Home | Patienten | Gesundheitssystem | International | GKV | Prävention | Epidemiologie | Websites | Meilensteine | Impressum

Sitemap erstellen RSS-Feed

RSS-Feed
abonnieren


Weitere Artikel aus der Rubrik
GKV
Beitragssatz, Finanzierung, GKV-PKV


GKV-Versicherte warten 15 Tage länger auf einen Dermatologen-/Neurologentermin als PKV-Versicherte (17.10.23)
Bei einem Drittel der Beschäftigten passt der Job nicht zum Abschluss - Mismatches, unbezahlte Überstunden und GKV-Finanzen (12.12.19)
Wie Geringqualifizierte in Deutschland zur Einnahmeschwäche der GKV beitragen und wie dies vermieden werden könnte. (31.8.19)
Deutschland mal wieder Weltmeister: Geburt eines Kindes verschlechtert erheblich und nachhaltig das Einkommensniveau von Frauen (25.1.19)
Wie sich die Sozialversicherungsbeiträge um bis zu 6,7 Beitragspunkte senken ließen - die versicherungsfremden Leistungen (10.5.18)
18,7 Millionen Hartz IV-Empfänger zwischen 2007 und 2017 bedeuten auch zig Milliarden Euro Mindereinnahmen für die GKV (26.3.18)
Trotz Boom: Fast 40% atypisch Beschäftigte. Negative Folgen für die Finanzierung der Sozialversicherungsleistungen! (19.5.17)
Deutschland: Platz 15 im EU-Vergleich der Lohnnebenkosten oder wie wenig gefährden sie den Wirtschaftsstandort (5.5.15)
Kosten für den Einzug aller Sozialversicherungsbeiträge zwischen Selbstverwaltung, Wollen, Können und Rechtsverordnung (27.4.15)
Alter, saurer Wein wird auch nicht süßer, wenn der Kellner wechselt: Bundesbank und Dämpfung möglicher Gesundheitskosten-Explosion (24.7.14)
Zwischen 14 und 20% aller abhängig Beschäftigten haben nach Einführung des Mindestlohns Anspruch auf Lohnerhöhung (4.3.14)
Niedriglöhne in Deutschland europaweit am höchsten und weit verbreitet - Ein nicht geringer Beitrag zur Einnahmeschwäche der GKV! (1.8.13)
Auf rückwärtsgewandten Pfaden weiter zur Zweiklassenmedizin (24.5.13)
Niedriges Einkommen=niedrige Beitragseinnahmen. Löhne erwerbstätiger Ausländer nach 8 Jahren bei 72% des Lohns deutscher Arbeiter (6.2.13)
Produktionsverlagerungen ins Ausland und "zu hohe" Lohnnebenkosten? Aktuelle Industriedaten zur Verlagerung und Rückverlagerung (31.12.12)
Verborgene Kosten des Gesundheitssystems der USA. 15,4% aller Kosten sind unbezahlte gesundheitsbezogene Tätigkeiten (17.12.12)
Warum selbst Arbeitgeber im Moment nicht so richtig über die Last zu hoher Lohnnebenkosten durch die Sozialversicherung klagen ? (3.12.12)
Aufgewärmtes zur Praxisgebühr: Unbelehrbar, unbe-irr-bar oder einfach nur irre? (12.4.12)
ZahnmedizinerInnen und MedizinerInnen haben nach eigenen Angaben und über ihr gesamtes Erwerbsleben die höchsten Nettostundenlöhne (31.3.12)
Zuzahlungen in der GKV 2005-2010: Jährlich rd. 5 Mrd. Euro, kaum erwünschte aber durchaus unerwünschte Steuerungswirkungen (26.3.12)
Windchill-Effekt auch bei der Bürokratie wirksam (1.2.12)
Neues aus der Bildungsforschung: Der besonders hohe Nutzen von Hochschulabsolventen für die Sozialbeiträge in Deutschland (22.9.11)
Welche Rolle spielen Lohnnebenkosten bei Investitionsentscheidungen in Deutschland und in 12 anderen Ländern? Scheinbar keine! (20.9.11)
Lasst die "Sau am besten im Stall"! Verbessert Kostenerstattung die Transparenz und steuert die Inanspruchnahme von Leistungen? (4.9.11)
Gleichstellungsbericht: Nachteile für individuelle Verwirklichungschancen und die künftige soziale Sicherheit von Frauen. (18.6.11)
Absenkung der Arbeitskosten durch Senkung der Sozialbeiträge für Geringverdiener schafft keine Arbeitsplätze, sondern Probleme! (1.6.11)
Mehr Frauen erwerbstätig aber mit sinkender Arbeitszeit - deutscher "Sonderweg": Ein notwendiger Nachtrag. (2.5.11)
"Geringfügige Beschäftigungsverhältnisse" oder Minijobs = kurz- wie langfristige Mini-Krankenkassenbeiträge (15.4.11)
Frauen zurück an den Herd? Zur Empirie der Einnahmenschwäche der GKV. (10.4.11)
Neues aus der unendlichen und nicht ganz einfachen Geschichte der Ärzteeinkommen zwischen Verelendung und Überfluss (2.3.11)
Trotz Aufschwung: Auch 2010 stagniert die Bruttolohnquote als eine Basis der GKV-Einnahmen auf dem erreichten niedrigen Niveau (5.12.10)
8% Lohnkluft zwischen Männern und Frauen von insgesamt 23 % ist Ungleichbehandlung Gleicher oder Diskriminierung (25.10.10)
FDP?! Mehr Staatsfinanzierung und Sozialbürokratie durch einkommensunabhängige Zusatzbeiträge mit Sozialausgleich (12.10.10)
Innenleben der "Zwei-Klassen-Medizin: Arzneimittel und PKV=wirtschaftlich, innovativ, wirksam, qualitativ hochwertig? Eher nicht! (27.4.10)
2009: Deutschland belegt in der EU erneut Mittelplätze bei den Arbeits- und Lohnnebenkosten. (30.3.10)
Deutschland im EU-Vergleich seit 2000: Schlusslicht bei Bruttolohn-, Arbeitskosten- und Lohnnebenkostenentwicklung. (13.3.10)
Risikoorientierte Beiträge à la PKV: Das Ende der Gesundheitsreformen oder Modell mit wenig Nutzen und ungewisser Zukunft? (28.2.10)
Sprungbrett in die Sackgasse oder "von nichts kommt nichts"! Wie sehen Niedriglöhne in Deutschland aus und was bewirken sie? (10.2.10)
Geld für "Bildung statt Banken"!? Welche langfristigen Wachstums-, Produktivitäts- und Sozialeffekte haben 25 PISA-Punkte? (27.1.10)
Kollateralschäden des Hartz IV-Bezugs oder was hat das Arbeitslosengeld II mit der Einnahmeschwäche der GKV zu tun? (15.12.09)
Finanzierung der GKV durch Prämien a la Schweiz!? Wie sich die Bundesregierung mit einer Tasse Kaffee eine Kommission sparen kann! (21.11.09)
Womit können Therapietreue und Wirtschaftlichkeit verbessert werden?: "Weniger Zuzahlungen verbessern die Therapietreue!" (8.11.09)
Gutachten "zur Überwindung des zweigeteilten Krankenversicherungsmarktes" oder wie zukunftssicher ist die PKV? (7.9.09)
Wie viele Krankenkassenmitarbeiter gibt es? Und was kosten sie die Versicherten? Daten zum Mythos aufgeblähte Verwaltungsausgaben (24.8.09)
Atypisch Beschäftigte nehmen 2008 weiter zu und der Verdienst von fast jedem Zweiten liegt unter der Niedriglohngrenze (19.8.09)
Wissenschaftler: Das deutsche Krankenversicherungs - System mit privater und gesetzlicher Kasse ist in Europa heute die Ausnahme (20.7.09)
Ausgaben und Finanzierung des deutschen Gesundheitswesens aktuell - ein weiteres Stück Gesundheitsberichterstattung. (16.6.09)
1-Eurojobs als "bedeutsamstes Instrument der Arbeitsmarktpolitik": Wenig Wirkung, viele Nebenwirkungen! (1.6.09)
Ungleich, ungleicher, Vermögensverteilung in Deutschland - Wie schwer hätte es eine Bürgerversicherung aktuell? (25.1.09)
Private Krankenversicherung: Die Bindung an einen Hausarzt ist häufig schon Tarifnorm (29.12.08)
Abschied von der "Mittelstandshypothese": Zur schwachen Empirie des "Jobmotors" Klein- und Mittelbetriebe. (20.12.08)
Komponenten der GKV-Einnahmeschwäche: Mehr Frauen erwerbstätig aber mit sinkender Arbeitszeit - deutscher "Sonderweg". (3.12.08)
Determinanten der Einnahmeschwäche des Sozialversicherungssystems: Tarifflucht neugegründeter Betriebe in Ost und West (2.11.08)
"Arbeit zu haben ist besser als gar keine Arbeit zu haben": Blaue Seiten des "Jobwunders" für "Arbeithaber" und Sozialversicherung (14.9.2008)
Einmal im Niedriglohnsektor, immer im Niedriglohnsektor? - Daten zur Erwerbsstatusmobilität in Deutschland. (9.6.2008)
Privatpatienten bringen Ärzten eine doppelt so hohe finanzielle Vergütung - und damit Anreize zur Bevorzugung dieser Gruppe (16.5.2008)
Was bedeutet das "Abspecken des Mittelschichtbauchs" für die finanzielle Situation der Sozialversicherungsträger in Deutschland? (17.4.2008)
Leicht schwindende offene und deutlich zunehmende verdeckte Arbeitslosigkeit als Ursachen der Einnahmeschwäche der deutschen Sozialversicherung. (23.1.2008)
"GKV-Beiträge bleiben 2008 weitgehend stabil" oder auch nicht! - Wo bleibt der Beitrags-Abschwung bei wirtschaftlichem Aufschwung? (16.12.2007)
Entwicklungstendenzen atypischer Beschäftigung als Risiko für die Sozialsystem-Finanzierung - Materialquelle IAB-Infopool (5.12.2007)
Arme Kassenpatienten, glücklich, wer privat krankenversichert ist? (4.12.2007)
Quelle der GKV-Einnahmeschwäche: Jeder siebte Bundesbürger unter 65 bekam 2005/2006 mindestens kurz Arbeitslosengeld II (15.9.2007)
Was hat "Generation Praktikum" mit der GKV-Einnahmeschwäche zu tun? Berufseinstieg von Hochschulabsolventen schwieriger! (13.2.2007)
Betriebsräte, Einkommenshöhe und Sozialbeitragsvolumen: ein positiver Zusammenhang! (7.2.2007)
Wenn der Schuster nicht bei seinem Leisten bleibt - Erzwungene Berufswechsel und GKV-Finanzierung (22.1.2007)
Mangelware "kontinuierlicher Erwerbsverlauf" und die Einnahmeschwäche der Sozialversicherungssysteme (28.12.2006)
Einnahmenkrise der GKV auch durch Niedrigsteinkommen und fehlende Mindestlöhne (5.11.2006)
GKV-Beitragssatz könnte um 1-2 Prozentpunkte gesenkt werden (11.2.2006)
Verdreifachung der GKV-Ausgaben bis 2050 durch medizinischen Fortschritt? (17.10.2005)
Ohne "Verschiebebahnhof"-Politik GKV-Beitragssatz unter 12 Prozent (10.8.2005)
Mehr Privatisierung der Absicherung von Krankheitsrisiken: Weder wirksamer noch wirtschaftlicher als das GKV-System! (9.8.2005)
GKV-Beitragssatz 2040 = 31,2 %? So funktioniert demografischer Schwindel! (31.7.2005)

Seite mit den Texten aller Artikel aufrufen:
Beitragssatz, Finanzierung, GKV-PKV
 

Andere Rubriken in "GKV"


Gutachten, Systemvergleiche

Beitragssatz, Finanzierung, GKV-PKV

Umfragen, Bevölkerungsmeinungen

Rechtliche Regelungen

Kassenwettbewerb

Versicherteninteressen, Selbstverwaltung, GBA

Solidarprinzip

Risikostrukturausgleich RSA

andere Themen zur GKV



Determinanten der Einnahmeschwäche des Sozialversicherungssystems: Tarifflucht neugegründeter Betriebe in Ost und West

Artikel 1381 Auch wenn sich mittlerweile immer mehr Diskutanten einig sind, dass eine anhaltende Einnahmeschwäche und nicht eine Ausgabenexplosion zu den Hauptproblemen der Gesetzlichen Krankenversicherung gehören, sind genauere qualitative und quantitative Angaben über die Ursachen dieser Schwäche immer noch selten. Deshalb kommt auch selbst Kennern der Lage bei den Stichworten "Branchen- und Flächentarifvertrag" nicht sofort auch ein Teil der finanziellen Stabilität der GKV in den Sinn.

Zur Normalität der Leistungsfähigkeit und vor allem der Finanzierung des deutschen Sozialsicherungssystem gehören aber neben vielen anderen Faktoren Flächentarifverträge, die einen von Arbeitgeberverbänden und Gewerkschaften ausgehandelten Tariflohn und andere betrieblich einheitlichen Arbeitsbedingungen möglichst in jedem Betrieb der Branche garantieren. Ohne Flächentariflöhne besteht die Gefahr eines interregionalen und -betrieblichen Einkommensgefälles, von wesentlich stärkeren Einkommensschwankungen als mit Flächentarifen und schließlich unterschiedlicher Arbeitsbedingungen mit damit möglicherweise auch verbundenen unterschiedlichen Gefährdungs- oder Risikobedingungen für die Gesundheit der Beschäftigten. Damit kommt es in einem einkommensbasierten beitragsfinanzierten Sozialsystem zu Ungleichheiten der Bezugsbasis der Einnahmen - bei weiterhin bundesweit einheitlichem Leistungsniveau.

Um welche Größenordnungen und damit potenziellen Ungleichheiten es sich dabei dreht weist nun erstmals für die Bundesrepublik ein Kurzbericht des "Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB)" der Bundesagentur für Arbeit auf Basis des so genannten IAB-Betriebspanels nach. Dieses Panel ist eine jährliche Wiederholungsbefragung von mittlerweile rund 16.000 Betrieben, die seit 1993 in Westdeutschland und seit 1996 auch in Ostdeutschland durchgeführt wird. Grundgesamtheit sind Betriebe aller größerer Branchen und Größenklassen, die mindestens einen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten haben. In persönlich-mündlichen Interviews werden Informationen zu verschiedenen Themen erhoben, seit 1996 auch zur Tarifbindung in beiden Landesteilen.

Die Hauptergebnissen und -tendenzen sehen danach so aus:
• Insgesamt sinkt die Tarifbindung zumindest in Westdeutschland weiter. Zu den Austritten aus den Arbeitgeberverbänden kommt die abnehmende Neigung neuer Betriebe, sich an Tarifverträge zu binden. Während 1996 in der westdeutschen Privatwirtschaft noch 66 % der Beschäftigten von einem Flächentarifvertrag erfasst wurden, waren es 2007 lediglich noch 52 %. In Ostdeutschland ging ihr Anteil von 48 % auf 33 % zurück.

• Eine bisher kaum wahrgenommene Dynamik in der deutschen Betriebe-Landschaft ist ihr sehr großer und schneller ständiger Wandel: Von den insgesamt rund 2 Millionen Betrieben mit sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten "sterben" jedes Jahr 200 bis 250.000 und werden durch etwa die gleiche Anzahl neuer Betriebe ersetzt. Dieser stete Wechsel führt dazu, dass z.B. über einen Zeitraum von 4 Jahren ungefähr ein Drittel des Betriebsbestandes ausgetauscht wird. Ein Teil der neu entstandenen Betriebe 'überlebt’ die ersten Jahre nicht. • Die tatsächlichen Neugründungen - die etwa zwei Drittel der neu entstandenen Betriebe ausmachen - sind besonders 'tariffern’. Durch organisatorische Änderungen (z. B. Ausgründungen, Eigentümerwechsel oder Rechtsformwechsel) entstandene Betriebe sind dagegen deutlich öfter tarifgebunden.

• In der jüngsten Zeit, also zwischen 2003 und 2007, wird der sinkende Anteil von Betrieben mit Tarifbindung insbesondere durch die neu entstandenen Betriebe forciert: Der in den alten Bundesländern weiterhin starke Rückgang der an einen Branchentarif gebundenen Betriebe vollzieht sich sowohl unter den Bestandsbetrieben (von 43% auf 37%) als auch in besonderem Maße durch den Austausch von alten(41%) durch neue Betriebe (24%). In den neuen Bundesländern tut sich insgesamt nicht viel, erkennbar ist die Stabilisierung auf niedrigem Niveau. Es zeigt sich aber auch hier der immer noch niedrigere Anteil tarifgebundener Einheiten unter den neu entstandenen Betrieben.

• Die Vermutung, an die Stelle von Flächen- oder wenigstens Branchentarifverträgen träten verstärkt Firmentarifverträgen, die zwischen Gewerkschaft und Betrieb ausgehandelt werden, kann das IAB-Betriebspanel nicht.

Auch trotz einiger Schwächen des Betriebspanels, wie etwa der bisherigen Konzentration auf 17 Branchen, zeichnen sich insbesondere bei der Vielzahl völlig neu gegründeter Betriebe eine Reihe sich verstetigenden und noch expandierenden sozialer Probleme ab. Zu ihnen zählt auch die beeinträchtigte Finanzierungsbasis der Sozialversicherung. Die Autoren des IAB-Berichts verweisen zum Schluss ihrer Analyse auch darauf hin, dass Arbeitgeberverbände neben dem allgemeinen Interesse an Mitgliedern auch ein Eigeninteresse an halbwegs vergleichbaren Wettbewerbsbedingungen für ihre Mitglieder haben müssten. Dies scheinen sie aber in ihren dramatisierenden Appellen zur Senkung der Lohnnebenkosten durch alle geeigneten Maßnahmen restlos zu verdrängen.

Der 8 Seiten umfassende "5. IAB-Kurzbericht Nr. 16/2008: Branchentarifvertrag - Neu gegründete Betriebe sind seltener tarifgebunden" von Susanne Kohaut und Peter Ellguth ist als PDF-Datei komplett und kostenlos erhältlich.

Bernard Braun, 2.11.08