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EU-Umfrage: Deutsche sind Europameister, was Zukunftsängste anbetrifft

Artikel 0594 Eine Umfrage der EU bei knapp 27.000 Bürgern der EU aus 27 Mitgliedsländern hat sich mit den Befindlichkeiten und Lebenseinstellungen europäischer Bürger (im Alter über 15 Jahren) beschäftigt. Gefragt wurde im Dezember 2006 nach Ängsten und Hoffnungen, nach der Zufriedenheit mit Arbeits- und Lebensbedingungen, nach dem Vertrauen in politische Institutionen. Insgesamt ergibt sich ein sehr gespaltenes Bild, bei dem in neuen Mitgliedsstaaten (im Osten) sehr viel mehr Skepsis und Befürchtungen laut werden als etwa in Skandinavien. Ein durchgängiges Ergebnis bei einer Vielzahl von Fragen ist aber auch: Es wird "German Angst" offenbar, die Deutschen sind sehr viel zukunftspessimistischer und unzufriedener als der Durchschnitt der EU-Bürger.

Erkenntnisinteresse der Europäischen Kommission war es, die "soziale Realität in Europa" genauer zu erfassen. Statt jedoch, wie in anderen Studien praktiziert, objektive Indikatoren zu vergleichen, Studierende und Kinderkrippen, Arbeitslose und Sozialhilfebezieher, hat man sich auf eher subjektive Einschätzungen konzentriert. Untersucht werden sollte die Wahrnehmung und Bewertung der Arbeits- und Lebensbedingungen im Vereinten Europa der nunmehr 27 Staaten durch die Bürger.

Durchblättert man den knapp 200seitigen Bericht mit einer Vielzahl von Tabellen und Grafiken, so hält man an vielen Stellen inne, bei den im Ländervergleich die kleine schwarz-rot-goldene Fahne als Symbol für die Position der Deutschen nicht im Mittelfeld zu finden ist, sondern weit oben, wenn es um Ängste und Befürchtungen geht, recht weit unten, wenn über Aspekte wie Zufriedenheit oder Hoffnungen berichtet wird. So zeigt sich etwa:

• Beim Vertrauen in die Sicherheit der Rente und in die eigene materielle Zukunftssicherung rangiert Deutschland am untersten Ende der Länderskala. Nur 24% sind hier zuversichtlich. Das sind noch weniger als in Ungarn (29%) oder Polen (31%) und nur ein Bruchteil der Quote, die in Dänemark (74%) oder Finnland (67%) erzielt wird.
• Auch "Happiness", Glücklichsein, ist keine vorrangige Domäne der Deutschen. Während in der EU im Durchschnitt 87% der Befragten erklären, sie seien im Leben sehr glücklich oder eher glücklich, sind es in Deutschland nur 82%. Spitzenreiter sind hier wieder einmal Dänen und Niederländer mit über 95%.
• Auch bei der Frage, wie sich die persönliche Lebenssituation in den letzten fünf Jahren entwickelt hat und wie es wohl nach eigener Einschätzung in den nächsten fünf Jahren weiter geht, überwiegt bei den Deutschen Zurückhaltung und Pessimismus. In nahezu allen Ländern wird die Zukunft eher optimistisch gesehen und auch bei den zurückliegenden Entwicklungen werden eher positive Veränderungen erkannt. Nur wenige EU-Staaten weichen von diesem Muster ab, darunter Ungarn, Bulgarien, Griechenland und - Deutschland.
• Wenn die längerfristige Perspektive der nächsten fünf Jahre eher negative Schatten wirft, so kann die kurzfristige Zukunftsprognose nicht besser ausfallen. Bei den Erwartungen, ob die allgemeine Lebenssituation sich in den nächsten 12 Monaten verbessert, sind nur 20% der Deutschen optimistisch. In der EU sind dies im Durchschnitt 35%. Ähnlich negativ wird die Entwicklung der finanziellen Bedingungen gesehen: Hier haben nur 13% der Deutschen (EU: 25%) positive Erwartungen.
• Deutsche sehen nicht nur schwarz für die eigene Zukunft, sie sorgen sich ebenso (überdurchschnittlich stark) um die Zukunft der eigenen Kinder und kommende Generationen. Auf die Frage, ob man glaubt, dass die heutigen Kinder es als Erwachsene im Leben einmal eher leichter oder schwerer haben werden als heutige Erwachsene, sind nur 3% der Deutschen zukunftsoptimistisch. Das ist die niedrigste Quote aller EU-Staaten. Von zukünftig einmal besseren Lebensbedingungen überzeugt sind im EU-Durchschnitt 17% und Portugiesen ragen hier mit 57% ganz besonders heraus.

Der EU-Bericht bringt noch eine Vielzahl weiterer und teilweise recht überraschender Befunde, zur Gleichberechtigung der Frauen und Arbeitsteilung in der Familie, zum Vertrauen in politische Einrichtungen (auch hier liegen Deutsche weit hinten), zu Arbeitsbedingungen wie Stress und Qualifikationsmöglichkeiten.

Was von bundesdeutschen Politiker des öfteren als Mutmaßung und Kritik geäußert wurde, wird im Bericht der Europäischen Kommission nun anhand vieler Daten belegt: Die im EU-Vergleich überdurchschnittlich großen Zukunftsängste der Deutschen. Offen bleibt freilich, ob es sich dabei wirklich um eine Grundhaltung des Lamentierens und Wehklagens handelt, oder ob hier nicht schlichtweg die seit geraumer Zeit verschlechterten Lebensbedingungen vieler Bürger durchschlagen: Massenarbeitslosigkeit, späteres Renteneintrittsalter, Hartz-IV und nicht zu vergessen die allenthalben bemerkte zunehmende Schere zwischen Arm und Reich. Hier wäre es spannend, einmal objektive Indikatoren der Lebensqualität (und ihre Veränderungen) direkt zu vergleichen mit den berichteten Ängstlichkeiten und Hoffnungen der EU-Bürger.

Der Bericht steht hier zum Download zur Verfügung:
European Commission: Special Eurobarometer - European Social Reality (PDF, 196 Seiten, davon 100 Seiten Anhang mit Fragebogen u.ä.)

Gerd Marstedt, 27.2.2007