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Reagieren medizinische Versorgungseinrichtungen überhaupt auf eine Veröffentlichung von Qualitätsindikatoren?

Artikel 1024 Eine Veröffentlichung von Qualitätsindikatoren für niedergelassene Ärzte, Kliniken oder auch Pflegeheime im Rahmen von Klinikführern oder Ärztelisten wird zumeist damit begründet, dass dies auch die Versorgungsqualität verbessert - durch eine stärkere Nachfrage von Patienten bei besseren Anbietern. Es stellt sich allerdings die Frage, inwieweit einerseits Patienten solche Veröffentlichungen überhaupt wahrnehmen und als Entscheidungsgrundlage berücksichtigen, und andererseits, inwieweit Versorgungseinrichtungen es überhaupt für nötig halten, ihre Organisations- oder Versorgungsstruktur nur deshalb zu verändern. Am Beispiel von Pflegeheimen ist nun eine US-amerikanische Forschungsgruppe der Frage nachgegangen, unter welchen Voraussetzungen diese Einrichtungen auf solche Veröffentlichungen im Rahmen ihrer strategischen Marktausrichtung reagieren und welche Mittel sie dazu einsetzen.

Qualitätsindikatoren von Pflegeheimen werden in den USA seit 2002 auf der Website "Nursing Home Compare" veröffentlicht, in vielen Zeitungsberichten wurde landesweit darüber berichtet. Für die Studie wurde eine repräsentative nationale Stichprobe von über 700 Heimen schriftlich befragt. Überprüft wurde, ob eine sofortige Reaktion erfolgte oder nicht und welche Maßnahmen im Einzelnen daraufhin in Gang gesetzt wurden, wie zum Beispiel
• Informationen für Heimbewohner und Angehörige, in denen die einzelnen Indikatoren erklärt werden
• interne Analysen und Kontrollen, um Ursachen für das schlechte Abschneiden in bestimmten Kategorien zu klären
• Umstrukturierungen bei den Arbeitsaufgaben und Zuständigkeiten der Pflegekräfte
• Investitionen in neue Technologien
• Änderungen der Prioritäten für einzelne Pflegeaufgaben.

Als unabhängige und zentrale Einflussgröße für die Reaktionsmuster der Heime wurde deren Unternehmensphilosophie und strategisches Konzept untersucht. Dabei orientierte sich die Forschergruppe an einer von Miles & Snow schon 1978 entwickelten Typologie, die unterschiedliche Marktstrategien von Betrieben unterscheidet und vier Typen identifiziert, die seither in vielen Studien überprüft wurden und sich als sehr trennscharf und erklärungskräftig erwiesen haben.
• "Goldschürfer" ("Prospectors") ändern ihre Produkte und Dienstleistungen sehr häufig, versuchen stets, innovativ zu sein und die sich bietenden Marktchancen als erste zu nutzen
• "Verteidiger" ("Defenders") sind demgegenüber sehr konservativ eingestellt, versuchen, in jenen Feldern, in denen sie sich sehr gut auskennen und viele Erfahrungen haben, ihre Position mit Qualität und niedrigen Preisen zu festigen
• "Analysten" ("Analyzers") sind betriebliche Mischtypen, die in ihren angestammten Unternehmensbereichen konservativ agieren, aber in kleineren Handlungsfeldern durchaus auch Innovationen ausprobieren
• "Reaktive" ("Reactors") schließlich sind Unternehmen, die nach Ansicht von Miles & Snow auf Dauer nicht wettbewerbsfähig sind, da sie ständig ihre Strategien und Unternehmensprinzipien ändern.

Im Rahmen einer multivariaten Datenanalyse wurde dann überprüft, inwieweit diese Typen, aber auch andere potentielle Einflussfaktoren (Bettenzahl des Heims, öffentliche oder private Einrichtung, Bewertung des Wettbewerbsdrucks usw.) die jeweilige Reaktion auf veröffentlichte Qualitätsdaten beeinflusst. Wesentliche Ergebnisse waren dabei unter anderem:
• Eine Veröffentlichung von Daten über die unterschiedliche Versorgungsqualität von Pflegeheimen führt bei weniger als der Hälfte der Einrichtungen überhaupt zu Reaktionen.
• Dabei unterscheiden sich Einrichtungen ganz erheblich, je nach ihrer Marktstrategie. Verteidiger antworten zu 43%, Analysten zu 33%, Goldschürfer zu 19% und Reaktive nur zu 7% auf das Bekanntwerden solcher Daten mit unternehmensinternen Maßnahmen unterschiedlicher Art.
• Bei Verteidigern zeigt sich am häufigsten die Tendenz, solche Veröffentlichungen zu ignorieren.
• Goldschürfer initiieren am häufigsten Maßnahmen, die eine Veränderungen bei Arbeitplatzbeschreibungen oder Pflegeprioritäten betreffen.

Festgestellt wurde allerdings auch, dass der von den jeweiligen Einrichtungen erlebte Konkurrenzdruck einen nachhaltigen Einfluss auf die Einleitung von Veränderungsmaßnahmen hat. Die Studie diskutiert sehr ausführlich die mit der Typologie zusammenhängenden organisationssoziologischen Aspekte, macht aber auch deutlich, dass nur ein sehr kleiner Teil der Heime auf eine Veröffentlichung von Qualitäts-Bewertungen reagiert und erst eine schärfere Wettbewerbssituation - die keineswegs für alle Heime zutrifft - zu Veränderungen drängt.

Hier ist ein Abstract der Studie: Jacqueline S. Zinn u.a.: Strategic Orientation and Nursing Home Response to Public Reporting of Quality Measures: An Application of the Miles and Snow Typology (Health Services Research, published article online: 10-Sep-2007, doi: 10.1111/j.1475-6773.2007.00781.x)

Gerd Marstedt, 26.11.2007