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Wenn ein Partner an Krebs erkrankt: Frauen übernehmen eher die häusliche Pflege, Männer neigen zu Flucht und Trennung

Artikel 1669 Lebensbedrohliche Erkrankungen wie Krebs sind fast immer mit schweren psychischen Belastungen und Stress verbunden - und dies sowohl für den erkrankten Patienten wie auch für seinen Partner oder seine Partnerin. Nicht selten sind diese Belastungen so schwerwiegend, dass sie zur Trennung oder Scheidung führen. Eine US-amerikanische Studie hat in diesem Zusammenhang jetzt eine überraschende Entdeckung gemacht: Bei einer schwer wiegenden Erkrankung (wie Krebs oder Multiple Sklerose) ist das Risiko einer Trennung oder Scheidung zehn mal so hoch wenn die Partnerin bzw. Ehefrau betroffen ist. Frauen sind offensichtlich eher bereit, sich für den kranken Partner aufzuopfern und eine pflegende und sozial unterstützende Rolle zu übernehmen, während Männer sich von dieser Aufgabe häufiger überfordert fühlen und ihre Partnerin verlassen.

Basis der jetzt in der Zeitschrift "Cancer" veröffentlichten Studie sind Daten von 515 männlichen und weiblichen Patienten, bei denen im Zeitraum 2001-2002 eine schwere Erkrankung diagnostiziert wurde: Bei den meisten ein Gehirntumor oder eine andere Krebserkrankung und bei etwa 20 Prozent Multiple Sklerose. Alle waren verheiratet, etwas mehr als die Hälfte war weiblich (53%). Bei diesen Patienten wurde dann bis zum Jahre 2006 überprüft, ob sich an der familiären Situation etwas änderte, und zwar derart, dass es zu einer dauerhaften auch räumlichen Trennung (Verlassen der gemeinsamen Wohnung über einen Zeitraum von mindestens 3 Monaten) oder zu einer Scheidung kam.

Tatsächlich war dies bei insgesamt 60 Studienteilnehmern (12%) der Fall. In einer detaillierteren Analyse zeigten sich dann jedoch überraschend deutliche Geschlechtsunterschiede. Wenn die Frau an Krebs oder MS erkrankte, kam es in 21% aller Fälle zu einer Trennung, war der Mann erkrankt, war dies nur bei 3% der Fall. Dieser markante Geschlechtsunterschied zeigt sich auch bei separater Betrachtung der einbezogenen Errankungsarten.

Auch im Rahmen einer multivariaten Analyse, in der eine große Zahl von möglichen Einflussfaktoren gleichzeitig überprüft wird, bestätigte sich das Ergebnis. Hier wurde dann deutlich:
• Ist die Frau erkrankt, liegt das Risiko einer Trennung über 10mal so hoch ("Odds-Ratio" = 10,8 p<0,001)
• Einen deutlichen Einfluss hat auch das Alter bei der Diagnose: Ist der erkrankte Patient (oder die Patientin) unter 50 Jahre alt, ist das Trennungsrisiko über 6mal so hoch (Odds-Ratio = 6,3 p<0,01).
• Keinen Einfluss haben dagegen: Die Art der Erkrankung, die mit dem sogenannten Karnofsky-Index gemessene Beeinträchtigung durch die Krankheit (Einschränkungen der Aktivität, Selbstversorgung und Selbstbestimmung), das Bildungsniveau der Patienten oder der Wohnort (städtisch oder ländlich).

Bei allen Patientinnen und Patienten, die von ihrem Partner bzw. ihrer Partnerin verlassen wurde zeigte sich dann, dass die Versorgungsqualität, aber auch die subjektiv erlebte Lebensqualität sich erheblich verschlechterte im Vergleich zu anderen, deren Ehe nach der Diagnose weiterhin Bestand hatte. So nahmen 96% der getrennten Patienten/innen Antidepressiva ein (nicht getrennte: 11%), ebenfalls 96% wurden zweimal oder öfter in eine Klinik eingewiesen (nicht getrennte: 4%).

Die Wissenschaftler hatten die jeweiligen Gründe und psychologischen Motive der Trennungen nicht empirisch erhoben, vermuten jedoch in der Diskussion ihrer Befunde, dass Frauen sehr viel eher bereit sind (und dazu sozialisiert wurden), die Rolle der häuslichen Krankenpflegerin zu übernehmen, während Männer sich angesichts dieser Aufgabe zumeist überfordert fühlen und die Flucht antreten.

Hier ist ein Abstract der Studie: Michael J. Glantz et al: Gender disparity in the rate of partner abandonment in patients with serious medical illness (Cancer, Volume 115, Issue 22, Pages 5237-5242)

Gerd Marstedt, 17.11.09