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Gewünschte Informationen zur Wahl eines neuen Arztes: Patienten-Bedürfnisse unterscheiden sich erheblich

Artikel 0997 Die Kassenärztliche Bundesvereinigung hat für 2008 angekündigt, Qualitätsindikatoren für die Arbeit niedergelassener Ärzte in Deutschland zu ermitteln und sie in Pilotpraxen testen zu lassen. Daraus soll ein "Ärzte-TÜV" resultieren, eine Art Praxis-Siegel, die Patienten verrät, ob ein Arzt bestimmte Kriterien bei der Qualitäts-Kontrolle erfüllt hat oder nicht. Während dessen wächst die Zahl der Internetportale mit Patienten-Urteilen über Ärzte kontinuierlich. Welche Art von Informationen über Ärzte wünschen sich Patienten, wenn sie auf der Suche nach einem "guten Arzt" sind oder den Arzt wechseln möchten? Zwei Studien haben jetzt vor allem gezeigt, dass es keine pauschale Antwort hierauf gibt, weil die individuellen Informationsinteressen höchst unterschiedlich sind.

Eine kalifornische Studie hatte über 2.200 Patienten einer Krankenkasse mit eigenen Ärzten und Versorgungseinrichtungen eine Email geschickt und sie eingeladen, eine Website zu besuchen, auf der sie nähere Informationen über die in Frage kommenden Ärzte finden würden. Auf der Website wurden unterschiedliche Informationen über die Ärzte präsentiert:
• berufliche Merkmale (Berufsjahre, Spezialisierungen usw.)
• persönliche Merkmale (Alter, Geschlecht, Fremdsprachen usw.)
• Öffnungszeiten der Praxis
• Ergebnisse einer Patientenbefragung über fünf Aspekte, darunter Kommunikationsverhalten und soziales Verständnis, Wartezeiten, Kooperation mit anderen Ärzten, Gesundheitsförderung sowie die generelle Bewertung und Weiterempfehlung des Arztes.

Nach dem Besuch der Website wurden die Patienten gebeten, einen Fragebogen auszufüllen. Rund 80% befolgten auch diese Bitte (wohl nicht zuletzt wegen einer dafür gewährten Prämie von 20 Dollar). In diesem Fragebogen sollte einerseits angegeben werden, welchen Arzt man wählen würde, andererseits, aufgrund welcher Informationen man diese Wahl getroffen hatte. Neben den Angaben auf der Website konnten dabei auch zwei zusätzliche Kriterien genannt werden, nämlich Empfehlungen von Freunden und Empfehlungen von Ärzten.

In der Datenauswertung zeigte sich dann:
• Die Ergebnisse der Patientenbewertung waren das wichtigste Kriterium zur Arztwahl, von 51% genannt
• Die geringste Bedeutung hatten persönliche Merkmale des Arztes sowie Empfehlung von Ärzten oder Freunden (jeweils ca. 25%)
• Innerhalb der verschiedenen Aspekte der Patientenbewertung hatten Wartezeiten den größten Einfluss, dicht gefolgt vom Kommunikationsverhalten und der Weiterempfehlung.
• Wohl noch bedeutsamer als diese Befunde war jedoch, dass sich zwischen verschiedenen Patientengruppen ganz erhebliche Differenzen zeigten. So war beispielsweise bei Älteren, Patienten mit mehreren Erkrankungen und Patienten mit hohem Bildungsniveau die persönliche Empfehlung eines Arztes sehr viel bedeutsamer.

Die Studie ist hier im Volltext nachzulesen: Gary Fanjiang u.a.: Providing Patients Web-based Data to Inform Physician Choice: If You Build It, Will They Come? (Journal of General Internal Medicine, Volume 22, Number 10 / Oktober 2007, 1463-1466, DOI: 10.1007/s11606-007-0278-1)

In dieser Untersuchung waren für Patienten leider keine Informationen zur Bewertung verfügbar, die Qualitätsindikatoren betrafen, so dass unklar geblieben ist, wie Patienten mit solchen, für Laien relativ schwer interpretierbaren Daten umgehen. Hinweise zur Beantwortung dieser Frage finden sich jedoch in einer anderen, bereits 2005 veröffentlichten Studie aus Kalifornien. Dort waren etwa 300 Erwachsene in einem Experiment gebeten worden, sich folgende Situation vorzustellen: Sie seien in eine neue Stadt umgezogen und suchten einen neuen Arzt. Ihre bisherige Suche hätte zwei Ärzte ergeben, die weitestgehend ähnliche Merkmale aufweisen wie zum Beispiel Warte- und Öffnungszeiten, Beruferfahrung, Praxisausstattung und -personal.

Man gab ihnen dann Kärtchen, auf denen noch weitergehende Informationen über die beiden Ärzte zu finden waren, und sie sollten danach entscheiden, welchen Arzt sie auswählen würden. Die Angaben auf den Kärtchen betrafen einerseits Qualitäts-Indikatoren in zusammen gefasster Form, also Bewertungen (nicht so gut, durchschnittlich, gut), wie dieser Arzt im Bereich der Therapie akuter und chronischer Erkrankungen ist und ebenso im Bereich der Prävention. Andererseits waren auch Bewertungen von Patienten über soziale Umgangsformen zu finden (Kommunikation, Höflichkeit und Respekt, Pünktlichkeit). Die Studienteilnehmer erhielten mehrfach hintereinander immer zwei Kärtchen mit unterschiedlichen Angaben zu diesen Aspekten und mussten jeweils einen Arzt auswählen.

Als Ergebnis zeigte sich dann: In etwa zwei Drittel aller Paarvergleiche waren für Untersuchungsteilnehmer die fachlichen Qualitäten des Arztes wichtiger als die sozialen Merkmale. Dass in einem Drittel aller Fälle hiervon abgewichen wurde und sozial-kommunikative Merkmale wichtiger für Patienten waren, ließ sich nicht aufklären. Sozialstatistische Merkmale der Teilnehmer (Alter, ethnische Zugehörigkeit, Geschlecht, Bildung usw.) waren hierfür aber nicht maßgeblich, sondern bestimmte Patienten-Merkmale, die in der Studie nicht erfasst waren. Unter dem Strich zeigte sich aber auch hier, dass Informationsbedürfnisse von Patienten über Ärzte sehr unterschiedliche Aspekte betreffen und es keine generell gültige Antwort auf die Frage gibt: Welche Informationen möchten Patienten bekommen, wenn sie auf der Suche nach einem Arzt sind?

Hier ist ein Abstract der Studie zu finden: Fung C.H. u.a.: Patients' preferences for technical versus interpersonal quality when selecting a primary care physician (Health Serv Res. 2005 Aug;40(4):957-77)

Gerd Marstedt, 4.11.2007