. Zusätzlich zum somatischen Leiden steigt auch das Risiko einer Depression an.
Ob und wenn ja welche wechselseitige Assoziationen es zwischen depressiven Symptomen und Diabetes gibt, haben jetzt us-amerikanische ForscherInnen genauer untersucht.

Dafür nutzten sie die "Multi-Ethnic Study of Atherosclerosis", eine multiethnische Längsschnitt- und Kohortenstudie in der 6.814 US-BürgerInnen aus sechs städtischen Ballungsgebieten samt ländlichem Umfeld im Alter von 45 bis 84 Jahren zu drei Zeitpunkten zwischen 2000 und 2005 gründlich auf somatische Diabetesparameter und depressive Symptome untersucht wurden.

Die Wissenschaftler untersuchten auf dieser Basis zwei Wirkungszusammenhänge: Erstens ging es um das Neuauftreten von Typ 2 Diabetes bei Personen, die zu Beginn des Beobachtungszeitraums an depressiven Symptomen litten und zweitens um das Neuauftreten von Depressionen bei Personen, die im Jahr 2000 entweder völlig normale oder erhöhte Blutzuckerwerte ohne Behandlung aufwiesen oder in Diabetesbehandlung waren.

Die Ergebnisse sahen so aus:

• Personen mit depressiven Symptomen haben eine leicht erhöhte Wahrscheinlichkeit innerhalb eines längeren Zeitraums neu an Diabetes Typ 2 zu erkranken. Nach soziodemografischen Faktoren und dem Body Mass Index (BMI) standardisiert betrug die erhöhte Wahrscheinlichkeit 1,10, war aber nicht statistisch signifikant. Die Erhöhung ist zum Teil durch Lifestyle-Faktoren erklärbar.
• Deutlich anders und statistisch signifikant sieht es aus, wenn man danach sucht, ob Diabetes ein Risikofaktor für den Neueintritt von Depressionen ist. Die Inzidenzrate betrug bei Personen, die einen völlig normalen Blutzuckerspiegel hatten 36,8 pro 1.000 Personenjahre. Bei Personen mit einem nicht normgerechten Blutzuckerwert, d.h. Personen, die zunächst noch ohne die Diagnose Diabetes lebten, betrug dieser Wert 27,9, bei nichtbehandelten DiabetikerInnen 31,2 und schließlich für in Behandlung befindliche Diabeteskranke 61,9. Schließt man den Einfluss unterschiedlicher soziodemografischer Faktoren durch Standardisierung aus, belaufen sich die Eintrittswahrscheinlichkeiten für die eben genannten Personengruppen im Vergleich mit der Gruppe mit normalem Blutzuckerspiegel auf 0,79 für Personen mit alleinig erhöhtem Blutzuckerwert, 0,75 für unbehandelte aber als DiabetikerInnen diagnostizierte Personen und 1,54 für behandelte DiabetikerInnen, Keine dieser Assoziationen wird durch die Berücksichtigung z.B. des BMI, von sozioökonomischen Faktoren oder des Lebensstils nennenswert verändert.

Diese Ergebnisse zeigen zum einen die erhebliche und eigenständig medikalisierende Wirkung einer Etikettierung als Kranker. Zum anderen wird aber klar, dass eine Diabetestherapie, die sich allein auf die Senkung von physiologischen Surrogatparametern des Blutzuckerspiegels oder des Blutdrucks konzentriert, zu kurz greifen kann.

Zum Aufsatz "Examining a bidirectional association between depressive symptoms and diabetes" von Sherita Hill Golden; Mariana Lazo; Mercedes Carnethon et al. in der Fachzeitschrift "Journal of American Medical Association (JAMA)" (JAMA, 18. Juni 2008, Vol. 299 (23): 2751-2759) ist nur ein Abstract kostenlos erhältlich.

Bernard Braun, 24.6.2008