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Kritik an Klinikführern in den USA: Völlig abweichende Bewertungen für ein und dasselbe Krankenhaus

Artikel 1396 Schon seit einiger Zeit wird in den USA Kritik laut über die große Unübersichtlichkeit der Qualitätsbewertungen und Ranglisten von Kliniken in den USA. In einem jetzt in der Zeitschrift "Health Affairs" veröffentlichten Aufsatz hat ein Forschungsteam in Massachusetts diese Kritik noch einmal anhand eigener empirischer Untersuchungsbefunde verstärkt. Die Wissenschaftler verglichen die Klinikbewertungen von fünf großen Einrichtungen für einige ausgewählte medizinische Eingriffe bei insgesamt 25 Kliniken im Großraum von Boston. Ihr Fazit fällt überaus negativ aus: Die Bewertungen unterscheiden sich teilweise wie Tag und Nacht, jeder Klinikführer hat andere Indikatoren zur Struktur-, Prozess- oder auch Ergebnisqualität. Selbst dann, wenn harte Indikatoren wie die 30-Tage-Mortalität herangezogen werden, gibt es noch massive Abweichungen in der Einstufung, wie eine Klinik bei diesem Aspekt abschneidet.

Die Wissenschaftler wählten im August 2007 alle Krankenhäuser mit mindestens 250 Betten im Großraum von Boston, Massachusetts, aus und berücksichtigten für ihre Analysen dann 25 Kliniken. Weiterhin wählten sie fünf große Klinikführer aus, die ihre Ergebnisse auch im Internet veröffentlichen, und zwar:
• die staatliche Klinikbewertung Hospital Compare
• das private Forschungsunternehmen Health-Grades
• die Qualitätsbewertungen der Leapfrog Group
• die Rangliste der Zeitung U.S News sowie
• den regionalen Klinikführer Massachusetts Healthcare Quality and Cost.

Festgestellt wurde zunächst, dass die hier verwendeten Bewertungssysteme eine außerordentlich große Heterogenität aufweisen: Im Hinblick auf die berücksichtigten Qualitätsindikatoren, ihre Spezifik (Struktur-, Prozess-, Ergebnisqualiät), den zur Bewertung berücksichtigten Zeitraum, die Stichprobengröße und anderes mehr.

Für eine Reihe medizinischer Eingriffe, wie unter anderem koronare Bypass-Operationen oder kompletter Ersatz eines Hüftgelenks, wurden dann die Bewertungen der Klinikführer für die einzelnen Krankenhäuser miteinander verglichen. Das Fazit heißt: "Für alle Diagnosen bzw. Eingriffe gab es zwischen den Bewertungen nur eine sehr geringe Übereinstimmung. So wurden beispielsweise die beiden Kliniken, die beim Bypass zumindest einmal als beste eingestuft waren, zugleich auch in einer anderen Bewertung als schlechteste bewertet."



Die abgebildete Grafik zeigt für das Beispiel koronare Bypass-Operationen für 7 Kliniken die große Streuweite der Bewertungen. Auch für andere Eingriffe sind die Differenzen in der Bewertung ähnlich groß. Und selbst bei der Berücksichtigung "harter Indikatoren" wie 30-Tage-Mortalitätsraten und ihrer Einstufung ergaben sich ganz erhebliche Unterschiede zwischen den verschiedenen Bewertungssystemen.

Die Wissenschaftler machen verschiedene Vorschläge, um die überaus problematische und für Patienten verwirrende Situation zu überwinden. Zum einen, so sagen sie, müssten die Krankenhäuser endlich aus ihrer passiven Rolle herauskommen und sich darüber einigen, welche Indikatoren wirklich aussagekräftig und vergleichbar sind und daher zukünftig erfasst und veröffentlicht werden sollten. Zum zweiten sind aber auch mehr Forschungsanstrengungen nötig, um endlich herauszufinden, was Patienten nun wirklich interessiert: Möchten sie tatsächlich 30-Tage-Überlebensraten der einzelnen Kliniken miteinander vergleichen oder interessieren sie sich eher für Zufriedenheitsurteile anderer Patienten? Weitgehend ungelöst ist nach Auffasung der Forscher bisher auch das Problem der Risikoadjustierung, also der Berücksichtigung unterschiedlicher Vor- und Begleiterkrankungen von Patienten.

Für die Studie ist kostenlos leider nur ein Abstract verfügbar: Michael B. Rothberg u.a.: Choosing The Best Hospital: The Limitations Of Public Quality Reporting (Health Affairs, 27, no. 6 (2008): 1680-1687; doi: 10.1377/hlthaff.27.6.1680)

Gerd Marstedt, 13.11.08