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Wie Bier- und Whiskyhersteller in Großbritannien Wohlfahrtsorganisationen gegen Alkoholabhängigkeit finanzieren - nur dort?

Artikel 2367 In die Reihe der zum Teil verdeckten Einflussnahme auf die Gesundheitspolitik und die "Unterwanderung" von unabhängigen Verbänden oder Patientengruppen durch die Tabakwaren- und Pharma-Industrie reiht sich zumindest in Großbritannien jetzt die Alkoholindustrie ein.
Dies belegt die am 9. Juni 2014 online veröffentlichte Studie von Wissenschaftlern der renommierten "London School of Hygiene and Tropical Medicine" über die Realität der schon immer recht euphemistisch klingenden "corporate social responsibility activities" großer Brauereien oder Schnapsbrennereien.

Eine Auswertung von Daten über Organisationen oder Verbänden, die eigentlich unabhängig und der öffentlichen Wohlfahrt verpflichtet sind ("charities"), zeigt folgendes:

• Fünf dieser Wohlfahrtsorganisationen, Drinkaware; the Robertson Trust; British Institute of Innkeeping; Mentor UK and Addaction, sind aktiv in die Gestaltung der öffentlichen Alkoholpolitik eingebunden und erhielten gleichzeitig nicht unbeträchtliche Spenden von Firmen der Alkoholindustrie.
• Zwei dieser Organisationen, Addaction und Mentor UK, sind die beiden einzigen noch dort verbliebenen scheinbaren Nicht-Industrie- oder Regierungsmitglieder in dem von der britischen Regierung als eine Art Public-Privat-Partnership initiierten "Public Health Responsibility Deals's alcohol network". Alle anderen Public Health-Gruppen haben sich aus diesem Netzwerk wegen des Industrieeinflusses und einer Reihe entsprechend industriefreundlicher Entscheidungen zurückgezogen.
• Addaction arbeitet mit alkohol- und drogenabhängigen Menschen und erhielt in den drei letzten Jahren 560.000 britische Pfund vom Bierkonzern Heineken. Mentor UK arbeitet an der Prävention alkoholbedingter Schäden bei Kindern und akzeptierte seit 2008 u.a. 371.000 britische Pfund von Diageo, einem weltweit produzierenden Hersteller alkoholischer Getränke. Dieses Unternehmen betreibt in Großbritannien u.a. 27 Whiskybrennereien. Die Spenden von Diageo trugen 2008/09 zu 25% der gesamten Einnahmen von Mentor UK bei. Hinzu kommen z.B. auch noch 100.000 britische Pfund von zwei Unternehmen, die vom Verkauf von Alkohol profitieren.
• Die drei restlichen Wohlfahrtsorganisationen erhielten fast ihre gesamten Einnahmen von der Alkoholindustrie oder von Personen, die in dieser Industrie arbeiteten. Nicht verwunderlich ist daher auch, dass Führungskräfte dieser Organisationen häufig auch noch "senior alcohol industry figures" sind oder waren.

Auch wenn die WissenschaftlerInnen betonen, dass erst weitere Studien notwendig sind, um die Einflussnahmen zugunsten der Alkoholindustrie im Detail zu belegen, halten sie es für naiv, zu glauben, dass die Alkoholindustrie mit solchen Unterstützungszahlungen offen gegen die Interessen ihrer Anteilseigner an höheren Umsätzen und Gewinnen handeln würde. Vermutlich ist auch die Transparenz über die Geldströme zwischen Industrie und Wohlfahrtsorganisationen unvollständig.

Die Forderung "charities operating in alcohol or other policy arenas should be required to declare any possible conflicts of interest from funding sources, to ensure greater transparency" sollte nicht nur in Großbritannien umgesetzt werden. Wer stattdessen an die "social responsibility" der Industrie glaubt, kann sich am Beispiel der ähnlichen jahrzehntelangen Einflussnahmen der Tabakwarenindustrie klarmachen, welche Public Health-Folgen dies hat und was von der Glaubwürdigkeit der Selbstverpflichtungen solcher Industrien zu halten ist.

Der Aufsatz The alcohol industry, charities and policy influence in the UK von Sarah M Lyness und Jim McCambridge ist im "European Journal of Public Health" online erschienen und komplett kostenlos erhältlich.

Bernard Braun, 17.6.14