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Was haben die 75% der deutschen Ärzte von der Transparenz über Industriezahlungen an sie zu befürchten, die sie 2016 verhinderten?

Artikel 2578 In den USA gibt es seit 2013 und in Deutschland seit 2015 Veröffentlichungen über die Höhe und Art der Zuwendungen von Pharmaunternehmen an Ärzte. Und damit hören die Gemeinsamkeiten auch bereits auf: In den USA handelt es sich um eine gesetzliche Vorschrift mit dem griffigen Namen "Physician Payments Sunshine Act", die für alle Pharmaunternehmen und alle Ärzte verpflichtend ist. In Deutschland handelt es sich um eine Selbstverpflichtung an der nur die Mitglieder des Verbandes der forschenden Arzneimittelhersteller (VfA) und diejenigen Ärzte mitmachen, die das wollen. In die deutschen Übersichten gehen außerdem Zuwendungen der Generikahersteller, der Hersteller homöopathischer Mittel und der Mitglieder des Bundesverbandes der pharmazeutischen Industrie (BPI) nicht ein. Der Anteil der Ärzte, die ihre Zuwendungen transparent machen sank von 31% im Jahr 2015 auf 25% im Jahr 2016. In Deutschland können also PatientInnen weder für 75% ihrer Ärzte etwas über Zuwendungen der Pharmaindustrie erfahren noch selbst bei den 25% nicht, ob und wie viel sie noch Zahlungen von Generikaherstellern u.a. erhalten haben.

Dabei geht es bei den Zahlungen der 54 größten Pharmaunternehmen an Ärzte und medizinische Fachkreisangehörige 2016 um insgesamt 562 Millionen Euro. 356 Millionen Euro wurden als Honorar für die Durchführung von klinischen Studien und Anwendungsbeobachtungen (AWBs) bezahlt, wobei letztere nach Meinung von Fachleuten meist nutzlos sind. 105 Millionen Euro bekamen Ärzte als Vortragshonorar und für die Teilnahme an Fortbildungsveranstaltungen. Mit weiteren 101 Millionen Euro sponserte die Industrie Veranstaltungen und Institutionen.

Darüber was drei Viertel der deutschen Ärzte von der freiwilligen Transparenz abhält gibt es immer schon Vermutungen, die vor allem auf mögliche Ängste über Vertrauens- und mögliche Patientenverluste für den einzelnen Arzt aber auch Imageschäden für die gesamte Ärzteschaft hinweisen. Dabei blieb bisher unüberprüft, ob diese Ängste berechtigt sind oder auch andere Faktoren eine Rolle spielen. Umso leichter begeht die Mehrheit der deutschen Ärzte aus Angst vor dem Tod Selbstmord, sprich erschüttert erst recht Vertrauen durch die absichtliche Intransparenz und fördert möglicherweise Stereotype und Heuristiken über "geldgierige, heimlichtuende" Ärzte, die sich viel mehr und länger auswirken als die reine Wahrheit.

Über die von dieser Transparenz zu erwartenden Wirkungen gibt aber jetzt eine kleine Studie detailliert Auskunft.

Dafür wurden 278 englischsprachige EinwohnerInnen des US-Bundesstaats Massachusetts über 18 Jahre und mit mindestens einem Gesundheits-Leistungsanbieterkontakt in den letzten 12 Monaten per Zufall in vier Gruppen aufgeteilt und zwar in eine Gruppe, die Ärzte beurteilen sollte von denen sie auf einer entsprechenden Website sehen konnten ob sie von Pharmaunternehmen oder Herstellern von anderen Medizinprodukten keine Zahlung, wenig Zahlungen oder hohe Zahlungen erhalten hatten. Die der Kontrollgruppe zugeordneten Personen konnten die entsprechende Website nicht einsehen.

Die TeilnehmerInnen sollten auf entsprechenden Skalen ihr Vertrauen zu dem Arzt bzw. zur medizinischen Profession und zur Industrie angeben. Dabei konnten sie nach den Aspekten Ehrlichkeit, Treue zu den Patienteninteressen, Kompetenz und Vertraulichkeit beim Schutz von privaten Informationen unterscheiden.

Die Ergebnisse sahen so aus:

• Verglichen mit den Ärzten, die keine Zahlungen erhalten hatten wurden insbesondere die Ehrlichkeit und die Treue der Ärzte, die hohe Zuzahlungen (über 13.000 US-$) erhielten, geringer bewertet.
• Unter den 7,9%, die ihren eigenen Arzt auf der Website fanden, verschlechterte sich die Bewertung der Ehrlichkeit und Treue mit der Höhe der Zahlungen.
• An der Bewertung der Kompetenz der individuellen Ärzte änderte sich aber durch den Erhalt und die Höhe der Zahlungen nichts.
• Die Kenntnis und die Lektüre der Zahlungs-Website änderte ferner an der Bewertung der medizinischen Profession insgesamt und der Pharma- wie Medizinprodukte-Industrie nichts.

Was hier deutlich wird, ist, dass PatientInnen mit der möglichen Transparenz sehr differenziert umgehen, sie also weder ihrem individuellen Arzt im Lichte der Kenntnisse über Zahlungen durchweg nicht mehr vertrauen noch der gesamten Profession oder den Zahlern solcher Zahlungen das Vertrauen entziehen. Da der Umfang und auch die Qualität (z.B. getrennte Darstellung der Zahlungen für klinische Studien oder AWBs) der Intransparenz auch Vertrauen erschüttern können und vielleicht sogar wesentlich subtiler und nachhaltiger, ist den 75% NichtteilnehmerInnen zu raten freiwillig ihr Verhalten zu ändern oder es darauf ankommen lassen, dass dieser Bereich zukünftig eindeutig per Transparenzgesetz und Pflichttransparenz geregelt wird.

Eine Datenbank, die Zahlungen je Arzt aus der Gruppe der 25% ausweist, ist kostenlos für jeden zugänglich.

Der Aufsatz The Effects of Public Disclosure of Industry Payments to Physicians on Patient Trust: A Randomized Experiment. von Hwong AR, Sah S und Lehmann LS ist in der Fachzeitschrift "J Gen Intern Med." am 17. Juli 2017 als Vorab-Onlinepublikation erschienen. Ein Abstract ist kostenlos.

Bernard Braun, 21.9.17