Home | Patienten | Gesundheitssystem | International | GKV | Prävention | Epidemiologie | Websites | Meilensteine | Impressum

Sitemap erstellen RSS-Feed

RSS-Feed
abonnieren


Weitere Artikel aus der Rubrik
Patienten
Arztberuf, ärztl. Aus- und Fortbildung


Vermittelt das Medizinstudium Kenntnisse über Ernährungsverhalten? Nein, oder wie Blinde Blinden das Sehen beibringen sollen! (2.11.19)
Warum beteiligen sich nur wenige ÄrztInnen an gesundheitsbezogenen Befragungen? Auch Nonresponderbefragung liefert wenig Antworten (28.9.19)
Je mehr "primary care phycisians" desto höher ist die Lebenserwartung in den USA. Beitrag von Spezialärzten geringer (19.2.19)
Was haben die 75% der deutschen Ärzte von der Transparenz über Industriezahlungen an sie zu befürchten, die sie 2016 verhinderten? (21.9.17)
Fortbildungspflicht für Ärzte: Umstritten, aber wirksam (28.4.17)
Universitäre Medizinerausbildung in Deutschland: Exzellenz statt Bedarfsgerechtigkeit (6.4.15)
Ärzte enden nicht an der Spitze ihres Skalpells oder am Rezeptblock: das politische Verhalten der Ärzte in den USA 1991-2012 (3.6.14)
Ärztinnen sind bei der Behandlung von Diabetikern besser als Ärzte, aber weniger "produktiv" - doch stimmt letzteres wirklich? (26.10.13)
Arbeitszeit für Krankenhausärzte senken und "alles gut"? Ein Trugschluss bei Assistenzärzten in den USA! (7.9.13)
Auch "Halbgötter oder -engel in weiß und grün" sind Menschen: Gesundheitsverhalten und Lebensstil von Ärzten und Pflegekräften (23.1.13)
Versorgung von PatientInnen mit Vorhofflimmern durch qualifizierte Pflegekräfte wirksamer als die durch Kardiologen (5.8.12)
Vertragsärzte gehören zu den Spitzenverdienern unter Akademikern (10.7.12)
Euthanasie und Mord: Wie mehr als die Hälfte der Palliativmediziner in den USA von ihrer sozialen Umwelt bewertet wird (26.6.12)
Öffentliche Förderung des Verkaufstrainings für IGeL-Angebote. Als ob es um Kekse oder den Brustumfang von Kleiderpuppen ginge. (16.6.12)
ZahnmedizinerInnen und MedizinerInnen haben nach eigenen Angaben und über ihr gesamtes Erwerbsleben die höchsten Nettostundenlöhne (31.3.12)
Dramatische Wissenslücken: Ärzte und Früherkennung (13.3.12)
Wie und warum Ärzte in Experimenten Tausenden von Menschen bewusst "vor allem schaden": Der Fall Guatemala (7.3.12)
USA: Qualität von Krankenhaus-Entlassberichten unterscheidet sich je nach Arbeitsbelastung der Ärzte erheblich (15.2.12)
"Liar, Liar, Pants on Fire!" (Journal Watch vom 10.2. 2012) oder: Wie gehen ÄrztInnen gegenüber PatientInnen mit der Wahrheit um? (11.2.12)
Ethisches für Ärzte und Nichtärzte in den USA und anderswo: 6. Ausgabe des "Ethics Manual" des "American College of Physicians" (3.1.12)
Friede auf Erden und im OP oder Orthopäden sind nicht ganz so stark wie ein Ochse und auch nicht nur halb so gescheit ! (16.12.11)
Merkantilisierung ärztlichen Handelns in USA und Deutschland: Bevorzugung gut zahlender Patienten - Aussperrung zum Quartalsende (26.10.11)
Wenn Deutschland die Ärzte ausgehen, dann bestimmt nicht durch Abwanderung! Daten zum In- und Outflow im Gesundheitswesen (21.10.11)
Fortbildungssponsoring durch die Industrie: Ärzte erkennen das Problem aber nicht die Lösung (10.7.11)
Ärzte mit Erfahrung in wissenschaftlichen Studien behandeln nicht schlechter als ihre Kollegen ohne! Ob aber besser ist ungewiss. (16.4.11)
Wie das Bundesverfassungsgericht das Grundrecht auf freie Berufsausübung über das Patientenrecht auf fachliche Behandlung erhebt. (26.3.11)
Neues aus der unendlichen und nicht ganz einfachen Geschichte der Ärzteeinkommen zwischen Verelendung und Überfluss (2.3.11)
"Wes Brot ich ess', des Nutzen ich preis'": Arzneimittelanzeigen in Fortbildungsmedien für Ärzte fördern Mittel-Empfehlungen (1.3.11)
Fehlverhalten von Ärzten: Zufall, beeinflussbare individuelle Ursachen und gibt es Frühwarnzeichen? (8.5.10)
Erstmalige Evaluation der Qualität ärztlicher Weiterbildung in Deutschland: Licht und Schatten (11.3.10)
Wozu diente die Altersgrenze für Vertrags(zahn)ärzte und warum ist ein EuGH-Urteil zu einem alten SGB V-Paragraphen interessant? (19.1.10)
Bedingt studienmüde - Vom unterschiedlichen Engagement deutscher Ärzte bei Anwendungs- und Versorgungsstudien (25.8.09)
Was halten Ärzte von "shared decision making" und "decision aids" und warum nutzen sie sie nicht intensiver? (27.5.09)
Was kostet die Interaktion mit privaten Krankenversicherern Ärzte und weiteres Praxispersonal in den USA an Zeit und Geld? (17.5.09)
Befreiung vom Einfluss der Industrie - Forderungen an Medizinische Fachgesellschaften (3.4.09)
Literaturübersicht zum Sponsoring ärztlicher Fort- und Weiterbildung durch die Pharma-Industrie (4.2.09)
Das Einkommen von Ärzten in OECD-Ländern: Die Schere zwischen Fach- und Allgemeinärzten wird größer (31.1.09)
"Süchtige Halbgötter" oder "entmachtete Übermenschen" - Haben Ärzte Probleme mit Suchtsubstanzen? (29.1.09)
Warum uneingeschränkte Transparenz in Interessenregistern und Ablehnung jedes Vorteils ein Muss für die ärztliche Profession ist (2.11.08)
"So, wann sagt man schon mal, ja das macht der Allgemeinmediziner": Allgemeinmedizin bei Studenten und Hausärzten unterschätzt! (24.8.2008)
Bundessozialgericht unterstreicht umfassende Pflicht von Vertragsärzten, den ärztlichen Notfalldienst zu gewährleisten (31.5.2008)
Ärzte weiterhin die angesehenste Berufsgruppe. Aber ihr Berufsprestige wird kleiner! (26.4.2008)
Wissenslücken und Schwierigkeiten der praktischen Umsetzung von Wissen bei US-Ärzten: Beispiel Virus-Grippe und CMV-Infektion (28.1.2008)
"We must end doctor brain drain.” - Ein Fünftel von Afrikas Ärzten und ein Zehntel seiner Pflegekräfte arbeiten im Ausland! (12.1.2008)
"Isabel" - Wie gut ist die neue Generation der Computer-Software zur klinischen Differential-Diagnose? (3.1.2008)
"Irren ist ärztlich" oder wo man lieber nicht seinem Arzt glauben sollte: Medizinische Mythen an die sogar Ärzte glauben. (23.12.2007)
"Heuchlerische Schwüre” oder Welche praktische Relevanz haben die hohen ethischen Standards der großen Mehrheit der US-Ärzte? (18.12.2007)
Wie ausschließlich können und dürfen sich Ärzte im Bonus-,Malus- oder Rabatt-Zeitalter noch um das Wohl der Patienten kümmern? (3.12.2007)
"Unzufriedene Manager im goldenen Gefängnis": Deutsche Allgemein-Ärzte im internationalen Vergleich (25.10.2007)
Weniger als die Hälfte der niedergelassenen Ärzte hält ein Marketing für die Praxis für wichtig (21.10.2007)
"Academic Detailing" - Wissenschaftliche Weiterbildung direkt in der Arztpraxis: Eine Alternative zum Pharmareferenten (13.10.2007)
Prüfungen für angehende Ärzte über ihre Kommunikationsfähigkeit erlauben Prognosen für spätere Patientenbeschwerden (7.9.2007)
Studie zur Berufszufriedenheit von Ärzten: Verbesserte Arbeitsbedingungen sind wichtiger als finanzielle Aspekte (10.7.2007)
Berufszufriedenheit von Ärzten und Pflegekräften: Unterstützung durch Vorgesetzte ist ein zentraler Einflussfaktor (5.7.2007)
Allgemeinmedizin in den USA= Schlechtbezahlte "Frauenarbeit" oder der Exodus männlicher Ärzte in die Facharztwelt!? (3.7.2007)
Arbeitszufriedenheit, Gesundheit und Arbeitsqualität von Ärzten - Wichtige Zusammenhänge für Ärzte und Patienten (29.5.2007)
Der Frauenanteil unter den Ärzten steigt: Ist dadurch die "sprechende Medizin" im Kommen? (15.3.2007)
Patienten mit psychosozialen Problemen rufen bei vielen Ärzten Stress, Frustration und Unzufriedenheit hervor (5.3.2007)
MEZIS (Mein Essen zahle ich selbst) - Initiative unbestechlicher und unabhängiger Ärzte gegründet (7.2.2007)
Bürokratie-Nebeneffekte: In vielen Patientenakten fehlen wichtige Informationen (2.1.2007)
"Wirtschaftliche Notlage" der Ärzteschaft? Fakt ist: Die Einkommensunterschiede der Ärzte sind immens (31.12.2006)
Informationspflichten von niedergelassenen Ärzten und "Bürokratiekosten" (28.12.2006)
Mehrheit der niedergelassenen Ärzte ist mit dem Beruf zufrieden (20.12.2006)
Der Arztberuf im Wandel (2.11.2006)
Ärzte im Zukunftsmarkt Gesundheit (2.8.2005)
Hormontherapie: Neuere Forschungserkenntnisse gelangen kaum in Arztpraxen (24.7.2005)

Seite mit den Texten aller Artikel aufrufen:
Arztberuf, ärztl. Aus- und Fortbildung
 

Andere Rubriken in "Patienten"


Gesundheitsversorgung: Analysen, Vergleiche

Arzneimittel, Medikamente

Einflussnahme der Pharma-Industrie

Arzneimittel-Information

Hausärztliche und ambulante Versorgung

Krankenhaus, stationäre Versorgung

Diagnosebezogene Fallgruppen DRG

Rehabilitation, Kuren

Kranken- und Altenpflege, ältere Patienten

Umfragen zur Pflege, Bevökerungsmeinungen

Schnittstellen, Integrierte Versorgung

Disease Management (DMP), Qualitätssicherung

Leitlinien, evidenzbasierte Medizin (EBM)

Verhaltenssteuerung (Arzt, Patient), Zuzahlungen, Praxisgebühr

Arztberuf, ärztl. Aus- und Fortbildung

IGeL Individuelle Gesundheitsleistungen

Alternative Medizin, Komplementärmedizin

Arzt-Patient-Kommunikation

Patienteninformation, Entscheidungshilfen (Decision Aids)

Shared Decision Making, Partizipative Entscheidungsfindung

Klinikführer, Ärztewegweiser

Internet, Callcenter, Beratungsstellen

Patienteninteressen

Patientensicherheit, Behandlungsfehler

Zwei-Klassen-Medizin

Versorgungsforschung: Übergreifende Studien

Versorgungsforschung: Diabetes, Bluthochdruck

Versorgungsforschung: Krebs

Versorgungsforschung: Psychische Erkrankungen

Versorgungsforschung: Geburt, Kaiserschnitt

Versorgungsforschung: Andere Erkrankungen

Sonstige Themen



"So, wann sagt man schon mal, ja das macht der Allgemeinmediziner": Allgemeinmedizin bei Studenten und Hausärzten unterschätzt!

Artikel 1326 Trotz der traditionell hohen Wertschätzung der PatientInnen für "meinen Hausarzt" und trotz der bereits seit einiger Zeit laufenden Bemühungen, Hausärzte institutionell und finanziell zu stärken (z. B. durch Hausarztverträge), werden deren Tätigkeit und Status gewaltig unterschätzt oder gar abfällig bewertet - und zwar von MedizinstudentInnen wie bereits niedergelassenen HausärztInnen!!
Dies jedenfalls ist das Ergebnis einer qualitativen Befragung von Angehörigen dieser beiden Gruppen durch GesundheitswissenschaftlerInnen der Universität Bremen (Arbeits- und Koordinierungsstelle Gesundheitsversorgungsforschung) unter Leitung von Norbert Schmacke.

Die Bremer Gesundheitsforscher haben 37 Interviews geführt, und 32 davon ausgewertet, und zwar mit 15 Studierenden von vier Universitäten, zwei in Schleswig-Holstein und zwei in Mecklenburg-Vorpommern, sowie mit 17 Ärzten in der Weiterbildung Allgemeinmedizin sowie niedergelassenen Hausärzten aus beiden Bundesländern. Die Interviews fanden im ersten Halbjahr 2007 statt. Die leitfadengestützten, qualitativen Interviews dauerten zwischen 45 Minuten und einer Stunde.

Vergegenwärtigt man sich die Tatsache, dass rund rund Dreiviertel aller Versicherten mindestens einmal im Jahr Kontakt mit einem Hausarzt bzw. Allgemeinmediziner hat und dies auch zukünftig erwartet, ist die durchaus verallgemeinerbare Rückschau eines praktizierenden Hausarztes bedenklich: "Ich habe als Student auch immer gedacht, ob diese (...) Praktischen Ärzte überhaupt Medizin machen. Wir haben darüber gelacht, wie die Fehldiagnosen machen".

Neben Hinweisen auf die in der Ausbildung liegenden Gründe für derartige Tätigkeitsbilder (Schmacke: "Es bringt nichts, das Hohelied der hausärztlichen Versorgung zu singen, wenn die Studierenden selbst das Fach gar nicht praktisch erfahren." Student: "Die Allgemeinmedizin-Vorlesung hat dazu beigetragen, dass ich gesagt habe, das ist kein richtiges Fach, das ist alles nur Humbug. Ich bin eines Besseren belehrt worden in meinem Blockpraktikum. Die Vorlesung ist grauenvoll. Ich habe danach gedacht: Allgemeinmediziner sind gescheiterte Ärzte. Da bin ich froh, dass ich im Blockpraktikum noch viel dazugelernt habe.") spielen aber auch Veränderungen in der professionellen Einstellung eine Rolle (Hausarzt: "Bei Vielen ist die Bereitschaft nicht vorhanden' für andere da zu sein.").

Zu den wichtigsten Themenkomplexen der Studie und zugleich den wichtigsten Determinanten des schlechten Images der Hausarzttätigkeit gehören das

• Beklagen von Zuständigkeitsverlusten, die
• Beanspruchung psychosozialer Kompetenzen, das
• Negativimage der Allgemeinmedizin und Ansätze der Identitätsbildung, die
• zum Teil demotivierenden oder ambivalenten Lehr- und Lernerfahrungen in Studium, die
• schlechten Erfahrungen in der Weiterbildung, die
• Bedeutsamkeiten privater Lebensgestaltung, die
• Nähe und Distanz in der Allgemeinmedizin sowie die
• Schwierigkeiten der intra- und interdisziplinäre Zusammenarbeit.

Die 126 Seiten umfassende Studie stellt nicht nur die Ergebnisse der Interviews vor, sondern dokumentiert auch die dabei eingesetzten Leitfäden. Außerdem ermöglichen die ausführlichen Zitate von typischen Interviewsentenzen dem Leser tiefergehendere Eindrücke und Beurteilungen zu gewinnen. Dies kann angesichts des nahezu systematischen Mangels an derartigen Befragungen und Studien mit und über Ärzte und ihre Tätigkeit nicht hoch genug bewertet werden.

Schließlich ordnet die Studie ihre Ergebnisse auch sehr differenziert und gehaltvoll in die laufende Debatte um die Zukunft der Allgemeinmedizin und der hausärztlichen Versorgung in Deutschland ein und gibt wichtige Hinweise für die weitere notwendige Debatte. Dies gilt beispielsweise für die folgenden Anmerkungen am Schluss des Berichts: "Zum Schluss soll angesprochen werden, dass in den Diskussionen um die Zukunft hausärztlicher Versorgung vielleicht auch Fehlannahmen enthalten sind, die korrigiert werden sollten. Damit soll angesprochen werden, dass die Frage der Perspektive hausärztlicher Versorgung nicht losgelöst von gesamtgesellschaftlichen Trends behandelt werden kann. So mag es trivial wirken, darauf hinzuweisen, dass es kein Ziel sein kann, in strukturschwachen Regionen Insellösungen für die Dichte und Qualität hausärztlicher Präsenz anzustreben, wenn in allen anderen vitalen gesellschaftlichen Bereichen gleiche Lebensqualität mit gut versorgten und wirtschaftlich prosperierenden Ballungsregionen nicht erreichbar ist. Es erscheint auch nicht sinnvoll, länger isoliert über Abwanderung von Ärzten aus Deutschland zu reden, wenn es richtig ist, dass Deutschland als Arbeits- und Lebensort für viele hoch qualifizierte Menschen in den letzten Jahrzehnten an Attraktivität verloren hat (Bade 2007). Und es erscheint müßig, an der Rekonstruktion eines alten, vielleicht auch in Reinkultur nie realisierten Hausarztbildes arbeiten zu wollen, wonach Ärztinnen und Ärzten abverlangt würde, Tag und Nacht ansprechbar zu sein und losgelöst von ei-genen Unterstützungssystemen gewissermaßen als Ankerplatz für kranke Körper und Seelen zur Verfügung zu stehen. Die hausärztliche Versorgung der Zukunft wird anders aussehen als heute. Grundsätzlich, weil medizinischer Fortschritt und demographischer Wandel Veränderungen erzwingen, darüber hinaus aber auch, weil zu vermuten steht, dass es auf Dauer deutlich unterschiedliche Erwartungen von Patienten und Patientinnen an "ihre" Hausärzte und -ärztinnen in den verschiedenen Regionen von Deutschland geben wird."

Der Abschlussbericht der Studie "Die Sicherung der hausärztlichen Versorgung in der Perspektive des ärztlichen Nachwuchses und niedergelassener Hausärztinnen und Hausärzte" die von Heidi Niehus, Bettina Berger, Maren Stamer und Norbert Schmacke mit Förderung durch den AOK Bundesverband durchgeführt wurde, ist kostenlos erhältlich.

Bernard Braun, 24.8.2008