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ErzieherInnen zwischen wachsenden Anforderungen an frühkindliche Bildung, hohen Beanspruchungen und "das ist nicht finanzierbar"

Artikel 2468 Bei den aktuellen Streiks von ErzieherInnen in öffentlichen Kindertagesstätten geht es nicht nur um Geld und Anerkennung, sondern auch um eine Verringerung der enormen Arbeitsanforderungen und -belastungen, denen diese Beschäftigten ausgesetzt sind.
Um was es dabei geht und wie viele Erzieherinnen hoch beansprucht sind, lässt sich einer gerade abgeschlossenen Studie von WissenschaftlerInnen des Bundesinstituts für Berufliche Bildung (BIBB) im Auftrag der Böckler Stiftung entnehmen. Als Datengrundlage diente die letzte BiBB/BAuA-Erwerbstätigenbefragung aus dem Jahr 2012. Dort wurden insgesamt 20.000 Erwerbstätige in Deutschland, unter ihnen knapp 400 Erzieherinnen und Erzieher ausführlich zu ihren Arbeitsbedingungen befragt. Zusammen mit Ergebnissen aus anderen Studien über die Arbeitssituationen in der Kindertagesbetreuung bzw. frühkindlichen Bildung entsteht ein facettenreiches Bild.

Die wichtigsten Erkenntnisse lauten:

• "Zwischen 2007 und 2014 ist die Zahl der Beschäftigten in Kindertageseinrichtungen um 44 Prozent auf 527.000 gestiegen. Der Anspruch, immer mehr und zunehmend jüngere Kinder möglichst ganztags zu betreuen und dabei einen Bildungsauftrag zu verfolgen, hat auch das Berufsbild verändert: Die fachlichen Anforderungen an ihrem Arbeitsplatz hätten sich erhöht, geben 60 Prozent der Erzieherinnen und Erzieher an. In anderen Berufen liegt der Anteil im Schnitt signifikant niedriger - bei gut 46 Prozent.
• Bei den psychischen Anforderungen zeigen die Daten ein besonderes Profil. Erzieherinnen üben seltener Routinearbeiten aus als andere Beschäftigte. Das schützt einerseits vor Monotonie, fordert aber die geistige Flexibilität heraus und kann überfordern. 84 Prozent der Erzieherinnen geben an, häufig mehrere Arbeiten oder Vorgänge gleichzeitig im Auge behalten zu müssen. Im Durchschnitt der Beschäftigten anderer Berufe sagen das nur knapp 60 Prozent. Auch Unterbrechungen einer einmal begonnenen Tätigkeit kommen häufiger vor als an anderen Arbeitsplätzen.
• Lasten heben, arbeiten in unangenehmen Positionen und bei starkem Lärm - was nach Handwerk oder Fabrikarbeit klingt, ist typisch für Tätigkeiten im Erziehungsbereich, zeigen die Daten. So muss ein gutes Drittel der Erzieherinnen häufig mehr als zehn Kilo tragen, während das im Durchschnitt anderer Berufe nur für gut ein Fünftel gilt. In gebückter, hockender oder kniender Stellung arbeiten fast 60 Prozent der Kräfte oft - um den Größenunterschied zu den Kindern auszugleichen oder weil Stühle und Tische an ihrem Arbeitsplatz meist nicht für Erwachsene gebaut sind. In der Vergleichsgruppe müssen nur 16 Prozent in auf Dauer schmerzhaften Körperhaltungen arbeiten.
• 37 Prozent der Erzieherinnen kommen häufig mit Viren oder Bakterien in Berührung, jede Fünfte fühlt sich dadurch gesundheitlich belastet, während es im Mittel aller Beschäftigten nur jeder 20. ist. Kälte oder Chemikalien sind Beschäftigte in Erziehungsberufen zwar unterdurchschnittlich ausgesetzt, was sie mit vielen Büroberufen verbindet. Massive Lärmbelastungen sind hingegen häufig: Drei Viertel der Erzieherinnen berichten von Lärm bei der Arbeit, das sind gut dreimal so viele wie unter allen Beschäftigten. In Fallstudien an Kitas hätten Forscher sehr oft Geräuschpegel über 80 Dezibel und sogar 85 Dezibel gemessen.
• Deutlich häufiger als andere Erwerbstätige berichten ErzieherInnen von Schmerzen, etwa an Rücken, Kreuz, Schulter oder Kopf, der Krankenstand liegt über dem Mittel der anderen Berufe. Doch nicht immer bleiben Erkrankte auch zu Hause: 70 Prozent der befragten Erzieherinnen und Erzieher sagen, sie seien während des letzten Jahres krank bei der Arbeit gewesen - wiederum ein im Vergleich zu allen Beschäftigten überdurchschnittlicher Wert und ein Indikator für eine dünne Personaldecke. Unter diesen Umständen traut sich nur eine Minderheit zu, über ein komplettes Berufsleben durchzuhalten: Fast 77 Prozent der Erzieherinnen und Erzieher möchten gerne vorzeitig in Rente gehen. Mehr als die Hälfte gibt als Grund an, dass die Arbeit sehr anstrengend ist.
• Die Sorge- und Bildungsarbeit für und mit Kindern und Jugendlichen, also den zentralen Inhalt ihrer Tätigkeit, bewerten Erzieherinnen positiver als Beschäftigte anderer Berufsgruppen. Der Anteil der in diesem Punkt "sehr Zufriedenen" liegt mit fast 35 Prozent deutlich über dem Durchschnitt. Auch mit ihren Möglichkeiten, eigene Fähigkeiten anzuwenden, sind relativ viele Erzieherinnen zufrieden. Deutlich kritischer als andere Beschäftigte sehen sie hingegen die Ausstattung ihres Arbeitsplatzes und die körperliche Belastung bei der Arbeit. Als größtes Defizit in ihrem Beruf erscheint vielen Erzieherinnen und Erziehern eine zu geringe Bezahlung: Knapp 50 Prozent der Erzieherinnen und Erzieher zeigen sich damit in der BiBB/BAuA-Befragung weniger oder gar nicht zufrieden. Das sind fast 22 Prozentpunkte mehr als im Mittel der anderen Berufe."

Erneut erweist sich die im Prinzip für wissenschaftliche NutzerInnen frei erhältlichen Daten der seit vielen Jahren regelmäßig durchgeführten BiBB/BAuA-Befragung als eine ertragreiche Quelle für Analysen berufsspezifischer Arbeitsbedingungen.

Zur Unzufriedenheit mit der Entlohnung passen volkswirtschaftliche Zahlen zum Anteil des Bruttoinlandprodukts, der in verschiedenen entwickelten Länder insgesamt für die rhetorisch stets als besonders wichtig erklärte frühkindliche Bildung ausgegeben wird. Die OECD empfiehlt ihren Mitgliedsländern einen Anteil von mindestens 1%, Schweden übertrifft diesen Wert mit etwas über 2% deutlich und Deutschland liegt mit 0,65% deutlich darunter und hält - so die Argumente der kommunalen Arbeitgeber - eine Erhöhung für nicht finanzierbar.

Der Studienbericht "Erzieherinnen und Erzieher in der Erwerbstätigkeit - Ihre Arbeitsbedingungen, Arbeitsbelastungen und die Folgen" von Anja Hall, Anja und Ingrid Leppelmeier, Ingrid wird noch 2015 als Wissenschaftliches Diskussionspapier 161 des Bundesinstituts für Berufsbildung erscheinen (regelmäßig die Website des Instituts besuchen). Bis dahin liefert eine Zusammenfassung von der Böckler Stiftung die wichtigsten Ergebnisse

Bernard Braun, 2.6.15