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Ehemalige Bremer Werftarbeiter leiden zehn Jahre nach Betriebsschließung an massiven arbeitsbedingten Erkrankungen

Artikel 0902 Die letzte Großwerft Bremens, der Bremer Vulkan, ging 1996 in Konkurs, alle Rettungsversuche zuvor waren fehlgeschlagen. Zurück blieben 2.500 Arbeiter und Angestellte, die in die Arbeitslosigkeit entlassen wurden. Viele von ihnen waren krank - durch Asbest, Schweiß- und Brennrauche und harte körperliche Arbeit. Zehn Jahre nach der Schließung der Bremer Vulkan-Werft leiden viele ehemalige Beschäftigte immer noch unter den Folgen ihrer Arbeitsbelastungen. "Der Gesundheitszustand bei den Ex-Vulkanesen ist deutlich schlechter als in der Bevölkerung, und dies gilt auch für Vergleichsgruppen anderer Industriearbeiter", erklärte der Bremer Arbeits- und Gesundheitswissenschaftler Wolfgang Hien anlässlich der Vorstellung der Studie "Ein neuer Anfang wars am Ende nicht. Zehn Jahre Vulkan-Pleite: Was ist aus dem Menschen geworden?"

Die Wissenschaftler wollten wissen, wie es den ehemaligen Vulkanesen heute hinsichtlich Arbeit, Gesundheit und Leben insgesamt geht. Im Dezember 2006 wurden alle noch lebenden bei der früheren Vulkan-Betriebskrankenkasse (Vulkan-BKK) Versicherten angeschrieben. Neben der schriftlichen Befragung wurden 35 offene Interviews durchgeführt. Mit Hilfe dieses Projekts wurde die einmalige Chance genutzt, dem Schicksal einer früheren Belegschaft und ihrer sozialen und gesundheitlichen Situation zehn Jahre nach dem kollektiven Arbeitsplatzverlust weiter nachzugehen.

Es zeigt sich, dass vor allem die Altergruppe der 50-59-Jährigen die Leidtragenden des Strukturwandels der Arbeitsgesellschaft sind. Viele von ihnen haben ernsthafte Krankheitssymptome, Folge eines langjährigen Gesundheitsverschleißes bei Vulkan, die sich nicht nur in körperlichen, sondern auch in psychischen Symptomen äußern. Für viele beginnt nach der Werftschließung ein langer und teilweise entwürdigender Leidensweg durch die Institutionen mit der Erfahrung von Langzeitarbeitslosigkeit, Krankheit und Frührente.

Am häufigsten findet man bei den befragten Schiffsbauern schwere Rückenleiden, verursacht durch das Heben und Tragen schwerer Lasten. Darüber hinaus leiden viele aber auch an Lungenerkrankungen durch schädliche Umgebungsbelastungen auf der Werft wie Asbeststaub und Rauch bei Schweißarbeiten. Auch psychische Störungen treten häufiger auf als bei anderen Industriearbeitern. "Praktisch bei allen Interviewpartnern wurde gesagt: Meine Psyche ist auch im Eimer", erklärte Wolfgang Hien. 28% leiden an depressiven Symptomen, bei anderen Industriearbeitern sind es nach einer repräsentativen deutschen Studie nur 12%. Ähnliche Differenzen zeigen sich auch für Krebserkrankungen, 7% der "Vulkanesen" sind betroffen, aber nur etwa 3% der übrigen Arbeiter in Industriebetrieben.

Die Studie zählt auch die Gründe für diese überdurchschnittliche Krankheitslast auf:
• harte körperliche Arbeit (schweres Heben und Tragen, Hitze, Kälte) und hohe Belastungen durch Asbeststäube, Schweiß- und Brennrauche und anderer gefährlicher Stoffe während der aktiven Vulkan-Zeit
• psychische Belastungen durch drohende oder eingetretene Arbeitslosigkeit und durchgehend negative Erfahrungen mit den Arbeitsbehörden (Behandlung als Bittsteller statt als Arbeitssuchende)
• physische und psychische Belastungen an neuen Arbeitsplätzen und viele negative Erfahrungen mit dem neuen Arbeitgeber (Diskriminierung, fehlende Anerkennung usw.)
• entwürdigende Behandlung durch medizinische Gutachter (MDK; Gutachter der Rentenversicherung, Berufsgenossenschaft). Typische Aussage: "Einfache Tätigkeiten im Sitzen - das können Sie doch noch"
• entwürdigende Behandlung durch die zuständige Berufsgenossenschaft (technische und medizinische Begutachtungen): "Ihr Lungenemphysem hat nichts mit Asbest oder den Schweiß- und Brennrauchen zu tun"

Für die Studie im Auftrag des Vereins «Arbeit und Zukunft» waren 310 Fragebögen und 35 Interviews von den Wissenschaftlern ausgewertet worden. Die Vulkan-Werft hatte im August 1997 ihre Tore geschlossen. Dabei verloren 2500 Menschen ihren Arbeitsplatz.

• Hier findet man eine Pressemitteilung der Universität Bremen: Zehn Jahre nach der Vulkan-Pleite: Was ist aus den Menschen geworden?
• Die Buchveröffentlichung ist im VSA-Verlag erschienen: Wolfgang Hien, Rolf Spalek, Ralph Joussen, Gudrun Funk, Renate von Schilling, Uwe Helmert: Ein neuer Anfang wars am Ende nicht. Zehn Jahre Vulkan-Pleite: Was ist aus den Menschen geworden? Eine Studie im Auftrag des Vereins Arbeit und Zukunft e.V. in Bremen zu Arbeit, Leben und Gesundheit der ehemaligen Vulkanesen, 128 Seiten (August 2007), ISBN 978-3-89965-268-0
• Hier findet man eine PDF-Datei mit Einleitung und Zusammenfassung der Ergebnisse als Buchauszug

Gerd Marstedt, 5.9.2007