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GKV
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Deutschland mal wieder Weltmeister: Geburt eines Kindes verschlechtert erheblich und nachhaltig das Einkommensniveau von Frauen

Artikel 2643 Über die systematische soziale und ökonomische Benachteiligung von erwerbstätigen Frauen gegenüber Männern auch und gerade in entwickelten Ländern oder Wohlfahrtsstaaten (diverse gender gaps) und die dadurch auch für Sozialversicherungsträger, deren Beiträge auf der Basis von Erwerbseinkommen erhoben werden, entstehenden Nachteile wurde in diesem Forum bereits mehrere Male berichtet.

Eine Anfang 2019 erschienene international vergleichende empirische Studie von WissenschaftlerInnen aus den USA, Großbritannien und der Schweiz über so genannte "child penalties" (Strafe für oder Nachteil durch ein Kind) in Dänemark und Schweden, Österreich und Deutschland sowie Großbritannien und den USA weist auf eine besonders gravierende und vor allem langfristig-dauerhaft folgenreiche Variante hin.
Untersucht wurde in den sechs Ländern mit unterschiedlichen längsschnittlichen Daten (in Deutschland z.B. mit den Daten des Sozioökonomischen Panels) die Entwicklung der Einkommen von Männern und Frauen von vor der Geburt des ersten Kindes bis zum zehnten Jahr nach dieser Geburt. Auch wenn bereits vor dieser Studie bekannt war, dass Frauen auch in Ehen oder festen Partnerschaften immer noch (nach einer aktuellen Studie der Konrad-Adenauer Stiftung gibt es sogar auf dem sowieso nicht hohen Niveau der Männer/Väterbeteiligung an der Kindererziehung eine Art Roll-Back der Lastenverteilung zu Ungunsten der Frauen/Mütter im Verlauf einer Ehe oder Partnerschaft) die Hauptarbeit mit der Kinderbetreuung und deren Folgen haben und damit auch Einkommenseinbußen erleiden, war die Intensität und Dauerhaftigkeit der "Strafe" für Frauen noch nicht so klar.

Das generelle Ergebnis ist, dass in allen Ländern Männer/Väter gar keine oder höchstens kleine und schnell vorübergehende Einkommenseinbußen erfuhren, Frauen/Mütter dagegen unmittelbar nach der Geburt beträchtliche Einbußen, die sich auch 10 Jahre nach der Geburt des ersten Kindes lediglich auf einem immer noch deutlich unter dem Einkommensniveau im Jahr vor der Geburt einpendelte. Die "Kindergebärstrafe" verstetigte sich also wahrscheinlich für den größten Teil des Erwerbslebens, wenn nicht sogar für die gesamte Erwerbseinkommenzeit. Dabei gibt es aber zwischen den und innerhalb der Ländergruppen erhebliche Unterschiede was die Intensität der Einkommensverluste von Frauen mit Kindern angeht.

Die wichtigsten Ergebnisse der Studie lauten:

— Die so genannte "long-run penalty" für die Frauen nach Geburt ihres ersten KIndes pendelte sich in Dänemark und Schweden auf 21% und 27% ein. Im ersten Jahr nach der Geburt war die "Strafe" in Schweden (rund minus 62%) unerwartet deutlich größer als in Dänemark (rund minus 33%)
— Die "long-run penalty" betrug in Großbritannien 44% und in den USA 31%. Die Verringerung des Einkommens der Frauen unmittelbar nach der Geburt ihres ersten Kindes war weniger groß als in den skandinavischen Ländern. Während dort die Einkommen der Männer nach der Geburt ihres ersten Kindes kaum zurückgingen und sogar im 10-Jahres-Beobachtungszeitraum anstiegen, nahmen sie in den angelsächsischen Ländern ab, allerdings bei weitem nicht so stark wie bei Frauen.
— In den beiden deutschsprachigen Ländern gleicht die Verringerung der Einkommen der Frauen einem Absturz und zwar um knapp unter (Deutschland) und über 80% (Österreich). Die "long-run penalty" betrug dann in Österreich 51% und in Deutschland 61% - was dann auch der Spitzenwert der Untersuchung war.
— Langfristig war also der Einkommensverlust von Frauen mit Kind in Deutschland fast dreimal so hoch wie der der skandinavischen Frauen.

So klar die Ergebnisse sind, so unsicher fallen die Erklärungsversuche aus. Als erstes wird der mögliche Einfluss der unterschiedlichen staatlichen Kinderpolitiken (z.B. Dauer des Mutterschaftsurlaubs, Steuervergünstigungen) untersucht. Obwohl sie einige "short-run effects" sehen, kommen die AutorInnen zu dem Schluss, "that child penalties are not driven primarily by public policies". Als Erklärungsalternative verweisen sie dann auf "gender norms and culture" in der Gesellschaft und in Familien. Ein Ergebnis der "correlation between child penalties and gender norms" lautet dann auch: "The countries that feature larger child penalties are also characterized by much more gener conservative views". Da es sich bei der Studie aber um eine Beobachtungsstudie handelt, schränken die AutorInnen selber ihre Erklärungsergebnisse mit dem Hinweis ein, dass kausale Schlüsse unzulässig sind und in die Irre führen können. Hier besteht also weiterhin dringender Forschungsbedarf.

Egal welche Erklärung letztlich zutrifft oder eben nur eine Mischung verschiedener Erklärungen hilft, verschlechtern derartige Einkommensverluste einerseits spürbar die laufende materielle Lebensqualität der Frauen, mindern andererseits kurz- bis langfristig bei gleichen Leistungsansprüchen die Einnahmen der Sozialversicherungsträger und wirken sich langfristig negativ auf die materielle Situation von Frauen im Rentenalter aus. Gründe genug um noch wesentlich genauer hinzuschauen, warum die unerwünschten Folgewirkungen von Geburten insbesondere in Skandinavien deutlich geringer sind.

Die Studie Child Penalties Across Countries: Evidence and explanations von Henrik Kleven, Camille Landais, Johanna Posch, Andreas Steinhauer und Josef Zweimüller ist im Januar 2019 erschienen und komplett kostenlos erhältlich.

Bernard Braun, 25.1.19