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Patienten
Kranken- und Altenpflege, ältere Patienten


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"Helle Köpfe" im Altersheim: Licht besser als Hormone zur Behandlung von dementiellen Erscheinungen und Depressionen geeignet.

Artikel 1272 Zu den Absonderlichkeiten eines medikalisierenden bzw. medikalisierten Umgangs mit gesundheitlichen Problemen gehört das häufig durch kommerzielle Anbieterinteressen geförderte Verdrängen von Methoden, die im Alltagsleben evident und praktisch erfolgreich sind, durch pharmakologische oder vergleichbare Interventionen und Stoffe.

Einen kleinen aber guten Beleg für diese Art einer letztendlich als Fehlversorgung charakterisierbaren Handlungsweise liefert eine gerade abgeschlossene und in der US-Fachzeitschrift "Journal of American Medical Association (JAMA)" (JAMA 2008; 299: 2642-2655) veröffentlichte Studie über unterschiedliche Methoden, dementielle Erscheinungen und Depressionen bei BewohnerInnen von Pflegeheimen zu therapieren.

In den USA und zunehmend auch in Europa wird hierzu die Einnahme des körpereigenen Hormons Melatonin erwogen oder auch umgesetzt, das nachweisbar an der Steuerung des Tag-Nacht-Rhythmus beteiligt ist. Störungen dieses Rhythmus mit den dabei u.a. auftretenden Schlafstörungen gelten als mögliche Mitverursacher für Depressionen und für das bei dementen Personen häufig zu beobachtende aggressive Verhalten.

Eine Gruppe niederländischer Wissenschaftler hat nun in einer randomisierten Studie mit 189 Bewohnern, die durchschnittlich 86 Jahre alt waren, zu 90% weiblich und zu 87% dement waren, die Wirkung von Melatonin mit der anderer Therapie- oder Präventionsmöglichkeiten verglichen. Bei der alternativen Intervention handelt es sich um die Übernahme einer alltagserprobten Form zur Bewältigung von so genannten "Winterdepressionen" in nordischen Ländern durch den intensiven therapeutischen Einsatz hellen Lichts.
Dazu installierten die Wissenschaftler in den Gemeinschaftsräumen von 12 Pflegeheimen Leuchtkörper. In 6 der Heimen strahlten die Leuchtmittel von neun Uhr morgens bis sechs Uhr abends mit der sehr hohen Lichtstärke von 1.000 Lux. In den anderen Heimen war die Lichtleistung auf 300 Lux gedimmt. Zusätzlich erhielten zufällig ausgewählte BewohnerInnen in beiden Heimtypen noch Melatonin und ein Placebo zur Einnahme.

Nach 3 Jahren Versuchszeit zwischen 1999 und 2004 zeigen sich klare und eindeutige Ergebnisse:

• Die Lichttherapie verringerte die Abnahme der kognitiven Leistungen im so genannten "Mini-Mental-Status-Test" um 5%. Noch günstiger waren die Auswirkungen auf die depressiven Symptome. Sie verschlechterten sich zwar in beiden Gruppen, aber bei Lichtexposition doch um 19 % weniger. Bei den Verrichtungen des täglichen Lebens ergab sich sogar ein Unterschied von 53 % zugunsten der Lichttherapie-Gruppe.
• Die Melatonintherapie erfüllte dagegen nicht die Erwartungen. Die Senioren waren insgesamt nicht ausgeschlafener, d.h. die tägliche Melatonintherapie erleichterte ihre Pflege nicht.
• Nur wenn Melatonin und Lichttherapie kombiniert wurden, war ein positiver Effekt der Hormontherapie erkennbar. Das aggressive Verhalten der Heimbewohner war um 9 % reduziert. Ob dies den Einsatz von Melatonin bei Heimbewohnern rechtfertigt, dürfte aber offen bleiben.

Da an den Vorteilen der Lichttherapie kein Zweifel besteht und sie außerdem nebenwirkungsfrei und in allen Wohneinrichtungen leicht umzusetzen ist, fällt nämlich ein kritischer Umstand der Melatonintherapie umso stärker ins Gewicht: Melatonin ist zwar ein körpereigenes Hormon, das den Tag-Nacht-Rhythmus des Menschen beeinflusst. Es ist aber in Deutschland und anderen europäischen Ländern wegen seiner möglicherweise unerwünschten Nebenwirkungen nicht als Arzneimittel zugelassen und auch in den USA nur als Nahrungsergänzungsmittel auf dem legalen Markt.

Das Abstract des Aufsatzes " Effect of Bright Light and Melatonin on Cognitive and Noncognitive Function in Elderly Residents of Group Care Facilities. A Randomized Controlled Trial" von Rixt F. Riemersma-van der Lek, Dick F. Swaab, Jos Twisk, Elly M. Hol, Witte J. G. Hoogendijk und Eus J. W. Van Someren ist kostenlos erhältlich.

Bernard Braun, 21.6.2008