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Wie viele und welche Nichtrentner zahlen in den USA mehr als 10% ihres versteuerten Einkommens für Gesundheitsversorgung?

Artikel 1089 Die inzwischen auf über 47 Millionen angewachsene Anzahl zeitweise gar nicht oder schlecht krankenversicherten US-Amerikaner ist nicht das einzige, der gerade im Präsidentschafts-Vorwahlkampf immer wieder thematisierten Dauerprobleme im us-amerikanischen Gesundheitswesen.

Ein anderes, erst in den letzten Jahren immer stärker ins öffentliche Bewusstsein gerückte Thema sind die Schwierigkeiten, die arme aber auch zur Mittelschicht gehörende Krankenversicherte haben, ihre Versicherungsprämien und Selbstbehalte bzw. Eigenbeteiligungen im Krankheitsfall zu bezahlen.

Dank der permanent weiter wachsenden Gesundheitsversorgungskosten, dem verlangsamten ökonomischen Wachstum und der stagnierenden Einkommen weiter Teile der US-Erwerbstätigen, wuchs die Wahrscheinlichkeit, dass immer mehr Familien mit solchen Finanzierungsproblemen zu kämpfen haben und deswegen auf eine benötigte medizinische Versorgung verzichten ebenfalls an.

Um wie viele BürgerInnen es sich dabei handelt und wie hoch ihre finanzielle Belastung in den letzten Jahren geworden ist, untersuchten mit Unterstützung des "Commonwealth Fund" Forscher des "Center for Studying Health System Change" und der Bundes-"Agency for Healthcare Research and Quality" für den Zeitraum von 2001 und 2004 genauer.

Was sie dabei entdeckten, waren folgende Eckdaten und Charakteristika:

• 2004 lebten mehr als 45 Millionen US-Amerikaner in Familien, die mehr als 10% ihres bereits versteuerten (also nicht etwa ihres Bruttoeinkommens) für ihre Gesundheitsversorgung aufbringen mussten. Ihre Anzahl nahm seit 2001 um beinahe 6 Millionen zu.
• Zwischen 2001 und 2004 wuchs der Prozentsatz der Nicht-Rentnerbevölkerung, die in Familien mit einer hohen finanziellen Belastung durch Zuzahlungen ("out-of-pocket health care burdens") lebten, von 16 auf 18%. Inflationsbereinigt wuchs die Summe der Zuzahlungen im selben Zeitraum um 373 US-$ auf 2.656 US-$, nahm also innerhalb drei Jahren um 16% zu.
• Sämtliche Gesundheitskosten stiegen im selben Zeitraum um durchschnittlich 8,3%, während das durchschnittliche Familieneinkommen lediglich um 1,6% wuchs.

Für das nähere Verständnis dieser Entwicklung ist die Tatsache wichtig, dass die überwältigende Mehrheit der Menschen, die mit solchen hohen Finanzbelastungen konfrontiert sind, in privaten Versicherungen versichert ist. Die Gruppe der mit der Unterstützung ihres Arbeitgebers in einer privaten Versicherung versicherten BürgerInnen, die mit diesen hohen finanziellen Lasten zu kämpfen hatte, wuchs von 2001 und 2004 um 2,3 Prozentpunkte an. Dies entsprach einem Anteil von insgesamt 17% der gesamten, so versicherten Bevölkerung. Die Angehörigen dieser Privatversicherten waren außerdem durch einen erheblichen Anstieg ihrer Zuzahlungen belastet: Der Anteil mit hohen Zuzahlungslasten stieg von 39 auf 53%. In den Worten der Autoren: "Financial burdens have increased to the point at which private insurance is no longer able to provide financial protection for an increasing number of families". Und sie weisen in diesem Zusammenhang auf die sozialpolitisch interessante Dynamik hin, dass "the same affordability issues that low-income families experienced a decade ago might affect middle-class families in the future."

Die genauere Betrachtung der Anteile von privat krankenversicherten Personen mit hohen Zuzahlungslasten bestätigt das neuartige Bild, zeigt aber auch, dass alte Belastungen der Angehörigen unterer sozialer Schichten keineswegs verschwunden sind:

• Zunächst einmal sind es immer noch die armen Personen bzw. die mit niedrigen Einkommen, die durch ihre Gesundheitsausgaben am stärksten belastet waren, also mehr als 10% ihrer versteuerten Einkommen für ihre gesundheitliche Absicherung und Versorgung ausgaben: Dies galt 2004 und 2001 für 54% der armen Bevölkerung und 37% der Erwerbstätigen mit niedrigem Einkommen (2001 waren es 32%).
• Diese Art von Versicherter wuchs bei den Familien mit mittlerem Einkommen von 19% in 2001 auf 21% im Jahre 2004 und unter den Erwerbstätigen mit hohem Einkommen von 7 auf 10% an.
• Dabei spielen die Versicherungsprämien 2004 noch die vorrangige Rolle bei der Finanzlast: Allein durch sie waren 30,1% der armen und 21,9% der Niedrigeinkommen-Bevölkerung überlastet.

Das einzige allerdings sehr geringfügig positive Ergebnis der Analysen war der von 35 (2001) auf 34% (2004) gesunkene Anteil der "out-of-pocket"- Zahlungen an den gesamten Gesundheitsausgaben des einzelnen US-Bürgers.

Der Aufsatz "Financial Burden Of Health Care, 2001-2004" von Jessica S. Banthin, Peter Cunningham und Didem M. Bernard" ist gerade in der Zeitschrift "Health Affairs" (27, no. 1 (2008): 188-195). Von ihm gibt es kostenfrei lediglich ein karges Abstract und eine 2 Seiten umfassende Zusammenfassung in der "In the Literature"-Reihe des Commonwealth Fund.

Bernard Braun, 9.1.2008