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Versorgungsforschung: Psychische Erkrankungen


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Obdachlos in Seattle: Neues Sozialhilfe-Konzept für Alkoholiker ohne festen Wohnsitz ist überaus erfolgreich

Artikel 1526 "Housing First" ist ein in den USA neu entwickeltes Konzept der Sozialhilfe und Sozialpädagogik, das von etablierten Pfaden abweicht. Man versucht obdachlose Alkoholiker nicht mehr wie früher üblich in mehreren Etappen gesellschaftlich zu integrieren: Von der Straße in eine öffentliche Gemeinschaftsunterkunft, von dort in betreute Wohngemeinschaften und am Schluss in eigenes Apartment. Vielmehr bekommen sie in einer Reihe von Gemeinden jetzt sofort eine eigene Wohnung gestellt und - auch dies ist neu - es wird kein strenges Alkoholverbot ausgesprochen. Eine jetzt im "Journal of the American Medical Association" (JAMA) veröffentlichte Studie hat nun gezeigt, dass diese neue Vorgehensweise nicht nur erhebliche finanzielle Vorteile mit sich bringt, sondern auch therapeutisch effektiv ist aufgrund eines deutlich sinkenden Alkoholkonsums.

Das von der Stadt Seattle im Bundesstaat Washington seit einiger Zeit umgesetzte Konzept im Umgang mit obdachlosen Alkoholikern war in der Öffentlichkeit und in den Medien überaus kontrovers diskutiert und zum Teil sehr heftig kritisiert worden, denn den betreuten Person wurde nicht wie sonst üblich eine kleine Wohnung nur unter der strengen Auflage erteilt, fortan konsequent auf Alkohol zu verzichten. Obdachlose mit Alkoholabhängigkeit sind in Seattle wie auch in anderen Städten eine bedeutsame Problemgruppe aufgrund einer häufigen Inanspruchnahme der Notaufnahme von Krankenhäusern und ebenso der Unterbringungskosten in Ausnüchterungszellen oder Gefängnissen. In sozialer Hinsicht ist ihr Schicksal beklagenswert: Sie werden im Durchschnitt nicht älter als 42-52 Jahre, etwa 30-70% der Todesursachen sind alkoholbedingt.

Das in Seattle wie auch in anderen US-Städten seit einiger Zeit erprobte Konzept des "Housing First" wurde nun in einer Studie einmal hinsichtlich seiner Effekte einer Evaluation unterzogen. Teilnehmer an der Studie waren einerseits 95 Obdachlose, die im kommunalen Zentrum in der 1811 Eastlake Avenue eine Wohnung bekommen hatten. Zum anderen wurden als Kontrollgruppe 39 interessierte Obdachlose mit einbezogen, die sich auf eine Warteliste eintragen mussten, weil die Nachfrage deutlich höher war als das Wohnungsangebot.

Zunächst wurden erhebliche finanzielle Vorteile des Konzepts für den Steuerzahler deutlich: Zuvor hatte jeder Obdachlose durch die medizinische Versorgung (ca. 700 US-Dollar für jede Aufnahme in eine Klinik-Notaufnahme) und durch Gefängnisaufenthalte (ca. 200 US-Dollar pro Tag) Kosten in Höhe von 4.066 US-Dollar pro Monat verursacht. Nach Beziehen der Wohnung sanken die Kosten dann im ersten halben Jahr auf durchschnittlich 1.492 US-Dollar und im zweiten halben Jahr auf nur 958 US-Dollar. Berücksichtigt man die Wohnungskosten in dieser Rechnung, so sind die Vorteile immer noch erheblich: Die Kommune spart im Durchschnitt monatlich 2.449 Dollar für jeden Obdachlosen, dem sie eine Wohnung zur Verfügung stellen kann.

Obwohl kein Alkoholverbot in den neu bezogenen Apartments galt, konnten die Wissenschaftler durch Befragung feststellen, dass der Alkoholkonsum nicht anstieg, sondern im Gegenteil sank: Von durchschnittlich etwa 16 Standard-Drinks am Tag auf 10 Drinks nach einem Jahr. Ebenso sank die Zahl der Tage, an denen die Betroffenen einen Vollrausch hatten.

Abstract der Studie: Mary E. Larimer et al: Health Care and Public Service Use and Costs Before and After Provision of Housing for Chronically Homeless Persons With Severe Alcohol Problems (JAMA. 2009;301(13):1349-1357)

Gerd Marstedt, 3.4.09