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USA - Versorgungsqualität


Schlaganfallpatient*innen in Covid-19-Zeiten: 39% Rückgang! Ursachen unklar, aber Covid-19-Kollateralschaden nicht auszuschließen. (13.5.20)
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"Sugar shock": Das zehnjährige Ab und gewaltige Auf der Preise für orale Antidiabetika und Insulin in den USA (6.4.16)
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USA: Zu viele Früherkennungsuntersuchungen trotz guter Leitlinien (19.8.15)
Zur Empirie von Gesundheitssystem-Mythen am Beispiel Medicare und Medicaid (2.7.15)
Das Neueste aus dem Reich der "Gesundheits"wirtschaft: Reine Muttermilch mit einem kräftigen Schuss Kuhmilch. (6.4.15)
Geburten nach Fahrplan: 8,9% aller Geburten in den USA sind elektive (Zu-)Frühgeburten (9.12.14)
"Beds create their own demand" oder die Realität von Nachfrageelastizität am Beispiel von Intensivstationsbetten in den USA (9.1.14)
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Das auch noch wachsende Leid mit den Leitlinien am Beispiel der ambulanten Behandlung von Patienten mit Rückenschmerzen (15.10.13)
USA: Über 80% aller Antibiotika-Verordnungen bei Halsentzündungen sind nicht notwendig und zu viele Breitband-Antibiotika (7.10.13)
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Beispiel Rückenschmerzen: Behandlungswirklichkeit verschlechtert sich in den USA trotz "gut etablierter"Leitlinien (31.7.13)
Viele, die "uns" am Hindukusch oder sonstwo verteidigen, werden schwer krank! Erfahrungsvorsprung der USA könnte Leid verkürzen! (26.1.13)
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Who pays the pizza today? 94% der US-Fachärzte haben ertragreiche Beziehungen zur Pharmaindustrie (26.4.2007)
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Who pays the pizza today? 94% der US-Fachärzte haben ertragreiche Beziehungen zur Pharmaindustrie

Artikel 0676 Eigentlich enthalten Studien, die über die intensive gratifizierte Kooperation von Ärzten mit Herstellern von Arzneimitteln und medizintechnischen Geräten berichten, keine schockierenden Neuigkeiten mehr. Warum sie trotzdem Aufmerksamkeit verdienen, liegt daran, dass es sich um Verhaltensweisen handelt, die nach mittlerweile jahrelangen öffentlichen Debatten über die ethische und professionelle Fragwürdigkeit und über den nachweisbaren Verlust professioneller Autonomie für viele dieser Ärzte stattfinden und die wie im vorliegenden Fall auch offen in Befragungen berichtet werden. Es geht also nicht um "Ausrutscher" von "schwarzen Schafen" oder Berufsanfängern.

Wie viel Ärzte dies in den USA sind und welche nicht ganz zufälligen Unterschiede es in der mit materiellen Gratifikationen verknüpften Zusammenarbeit mit Arztgruppen gibt, zeigt ein gerade erschienener Aufsatz im "New England Journal of Medicine (NEJM)" (26.4. 2007; Volume 356: 1742-1750) über die Ergebnisse der Befragung von 3.167 Fachärzten aus den Bereichen Anästhesie, Kardiologie, Familienmedizin, Chirurgie, innere Medizin und Kinderheilkunde Ende 2003/Beginn 2004 durch eine us-amerikanische und australische Forschergruppe. Die u.a. an der Harvard Medical School in Boston und den Universitäten in Yale und Stanford forschenden Wissenschaftler werteten dazu den so genannten "Institute on Medicine as a Profession (IMAP)"-Survey aus. Der gewichtete Rücklauf belief sich auf für eine Ärztebefragung außerordentlich gute 58 %.

Die wesentlichen Ergebnisse lauten:
• 94 % der befragten Ärzte gaben irgendeine Art von Beziehung mit der Pharmaindustrie an und die meisten dieser Beziehungen umfassten verzehrbare Geschenke (83 %) oder Arzneimittelproben (78 %).
• 35 % erhielten Zuschüsse oder Erstattungen von Ausgaben für Besuche berufsbezogener Tagungen oder medizinischer Weiterbildungskurse.
• 28 % bekamen Zahlungen für Vorträge oder die Rekrutierung von Patienten in Studien.
• Mehr als doppelt so viel Kardiologen als Hausärzte erhielten diese Art von Zahlungen. Hausärzte trafen allerdings viel regelmäßiger als andere Fachärzte mit Vertetern von Herstellerfirmen zusammen. Dies trifft ebenfalls für Einzel-, Doppel- und Gruppenarztpraxen gegenüber Ärzten in Krankenhäusern zu.
• Dass es sich bei einer Reihe dieser Beziehungen und Gratifikationen nicht um freundliche "Gießkannenaktionen" handeln könnte, zeigt die deutlich höhere Häufigkeit von Zahlungen für die Ärzte, die Ausbilder von Ärzten (Odds ratio: 1.67), Reviewer in medizinischen Fachzeitschriften (OR 1,41) oder Verfasser von Leitlinien für die klinische Praxis (OR 1,41) waren.

Über die Hintergründe der unterschiedlichen Beziehungsdichte zu den Facharztgruppen und die Auswirkungen dieser Beziehungen konnten die Forscher lediglich spekulieren und zunächst auf andere und eigene, aber erst künftige Forschung verweisen. Die erkannte Konzentration der "Beziehungspflege" auf Multiplikatoren legt allerdings nahe, dass hier in den USA auf ähnliche Effekte gehofft wird, wie sie in den Niederlanden bereits für das Geschehen zwischen Kardiologen und Hausärzten bei der Verordnung von Herz-/Kreislaufmedikamenten nachgewiesen wurden. Zwei Drittel der dortigen Hausärzte folgte den Verordnungsvorgaben der Kardiologen.

Zu den Risiken der engen Beziehungen von Ärzten und Herstellern verweisen die Autoren des aktuellen Aufsatzes aber nochmals ausdrücklich auf die bereits 2003 in den USA gestartete Debatte um die problematischen Verstrickungen (Moynihan: Who pays for the pizza? Redefining the relationsships between doctors ands drug companies. 1. Entanglement. BMJ 2003; 326: 1189-92) und Möglichkeiten der Entstrickungen (Moynihan: Who pays for the pizza? Redefining the relationsships between doctors ands drug companies. 2. Disentanglement. BMJ 2003; 326: 1193-99) von Ärzten mit der Industrie. Weitere wichtige Literaturverweise finden sich im aktuellen Aufsatz und in weiteren Beiträgen des Forum-Gesundheitspolitik.

Hier finden sie die kostenlose PDF-Version des Aufsatzes von Campbell et al. "A National Survey of Physician-Industry Relationsships" im "New England Journal of Medicine vom 26.4. 2007.

Bernard Braun, 26.4.2007