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Deutsche haben eine hohe Lebenserwartung - aber die Jahre ohne Behinderung im Alter sind niedriger als in anderen Ländern

Artikel 1403 Wer in Deutschland 50 Jahre alt wird (und nicht vorher schon unfall- oder krankheitsbedingt stirbt), kann als Mann noch mit einer weiteren Lebenserwartung von 29 Jahren rechnen, bei Frauen beträgt dieser durchschnittliche Wert der weiteren Lebenserwartung sogar 33 Jahre. Deutsche liegen mit diesen Kennwerten in der EU in der oberen Hälfte, gleichauf mit Ländern wie Schweden oder Frankreich und weit vor den neuen, osteuropäischen EU-Mitgliedern, bei denen diese Erwartung zum Teil nur bei 21 Jahren liegt (Lettland, Litauen). Soweit die gute, wenngleich schon seit einiger Zeit bekannte Nachricht.

Die schlechte und bislang unbekannte Nachricht: Deutschland liegt im EU-Vergleich weit hinten, was die Zahl der im Alter von 50 noch zu erwartenden gesunden Lebensjahre ohne Behinderung anbetrifft. Dieser Erwartungswert beträgt beispielsweise bei Männern 24 Jahre für Dänemark, 21 für Italien, 20 für Schweden, aber nur 13,6 Jahre für Deutschland. Lediglich einige Ostblock-Länder rangieren hier noch hinter den Deutschen. Auch bei den Frauen gelten ähnliche Relationen: In 10 EU-Staaten beträgt die Erwartung gesunder Lebensjahre im Alter von 50 für Frauen 20 Jahre und mehr, für deutsche Frauen jedoch nur 13,6 Jahre. (vgl. Abbildung)



Eine jetzt in der Zeitschrift "The Lancet" online vorab veröffentlichte Studie hat diese überraschenden und für Deutschland besorgniserregenden Befunde gezeigt. Einbezogen waren 25 EU-Staaten, berücksichtigt wurden landesweite Daten des Jahres 2005. Zur Bestimmung der Werte für die noch zu erwartenden gesunden Lebensjahre wurden landesweit unterschiedliche Daten ermittelt über das altersspezifische, also in einzelnen Lebensjahren zu beobachtenden Bevölkerungsanteile mit und ohne Behinderung. Diese Daten wiederum stammen aus repräsentativen nationalen Umfragen.

Die Wissenschaftler fanden dann eine überraschend große Streuweite nicht nur der Lebenserwartung, sondern insbesondere auch der zukünftigen Erwartung gesunder Lebensjahre im Alter von 50. Dieser Wert schwankte bei Männern zwischen 23,6 Jahren (Dänemark) und 9,1 Jahren (Estland). Ähnlich hoch waren die Differenzen bei Frauen: 24,1 Jahre (Dänemark), 10,4 Jahre (Estland). Darüber hinaus waren die Forscher auch erstaunt, dass es keinen eindeutigen Zusammenhang zwischen den beiden Kennwerten gibt. So ist Deutschland recht weit oben anzutreffen, was die Lebenserwartung anbetrifft, aber auch sehr weit unten bei der zukünftigen Erwartung gesunder Lebensjahre.

In die Analysen einbezogen wurden dann eine Reihe statistischer Kennwerte für die Länder, die ihre Wirtschafts- und Sozialleistungen betreffen, unter anderem: Bruttosozialprodukt, Ausgabenanteil für Altenpflege, Armutsrisiko, Arbeitslosenquote, Quote der Langzeit-Arbeitslosen, Durchschnittsalter beim Ausscheiden aus der Erwerbstätigkeit, Bildungsniveau. Tatsächlich zeigt sich auch für die meisten dieser Aspekte in multivariaten Analysen ein mehr oder minder deutlicher Einfluss auf den Kennwert der noch zu erwartenden gesunden Lebensjahre. Eine eindeutige politische Empfehlung lässt sich aus diesen Befunden allerdings nicht ableiten.

In der Diskussion ihrer Befunde heben die Wissenschaftler einen Aspekt hervor, der ganz unabhängig davon politisch bedeutsam ist, welche sozial- oder gesundheitspolitischen Felder in einigen Staaten massive Defizite aufweisen. "Unsere Befunde zeigen", so ihr Fazit, "dass ohne wesentliche Verbesserung des Gesundheitszustands der Bevölkerung das Ziel eines zukünftig größeren Einbezugs Älterer ins Erwerbsleben in vielen EU-Ländern nur sehr schwierig zu erreichen sein wird."

Kostenloses Abstract: Carol Jagger: Inequalities in healthy life years in the 25 countries of the European Union in 2005: a cross-national meta-regression analysis (The Lancet, Early Online Publication, 17 November 2008; doi:10.1016/S0140-6736(08)61594-9)

Gerd Marstedt, 18.11.08